Der Journalist Chuck Tatum ist nach vielen Eskapaden, die seiner Karriere nicht gerade zuträglich waren, irgendwo in New Mexiko gestrandet, wo er sich schließlich bei einer kleinen Tageszeitung verdingt. Er langweilt sich und hadert mit seinem Schicksal, das ihn in diese öde Gegend „In The Middle Of Nowhere“ verschlagen hat.
Eines schönen Tages passiert in der Gegend etwas Aufregendes. Endlich. Der Minenarbeiter Joe Mimosa wird verschüttet. Ein gefundenes Fressen für den Sensationsreporter. Obwohl es eine recht einfache Möglichkeit gäbe, den armen Teufel binnen 24 Stunden aus seiner misslichen Lage zu befreien, tut er sich mit dem korrupten Sheriff zusammen und verkompliziert die Rettungsmaßnahmen. Somit werden aus potentiell 24 Stunden mehrere Tage, genug Zeit, um die Geschichte in der Presse breitzutreten und Gewinn daraus zu schlagen. Eine sensationelle Exklusiv-Geschichte könnte seine ramponierte Karriere wieder in Schwung bringen, der Sheriff könnte sich als Held präsentieren und seine Widerwahl begünstigen.
Und die Rechnung scheint aufzugehen. Die Gaffer und die Vertreter der Yellow Press reisen in Scharen an. Es entsteht ein regelrechter Rummelplatz vor dem Berg, der den armen Joe Mimosa zu töten droht. Und Joes Zustand verschlechtert sich. Schließlich stirbt er kurz vor seiner viel zu lang herausgezögerten Rettung an einer schweren Lungenentzündung. Chuck Tatum, der Drahtzieher dieser Posse mit tödlichem Ausgang, wird sich seiner schweren Schuld bewußt. Aber es interessiert keinen. Der Tross der Sensationslüsternen und die Yellow Press ziehen weiter, als sei nichts gewesen - immer auf der Suche nach der nächsten Sensation, dem nächsten Unglück, den nächsten Toten - denn wie Tatum seinem Adjutanten beibringt, verkaufen sich schlechte Nachrichten um Längen besser als gute Nachrichten.
Billy Wilder rechnet in Reporter des Satans auf ungemein bittere und zynische Art mit der Yellow Press ab. Die Art und Weise, wie in erster Linie aus dem Elend und dem Leid anderer Menschen auf nahezu menschenverachtende Art und Weise Kapital geschlagen wird, wurde selten unverblümter dargestellt. Die Wahrheit liegt nicht nur im Auge des Betrachters, sondern basiert auch auf den Nachrichten, die wir in den Medien aufgetischt bekommen.
In Reporter des Satans wird nicht differenziert, Charaktere ausbalanciert, verschiedene Sichtweisen ausgeleuchtet. Alle Presseleute werden als gewissenlose, überhebliche und verantwortungslose Schufte in Szene gesetzt. Angetrieben von der breiten Masse, die Wilder als sensationslustige Zombies darstellen lässt, die von Opfer zu Opfer, von Unglück zu Unglück und von Katastrophe zu Katastrophe ziehen. Die Yellow Press schlachtet ohne Rücksicht auf Verluste das Leid der Menschen aus, um Profit zu machen und die zahlende sensationslüsterne Herde bei Laune zu halten.
Es war Wilder klar, dass er mit seinem angeekeltem Statement die Welt nicht verändern würde. Aber es war ihm ein Bedürfnis etwas loszuwerden. In dem Augenblick als dem Reporter des Satans Chuck Tatum der ganze Wahnsinn klar wird und er die Wucht der Schuld auf seinen Schultern fühlt, die er sich und der Welt durch sein verantwortungsloses Handeln aufgebürdet hat, lässt Wilder seinen Hauptcharakter sterben. Er wird im Streit mit der ruchlosen Witwe des Opfers Joe Mimosa durch eine Schere verwundet. Das war es dann. The Show must go on.
Kein Wunder, dass der Film vom Publikum nicht gut aufgenommen wurde. Schließlich zeigt Wilder mit dem Finger auf uns alle und lässt uns spüren, wie angewidert er von uns ist. Es ist nie ganz einfach, wenn man einen Spiegel vorgehalten bekommt, in dem man sich nicht so sieht, wie man gerne wäre. Spätetsens wenn man seine eigene sensationslüsterne Fratze in diesem Spiegel sieht, wird es unangenehm. Und wer kann sich schon wirklich davon freisprechen….
Kirk Douglas spielt die Hauptrolle in diesem exzellenten Drama, das ein sehr düsteres Bild unserer Gesellschaft, der Presse und uns selbst zeichnet. Grandios, wie Douglas den Unsympathen gibt, der längst dem Zynismus seines Metiers erlegen ist und viel zu spät erkennt, dass er zu weit gegangen ist.
Sehr starker Film eines in Sachen Sensationsgier der Massen komplett resignierten Billy Wilder, der keine unserer Ausreden gelten lässt und uns allen kräftig auf die Finger haut, mit dem wir gerade verschämt auf andere Leute zeigen, weil wir ja schließlich nicht so sind. Von wegen. Nein, nein - wir sind gemeint. Autsch.