Vermont im frühen Herbst. Es ist noch warm, und den Bewohnern eines kleinen Dorfes könnte es eigentlich nicht besser gehen. Während der pensionierte Captain Wiles (Edmund Gwenn) auf der Jagd nach Kaninchen ist – sein Kühlschrank war morgens leer, und sein Magen daher auch –, versucht Mrs. Wiggs (Mildred Dunnock), die einen kleinen Laden besitzt, die Gemälde Sam Marlowes (John Forsythe) zu verkaufen. Allerdings kommt kaum jemand an ihrem Stand vorbei. Marlowe kann dies jedoch nicht aus der Fassung bringen – wie überhaupt Gottes Segen über dem Dorf zu liegen scheint. Friede – Friede – Friede. Rot, gelb und braun leuchtet der kleine Ort im herbstlichen Licht. Die Unschuld scheint hier ihre Heimat gefunden zu haben – bis, ja bis der kleine Arnie (Jerry Mathers) im nahe gelegenen Wald einen Mann findet.
Der liegt regungslos auf dem Boden. Aber er sonnt sich nicht etwa; er ist mausetot. Arnie rennt zu seiner Mama, der reizenden Jennifer (Shirley MacLaine in ihrem Leinwanddebut), um ihr von dem Toten zu berichten. Captain Wiles, der kurz zuvor auf seine in Aussicht genommene Mahlzeit, ein Kaninchen, geschossen hatte, stößt auch auf den leblosen Mann. Eiderdaus! denkt er. Nicht das Kaninchen hat er getroffen, sondern einen Wildfremden, dem er einen Brief aus der Jackentasche zieht, auf dem der Name Harry zu lesen ist. Harry, im grauen Anzug, mit rotbraunen Schuhen und Socken mit rotem Vorderteil, kann darüber nun nichts mehr sagen, und der Captain überlegt, was er nun tun soll. Zunächst einmal lautet die Parole: Gewissen erleichtern. Was muss dieser Wildfremde durch den Wald laufen, wenn sich Wiles gerade auf der – von Sheriff Wiggs (Royal Dano) übrigens streng verbotenen – Jagd befindet! Nachdem er alle Schuld von sich gewiesen hat und nur Bedauern bleibt, ist noch eines zu tun: Harry muss begraben werden. Muss ja nun nicht jeder wissen, dass es zu diesem Missgeschick gekommen ist.
Das Begraben allerdings erweist sich nicht als so unkompliziert, wie unser Captain es sich vorstellt. Denn der Wald scheint plötzlich mehr bevölkert als das kleine Dorf. Zuerst erscheint Mrs. Ivy Gravely (Mildred Dunnock), des Captains Nachbarin, und meint, Wiles habe offenbar ein Problem. Schnell und ruhig einigt man sich darauf, dass Wiles die Leiche verbuddeln soll und Mrs. Gravely Stillschweigen bewahrt. Dann erscheinen nach und nach ein Landstreicher (Barry Macollum), der Harry dankt und ihm die Schuhe entwendet, Jennifer und ihr Sohn, die aber schnell wieder verschwinden, und schließlich der zerstreute Dr. Greenbow (Dwight Marfield), der – ein Buch lesend – über Harry stolpert, ohne den Toten überhaupt wahrzunehmen.
Was soll Captain Wiles nur tun? Last but not least kommt auch der Maler Marlowe vorbei, platziert sich nicht weit von der Leiche entfernt und fängt an zu zeichnen. Erst als er bemerkt, dass er Füße, die hinter einem Busch hervorschauen, gezeichnet hat, fällt ihm Harry auf. Wiles kommt hinter dem Baum hervor, hinter dem er sich angesichts des starken Publikumsandrangs versteckt hatte, und beide beschließen, Schaufeln zu besorgen. Die Dinge sind jedoch komplizierter, als die beiden meinen. Denn nicht nur Miles glaubt, für den Tod Harrys verantwortlich zu sein. Plötzlich scheint es in dem Nest eine Schar von Tätern zu geben ...
Ein außergewöhnlicher Film des Suspense-Experten Hitchcock, der das amerikanische Publikum testen wollte, testen, ob es mit schwarzen (englischem) Humor etwas anfangen kann. Besonders beliebt war der Film in den USA allerdings nicht. „The Trouble with Harry“ ist eine schwarze, von exzellenten Dialogen und einer verwickelten Geschichte getragene Komödie, in der nicht nur Irrtum und falsche Schlussfolgerungen die Figuren ziemlich durcheinander bringen, auch wenn sie äußerlich extrem ruhig bleiben. Auch das Publikum führt Hitchcock am Nasenring durch Vermont. Edmund Gwenn, der den pensionierten Captain spielt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine Wendung der Geschichte um Harry, die Leiche, nach der anderen muss der arme alte Mann verkraften – und mit ihm später alle anderen, bis auf den Sheriff, der von allem keine Ahnung hat. Immerhin wird Wiles belohnt: mit einer durch Sam Marlowe veranlassten „Verjüngungskur“ kommen sich er und Mrs. Gravely näher. Auch der junge Jerry Mathers, der den Sohn von Jennifer spielt, ist eine kleine Kostbarkeit als Schauspieler. Arnie ist – trotz seines noch zarten Alters (vielleicht fünf Jahre alt) alles andere als auf den Kopf gefallen. Er macht Geschäfte mit einem Kaninchen und einem Frosch.
Harry zwingt alle zur Lüge und dann zur Wahrheit. Zunächst versucht jeder, die unangenehme Leiche möglichst aus dem Weg zu räumen; doch letztendlich gelingt es Harry – tot wie er nun einmal ist –, Wahrheiten ans Licht zu bringen, die mit ihm selbst nicht viel zu tun haben. Dazu allerdings muss er mehrmals unter die Erde und wieder ans Tageslicht. „The Trouble with Harry“ war der erste Film Hitchcocks, in dem er mit Bernard Herrmann zusammenarbeitete. Herrmann komponierte eine Musik, die die Skurrilität der Personen und den schwarzen Humor der Geschichte deutlich untermalt. Die von Robert Burks exzellent und fast schon romantisch gefilmte Herbstlandschaft steht so manches Mal im Kontrast zu der Geschichte um einen Toten, die das Leben der Figuren reichlich in Schwung bringt. Hitchcock selbst lässt sich übrigens auch blicken. Wann und wo? Man sehe selbst.