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    Alien 4 - Die Wiedergeburt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Alien 4 - Die Wiedergeburt
    Von Ulrich Behrens

    Die Wiedergeburt der im dritten Teil der „Alien“-Geschichte gestorbenen Lt. Ellen Ripley ist eher eine Art Wiederauferstehung im modernen gentechnischen Zeitalter. Fünf Jahre nach David Finchers eher mäßigem „Alien 3“ versuchte sich nun der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet („Délicatessen“, 1991,, „La Cité des enfants perdus“, 1995; „Die fabelhafte Welt der Amelie“, 2001) an dem Stoff. Jeunet – der eine Vorliebe für Außenseiter, Gestrandete, Outlaws usw. zu haben scheint – lässt Ripley als geklontes Kunstprodukt wiedererstehen. Skrupellose Wissenschaftler haben sozusagen aus ihrem letzten Blutstropfen, der kein Opfer der Flammen geworden war, immerhin 200 Jahre nach ihrem Tod nach sieben Fehlversuchen einen Klon der leidensgeprüften Ellen Ripley erzeugt, der allerdings auch genetische Informationen der Aliens enthält. Ein Mischwesen aus Gut und Böse, oder besser: von Mensch plus Gewissen und Alien ohne desgleichen, das uns die Kamera Darius Khondjis gleich zu Anfang als zunächst kaum zu erkennende Kreatur zeigt. Aus ihrem Leib schneiden die Wissenschaftler die Alien-Königin, flicken Ripley, die noch lebt, wieder zusammen und lassen ihr „Nebenprodukt“ aus lauter wissenschaftlichem Ehrgeiz und Neugier am Leben.

    Das dunkle Raumschiff Auriga schwebt durch das All. Um ihre Experimente fortzusetzen benötigen Dr. Wren (J. E. Freeman) und Dr. Gediman (Brad Dourif), die Leiter der wissenschaftlichen Abteilung an Bord, menschliche Wirte, um die Fortpflanzung der Aliens im menschlichen Körper zu gewährleisten. Da dies illegal ist, beauftragt General Perez (Dan Hedaya) eine Gruppe von Schmugglern damit, solche Wirte zu besorgen. Kurz nach Ripleys Wiedergeburt erscheint das Schmugglerraumschiff „The Betty“ auf Auriga. Zur Besatzung unter Führung von Elgyn (Michael Wincott) und seiner Freundin Hillard (Kim Flowers) gehören auch der an den High-Tech-Rollstuhl gefesselte Mechaniker Vriess (Dominique Pinon), das Großmaul und Narbengesicht Johner (Ron Perlman) und nicht zuletzt Call (Winona Ryder), die sich später als hochentwickelter Androide erweist – mit spezieller Programmierung.

    Dass die Aliens intelligent sind, beweisen sie den Menschen bald. In der Gefangenschaft töten sie einen der ihren, um durch dessen ätzende Körperflüssigkeit dem Raum zu entkommen, in dem sie beobachtet werden. Etliche Menschen werden Opfer der Außerirdischen. Die Besatzung der Betty, Ripley und einer der menschlichen Wirte, die übrig geblieben sind, Purvis (Leland Orser), (mit Alien hinterm Brustkorb) nehmen den Kampf gegen die Aliens auf ...

    Sigourney Weaver spielt – im Gegensatz zu den ersten drei Filmen der Alien-Geschichte – diesmal eine Mischung aus Gewissenlosigkeit und Abgebrühtheit einerseits, Hingezogenheit zur menschlichen Gesellschaft andererseits. „Zwei Seelen wohnen ach in ihrer Brust“, und Weaver überzeugt uns sehr rasch, wie abgefeimt sie im Unterscheid zu ihrem „genetischen Ausgangsmaterial“ der 200 Jahre zuvor verstorbenen Ripley geworden ist. Ihre körperlichen Fähigkeiten lassen im übrigen kaum etwas zu wünschen übrig, auch ein Ergebnis der Mischung mit Alien-DNA.

    In einigen schönen und erschreckenden Szenen kann Weaver diese Doppelbödigkeit ihrer Existenz als Ripley beweisen. Dabei steht sie trotzdem mit eineinhalb Beinen auf menschlicher und nur mit einem halben Bein auf Alien-Seite. Als Johner sie anzumachen versucht, spielt sie gerade Basketball und lässt ihn nicht nur beim Spiel, sondern auch ansonsten klar und überlegen abblitzen. Auch als Ripley die entsetzlich entstellten menschlichen Überreste der genetischen Experimente sieht und mit dem Flammenwerfer vernichtet, kann Weaver diese fast schon an „genetische Schizophrenie“ grenzende Hin- und Hergerissenheit ihres Daseins dokumentieren.

    Viele der Action-Szenen, die Verfolgungsjagden durch die Gänge des Raumschiffs, und besonders eine Szene, in der die Crew der Betty und Ripley tauchen müssen, um den Aliens zu entfliehen, kommen in ihrer Qualität an die beiden ersten Alien-Filme heran. Gerade diese Unterwasserszene ist äußerst spannend inszeniert und endet mitten in der Eierlegestation der Alien-Königin.

    Negativ zu vermerken an Jeunets Adaption des Stoffes ist allerdings, dass außer Ripley und dem narbengesichtigen Johner kaum einer Figur sehr viel an charakterlicher Tiefe zugesprochen wurde. Dan Hedaya zum Beispiel spielt den Bösewicht General Perez so unglaubwürdig „böse“, dass er wie eine Karikatur aus einem schlechten B-Movies erscheint. Und dann Winona Ryder: Wieso wurde diese für romantische Komödien oder weiß-ich-nicht-was vielleicht prädestinierte Schauspielerin für diesen Film verpflichtet? Sie wirkt wie ein ausgesprochener Fremdkörper in einem Horror-Sciencefiction, wie reingeklebt. Ron Perlman dagegen spielt einen hübsch-hässlichen Weltraum-Abenteurer, einen Glücksritter, der vor allem auf seine Kraft und die Waffe in seiner Hand vertraut, nichtsdestotrotz aber auch genügend Hirn besitzt. Der an den Rollstuhl gefesselte Pinon’sche Vriess kommt für meine Begriffe viel zu kurz. Pinon hätte eine etwas tiefer gehende Rolle gut gestanden. Auch die Wissenschaftler werden sträflich vernachlässigt, was bei diesem Thema die Strafe der Abwertung nach sich zieht. Denn wenn das Thema Gentechnologie schon in einen Film hereingenommen wird, dann bitte nicht so, dass die skrupellosen Wissenschaftler Randfiguren bleiben.

    Jeunets Film ist über weite Strecken trotzdem sehr sehenswert und hat mir etwas besser als Finchers „Alien3“ gefallen. Szenenbild, visuelle und special effects sind annehmbar. Andererseits sind die Horroreffekte der Aliens in Jeunets Streifen weitgehend – im Vergleich zu „Alien“ und „Aliens“ – zurückgenommen. Diese fleischfressenden Monster können lange nicht mehr so erschrecken wie in Scotts und Camerons Filmen. Man kann es auch so ausdrücken. Wer Hunger hat, kann sich an „Alien: Resurrection“ schon satt „essen“, nur kurz nach dem Film bekommt man eben Appetit auf „Alien“ und „Aliens“.

    Vor allem die Schlussszene trägt zu diesem Eindruck sehr viel bei. Das Riesenbaby, mit dem sich Ripley am Schluss „versöhnt“, um es dann aus dem Raumschiff zu „pusten“, erinnert kaum an die ursprünglichen Aliens, sondern an ein nacktes Spielzeug-Monsterchen, mit dem kleine Jungens im Alter von sechs gerne spielen. Zudem hat diese Szene etwas Pathetisch-Schmalziges, wenn Ripley mit dem Baby „schmust“, das einem die Sprache verschlägt.

    Jeunet hat sich einiges vergeben. Die Story selbst hätte mehr hergegeben, hätte er auf Charaktere und die „Dreiecksgeschichte“: mehr oder weniger gewissenhafte Menschen – mehr oder auch weniger skrupellose Menschen – Aliens – mehr Gewicht gelegt, die Konflikte entwickelt, um das zweifellos spannende Thema Gentechnologie etc. zu behandeln; dann wäre ein inhaltlich spannender Fortsetzungsfilm entstanden. Aber so ...

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