Es ist fast schon umoralisch eine Kritik zu diesem Film zu schreiben, trotzdem tue ich es und versuche den Film ein wenig zu beurteilen. Ich fange mal mit den Schwächen des Films an. An vielen Stellen versuchen die Schauspieler sehr stark "schauzuspielen", obwohl das bei einem chronologischen, auf Tatsachen beruhenden Film allein aufgrund der Geschichte überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Die Geschehnisse die im Film wiedergegeben werden sind bereits ernst und schockierend genug, es ist nicht nötig dem auch das Geringste hinzuzufügen. Man nimmt den Szenen so die Dramatik und Natürlichkeit die sie schon von vornherein haben. Man mag das bei den vielen Laiendarstellern noch verzeihen, aber bei einer so tragenden Rolle wie der von Joe Connor (gespielt von Hugh Darcy) wirkt sich das dann doch schädlich auf das Gesamtbild des Filmes aus. Ein besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle jedoch an John Hurt aussprechen, der eine überragende schauspielerische Leistung abliefert. Bevor ich zu den Stärken des Films komme, möchte ich noch einige Dinge am Drehbuch kritisieren. Am Ende, als John Hurt in der Rolle des Priesters mit einem kleinen Laster mit versteckten Tutsi-Kindern eine Straßensperre zu passieren versucht, merkt er, dass mit einem der Schlächter den er kannte nicht mehr zu reden ist und das wohl den Tod für ihn und die Kinder bedeuten wird. Er sagt ihm daraufhin: "Selbst in diesem Moment fühle ich nichts als Liebe für dich!". An einer anderen Stelle in der Mitte des Films antwortet er auf eine Frage: "Gott verachtet seine Kinder nicht, sondern die Dinge die sie tun." Jemanden zu lieben, der darauf aus ist unschuldige Menschen abzuschlachten, widerstrebt der menschlichen Natur. Es gibt schlichtweg keinen Grund so jemanden zu lieben. Es ist möglich Täter zu verstehen bzw. die Umstände zu erkennen die den Täter dazu gebracht haben mögen eine Tat zu begehen. Aber lieben? Mir kommt es unangebracht vor. Wenn Gott uns Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass er Menschen aufgrund ihrer mörderischen Taten verachtet. Dem Drehbuch hätte etwas weniger Katholizismus und etwas mehr Objektivität sicher gut getan.
Aber nun zu den Stärken dieses Films. Die große Stärke dieses Films ist natürlich seine Thematik. Der Genozid in Ruanda ist neben den Vorfällen im Kongo (Opferzahlen unbekannt) womöglich der opferreichste Genozid nach dem 2.Weltkrieg. Der 2.Weltkrieg ist Thema in Hunderten von Filmen aus aller Herren Länder. Das Massaker in Ruanda aus dem Jahre 1994 ist dagegen Gegenstand von genau 2 Filmen: Hotel Ruanda und Shooting Dogs. Hotel Ruanda war ein großer Erfolg; der ein Jahr später erscheiende Shooting Dogs dagegen, ist kommerziell völlig untergegangen. Der Film ist aus dem Jahre 2005 und man hat wirklich Probleme in Deutschland eine DVD-Version dieses Films zu erwerben. Ja, er ist schwer zu verkraften, nein es ist kein Unterhaltungskino. Aber das ändert nichts an der Bedeutung des Films. Wie kommt es, dass ein Film, der ernsteste und aktuellste Missstände der heutigen Politik offenlegt, kaum Distributoren findet? Interessiert sich niemand dafür? Oder denken die Produzenten und Distributoren es interessiert niemanden? Ach ja, der Film "Hotel Ruanda" reicht zur Aufklärung und mehr brauchen wir ja auch nicht. Wir sollen uns ja nicht zu sehr mit unseren heutigen Problemen auseinandersetzen. Es könnte sich ja dann sogar mal was ändern und das wäre dann wohl zu viel des Guten.
Unterlassene Hilfeleistung wird in Deutschland hart bestraft. Warum? Weil es unmenschlich ist, Menschen in Not nicht zu helfen. Menschen helfen automatisch, es scheint von Natur aus so zu sein. Wie kann es also sein, dass Mitarbeiter der Vereinten Nationen, zu welchen auch Deutschland zählt, den Befehl bekommen Hilfeleistung zu unterlassen? Wie kann man den Befehl erteilen, Menschen dem Tod zu überlassen? Was glaubt ihr Politiker eigentlich wer ihr seid, solche Befehle zu geben? Wer gibt euch das Recht? WER? Bevor die UN-Kräfte im Film abziehen und somit die Flüchtlinge, den schwerbewaffneten, schon vor den Toren wartenden Hutsi-Milizen überlassen, bittet ein Sprecher der Tutsi den UN-Kommandanten sie alle zu erschießen um nicht qualvoll durch die Macheten der Hutsi abgeschlachtet zu werden. Als diese Bitte abgelehnt wird, bittet er lediglich um die Erschießung der Kinder. Man muss sich mal vorstellen, dass diese Bitte unter diesem Umstand wirklich das Beste für deren Kinder war. Diese Bitte wurde übrigens auch abgelehnt. Ich kann mich nicht erinnern jemals etwas derart perverses gesehen zu haben. Und mit pervers meine ich nicht die Bitte der Tutsi erschossen zu werden. Es ist wahrlich besser erschossen zu werden als von einer Machete zerstückelt und davor vergewaltigt zu werden. Mit pervers meine ich diese sture, hirnlose Befolgung menschlicher Befehle, Regeln und Gesetze. Ich finde das fast noch perverser als die Gewalt selbst. Auf eine ähnliche Art und Weise starben in Deutschland vor etwa 80 Jahren Millionen von Menschen und was haben wir daraus gelernt? Nichts.
Der Film ist schonunsglos und ich kann jeden verstehen der sich deshalb weigert ihn zu sehen. Wer sich aber traut und wer denkt er kann, sollte ihn wenigstens einmal sehen. Er ist ein starkes Stück.