Eher zufällig bin ich gestern auf diesen Film gestoßen. Ich habe zuvor nämlich das Ende der hervoragenden Dokumentation "Der Kniefall des Kanzlers" gesehen, der Film lief dann im Anschluss.
Mit einer gekürzten Länge von 170 Minuten war ich doch am überlegen, ob ich mir diesen langen Film so spät abends gäbe. Aber bereits der Anfang konnte begeistern. Man sieht, wie der Richter Dan Haywood im zerbombten Nürnberg ankommt und sich auf den Weg zum Gericht macht. Man sieht zwar sofort, dass der Hintergrund nachträglich hinzugefügt wurde, trotzdem entsteht eine wirklich sehr gute Stimmung. Die Szenen im Gericht sind dann grandios.
Die vier angeklagten Richter sind alle ganz unterschiedliche Menschen. Einer dieser Richter sticht besonders hervor: Ernst Janning, gespielt von einem grandios-aufgelegten Burt Lancaster. Der stellvertretende Anwalt bietet einige Argumente, die man so fast schon bestätigen kann. Er behauptet zum Beispiel, dass die Richter im Nahmen des Staates gehandelt haben und ihnen durch die vielen Einschränkungen, die mit Hitlers Ergreifung kamen, keine andere Wahl blieb. Es wird gesagt, dass man diesen Zustand als "vorübergehend" sah, und gar nicht daran dachte, dass es so schlimm weren würde. Der Anwalt wird gespielt von Maximilian Schell, ich persönlic würde seine Leistung sogar als "Jahrzehnt-Leistung" bezeichnen. Grandios, glaubwürdig und nicht zu Unrecht mit einem Oscar ausgezeichnet.
Neben den beeindruckenden, oftmals sehr langen, aber sehr authentischen und spannenden Szenen, zeigt der Film aber auch abseits der Nürnberger Prozesse ein bisschen das Leben der Bevölkerung. Eine Szene bleibt einem doch im Gedächnis: Der Richter fragt am Tisch ein Paar, ob sie den von den vielen Grausamkeiten des Krieges gewusst ahben. Die Frau verneint, zeigt aber deutlich, wie nervös und angespannt sie ist. Der Mann tappt dann in die Falle und fragt, ob es den schlimm wäre wenn sie es gewusst hätten. Die "Schuldfrage" wird während des gesamten Films immer wieder behandelt.
Absolut grandios ist dann der Showdown zum Schluss als Ernst Janning... Ich will jetzt mal nicht zu viel verraten.
Marlene Dietrich hatte hier eher eine Nebenrolle, zeigte aber trotzdem schon ein bisschen was von ihrem Charme bzw. ihrer Ausstrahlung. Die Musikuntermalung bestand hauptsächlich aus alten Marschliedern, die ganz wunderbar in die Szenerie passen. Zu letzt sollte noch einmal erwähnt werden, wie extrem spannend dieser Film ist. Schon seit gefühlten Jahren konnte mich ein Film nicht mehr so fesseln wie dieser.
5 von 5 Sternen für diesen Evergreen, der durch seine authentische Aufmachung, den grandiosen Schauspielercast und einige interessante Fragen von vielen Filmen hervorsticht.