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    American Dreamz - Alles nur Show
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    American Dreamz - Alles nur Show
    Von Jörn Schulz

    Die Popstars einer Casting-Show sind wie Pushup-BHs: Sie täuschen geschickt vor, dass Substanz steckt, wo eigentlich keine zu finden ist. Denn, blickt man hinter die Fassade, bleibt nichts übrig als aufgeblasener Hype. Alles nur Show eben. Wie falsch es im Unterhaltungsgeschäft zugeht, will auch Regisseur Paul Weitz mit seinem jüngsten Film „American Dreamz“ auf neckische Weise deutlich machen. Weitz, der mit Komödien wie About A Boy und American Pie schon einige krachende Lachbomben zünden konnte, verknüpft dabei Elemente von Medien- und Realsatire mit einer Komödie und kreierte so einen Film, der durch und durch amerikanisch scheint, den „American Way of Life“ jedoch treffsicher aufs Korn nimmt.

    Martin Tweed (Hugh Grant) ist Showmaster von „American Dreamz”, der bekanntesten und beliebtesten Unterhaltungssendung der USA. Mit einem Konzept, das der Show „Deutschland sucht den Superstar“ gleicht, erzielt „American Dreamz“ die höchsten Einschaltquoten im ganzen Land; alles läuft super. Aber Tweed hat die immer gleichen Star-Anwärter satt. Ständig kreuzen ähnlich untalentierte und viel zu homogene Charaktere in seiner Show auf. Deshalb plant er für die neueste Ausgabe seiner Sendung einen noch nie da gewesen Mix. Das Casting-Team begibt sich auf die Suche nach markanten Gestalten, um eine grandiose Show zu garantieren. Dabei finden sie u. a. das blonde Pop-Küken Sally Kendoo (Mandy Moore), die wirklich alles tun würde, um endlich ein Star zu werden und den Araber Omer (Sam Golzari), der erst seit kurzem in den USA weilt, sich aber schon ganz und gar dem amerikanischen Lebensstil verschrieben hat. Was keiner ahnt: Omer wurde von einer Terrorgruppierung als Schläfer in die USA eingeschleust, um bei einer guten Gelegenheit einen Anschlag zu verüben. Als der Präsident der Vereinigten Staaten (Dennis Quaid) seinen Auftritt in der Show ankündigt, um sein angeschlagenes Image aufzupolieren, werden die dunklen Hintermänner der Terrororganisation hellhörig. Sie befehlen Omer, sich und den verhassten Präsidenten live im Fernsehen mittels eines Selbstmordattentates in die Luft zu jagen. Das größte Spektakel in der gesamten „American Dreamz“-Geschichte scheint wahr zu werden. Aber anders, als es sich die Produzenten der Show vorstellen.

    „There’s no business like show business.” Nach diesem Film versteht man, was Frank Sinatra mit seinem Lied wirklich meinte. Mit viel schwarzem Humor und reichlich satirischen Anspielungen auf die Wirklichkeit nimmt „American Dreamz“ das Showgeschäft kräftig auf die Schippe und stellt alles Falsche hinter den Kulissen zur Schau. Viele Klischees werden angesprochen, kaum eine Marotte ausgelassen. Beispielhaft ist das durchtriebene Denken von Sallys Agent, der nicht davor zurückschreckt, seiner Klientin eine neue, Mitleid erregendere Biographie anzudichten, um dem Publikum noch mehr „Menschliches“ zu bieten. Der gerade aus dem Irak zurückgekehrte und verwundete Ex-Freund Sallys, William Williams (Chris Klein), wird schamlos instrumentalisiert, um die patriotische Seite aller Zuschauer von „American Dreamz“ anzusprechen, so dass sie sich letztlich für Sally entscheiden mögen. Alles nur Lug und Trug hinter den Kulissen.

    Die bunte und sehenswerte Starriege ist durchdacht komponiert und ergibt ein harmonisches Bild. Hugh Grant (Notting Hill, About A Boy, Tatsächlich Liebe) fühlt sich als Showmaster der beliebtesten Sendung sichtlich wie ein Fisch im Wasser. Als Mr. Cool, der sich seiner Ausstrahlung und Wirkung voll bewusst ist, spielt er je nach Situation mit Understatement oder machohaftem Gehabe, wirkt dabei aber nie unsympathisch. Grant-Fans werden auch von diesem Auftritt begeistert sein, müssen sich aber auf ein dickes Ende gefasst machen. Dennis Quaid (The Day After Tomorrow, Reine Chefsache, Traffic) mimt überzeugend den US-Präsidenten, der von einem harten Wahlkampf psychisch so sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass er jederzeit kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht und lieber im Bett bleiben will als das Land zu regieren. Mandy Moore (Plötzlich Prinzessin, Lizenz zum Heiraten), die eine zuckersüße aber durchaus karrieregeile Blondine spielt, passt mit ihren strahlend weißen Zähnen und dem Püppchen-Look trefflich in die Rolle. Und der noch am Anfang seiner Schauspielkarriere stehende Sam Golzari verkörpert den Möchtegern-Terroristen, der der amerikanischen Lebensart verfallen ist, glaubwürdig.

    In Sachen Humor zeigt sich die kurzweilige Komödie vielschichtig. Ganz gleich, ob man auf situativen Ulk der Marke „Die nackte Kanone“ steht, ausgefeilte Wortwitze bevorzugt oder kulturell codierte Anspielungen z. B. auf das Verhältnis zwischen den USA und Kanada sehen will: Der Film wird vielen Ansprüchen an eine Komödie gerecht. Auch Ansätze differenziertere Bilder der Charaktere zu zeigen, sind in den Film integriert. Der Präsident wird weinend gezeigt, weil er sich seines schlechten psychischen Zustandes bewusst ist und Martin Tweed wälzt sich kurz in Selbstzweifel, da er nicht sicher ist, ob ihn trotz seiner Berühmt- und Beliebtheit überhaupt irgendjemand richtig mag. Leider verfehlt die Komödie diese Stellen weiter auszubauen, wodurch diese Passagen eher gewollt aber nicht gekonnt wirken. Etwas mehr Tiefe hätte der Komödie hier sicher nicht geschadet.

    Mit „American Dreamz“ ist Paul Weitz eine unterhaltsame Parodie auf die Welt der Casting-, Superstars- und Unterhaltungsshows gelungen, der es an Bezügen zur Realität nicht fehlt und die mit einem ansehnlichen Staraufgebot daherkommt. Sicher hätte sich noch mehr aus dem Stoff herausholen lassen; die sinnreichen Witze und das turbulente Ende aber lassen den Film insgesamt amüsant wirken.

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