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Anonymer User
5,0
Veröffentlicht am 26. Juli 2014
Die Nacht ist mein persönlicher Lieblingsfilm von Antonioni. Er seziert das Gefühlsleben seiner Protagonisten in surrealen anmutenden Szenen, beschreibt die Nuancen der Beziehung, ohne jemals eine Aussage treffen zu wohlen, ohne Handlungen in Kategorien zu stopfen. Sein Inzenierungsstil ist hochgradig an Distanz und Ästethik im Bildaufbau und Kontrast interessiert. Die Welt der teils überfüllten, teils verlassenen (Vor-)Stadt ist durch die getragene Inszenierung, die sich auf Architektur und Landschaften konzentriert, bereits die Geschichte selbst. Ganz organisch entwickelt sich die Geschichte aus den Aufnahmen der Stadt heraus. Natürlich ist Antonionis Film bewusst entrückt und man mag das als gekünstelt empfinden. Ich persönlich empfand das bei Die Nacht aber völlig anders. Was den Film für mich so schön macht, ist - neben der grandiosen Kameraarbeit - vor allem die stets nur beschreibende Erzählweise, die zwar distanziert ist, aber dennoch emotional bleibt und niemals kategorisiert. Andere Regisseure würden den Film in die Kategorie ''Ehepaar mit Problemen'' stopfen, andere würden die Idee der Entfremdung überinterpretieren und dem Film damit jegliche emotionale Komponente nehmen. Antonioni aber ist nur an der Beschreibung eines Gefühls gelegen, dass diese zwei Menschen miteinander teilen. Ihm geht es nicht um allgemeine Eheprobleme, oder darum, Gründe für zwischenmenschliches Entfremden zu geben. Es geht nur um zwei Menschen, deren Geschichte er wunderschön erzählt!