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    Mr. Magoriums Wunderladen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Mr. Magoriums Wunderladen
    Von Jürgen Armbruster

    Manchmal gibt es Filme, denen kann man eigentlich nicht böse sein. Nicht etwa, weil sie einen nun persönlich überzeugt haben oder weil sie gar von herausragender Qualität sind. Im Grunde ist eher das genaue Gegenteil der Fall. Manche Filme sind einem genau deswegen irgendwo sympathisch, weil sie eben nicht alles richtig machen oder zu ambitioniert daher kommen und daher zum Scheitern verurteilt sind. Ein Beispiel für jene seltene Gattung Film ist Zach Helms Regie-Debüt „Mr. Magoriums Wunderladen“. Denn der einzige echte Vorwurf, dem man diesem Film machen kann, ist, dass er gerne ein Familienfilm wäre, im Grunde aber ein waschechter Kinderfilm ist.

    Molly Mahoney (Natalie Portman) galt einst als musikalisches Wunderkind. Doch da sie die richtigen Töne nicht mehr finden kann, komponiert sie keine Lieder mehr, sondern arbeitet als Managerin im Spielzeuggeschäft „Mr. Magoriums Wunderladen“, zu dessen charmant-chaotischem Besitzer Edward Magorium (Dustin Hoffman) sie ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Doch „Mr. Magoriums Wunderladen“ ist nicht irgendein Spielzeuggeschäft – es ist ein magisches Spielzeuggeschäft! Und da Mr. Magorium mit stattlichen 243 Lenzen ein doch recht anschauliches Alter auf dem Buckel hat und noch dazu die Sohlen des letzten Paares seiner Lieblingsschuhe durchgelaufen sind, bereitet dieser allmählich seinen Abgang vor. Hierfür engagiert er den Buchhalter Henry Weston (Jason Bateman), der wegen seiner seltsamen Fähigkeit schnell den Ruf eines Mutanten inne hat. Denn wer bei den Rechnungen, die Mr. Magorium über die Jahrhunderte angesammelt hat, nicht die Übersicht verliert, muss ganz offensichtlich eine Mischung aus Mensch und Zählmaschine sein. Nachfolgerin von Mr. Magorium als Eigentümer des Wunderladens soll Molly werden. Doch als diese von den Plänen erfährt, setzt sie gemeinsam mit Eric (Zach Mills), dem größten Fan des Wunderladens, alles daran, ihren Chef doch noch zum Bleiben zu bewegen…

    „Mr. Magoriums Wunderladen“ – so die Übersetzung des Originaltitels „Mr. Magorium’s Wonder Emporium“ – bringt den gesamten Film eigentlich sehr treffend auf den Punkt. Denn im namensgebenden Spielzeuggeschäft passiert so allerlei wunderhaftes: Spielzeug erwacht zum Leben oder erscheint aus dem Nichts, im Keller haust ein leicht grimmiger und wortkarger Buchmacher (was hier durchaus wörtlich zu nehmen ist), und durch einen Drehschalter an der Wand lässt sich bestimmen, was sich hinter der nächsten Türe befinden soll. Obendrein führt der Wunderladen selbst ein Eigenleben und lässt es seinen Besitzer spüren, wenn er schlechte Laune hat. Dass Mr. Magoriums Mitbewohner ein Zebra ist, erscheint da noch relativ normal. Kurzum: Ein kunterbuntes Kinderparadies, in dem es nichts gibt, das es nicht gibt. Und da all dies technisch auf hohem Niveau umgesetzt wurde, werden gerade die Jüngsten im Kino bei dem ganzen Treiben ihre helle Freude haben und mit weit aufgerissenen Äuglein auf die Leinwand starren.

    Zach Helm sorgte zu Beginn des Jahres mit dem Drehbuch zu Mark Forsters Schräger als Fiktion für eine echte Überraschung. Das erste Spielfilm-Drehbuch des zuvor im TV-Bereich aktiven Kaliforniers verfügte nicht nur über eine originelle Grundidee, sondern wandelte stilsicher zwischen Komödie, Tragödie und Liebesschnulze. Bereits damals attestierte FILMSTARTS.de Helm nicht nur Talent, sondern auch ein Händchen für außergewöhnliche Ideen und schräge Charaktere. Dies ist im Prinzip die einzige Parallele, die sich zwischen „Schräger als Fiktion“ und Helms Regie-Debüt, zu dem er selbstverständlich auch das Drehbuch zusteuerte, ziehen lässt. Rein formell sind zwar beide Filme Komödien, doch das war es dann auch schon. Warum sich Helm für seine erste Regie-Arbeit ausgerechnet eine Geschichte über ein magisches Spielzeuggeschäft ausgesucht hat, überrascht dabei nur auf den ersten Blick. Da Helm während seines Studiums in einem solchem (natürlich nicht-magischem) Laden arbeitete, lag eine solche Geschichte irgendwo auf der Hand. Dabei ist „Mr. Magoriums Wunderladen“ – genau so wie ein Spielzeuggeschäft – vollkommen auf die Bedürfnisse der Hauptzielgruppe zugeschnitten. Die Spielzeit von gerade 94 Minuten überfordert die Konzentrationsfähigkeit der jüngsten Zuschauer nicht und findet somit genau das richtige Maß. Unterstützt wird dies durch die Unterteilung des Films in verschiedene Kapitel, die jeweils durch den Erzähler eingeführt werden. Mit Themen wie Tod oder Freundschaft wird mit einer spielenden Leichtigkeit umgegangen, ohne dabei zu plakativ oder gar heuchlerisch zu wirken. Und auch die abschließende Moral von der Geschichte – nämlich, dass jeder etwas Besonderes ist und man hierzu nur Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten entwickeln muss – ist eine Botschaft, die aus pädagogischer Sicht als besonders wertvoll betrachtet werden kann.

    Letztendlich verfügt „Mr. Magoriums Wunderladen“ nur über ein echtes Manko: der Spagat zwischen Kinder- und Erwachsenenunterhaltung gelingt nur bedingt. Zuletzt ist dies beispielsweise Brad Bird mit Ratatouille und Matthew Vaughn mit Der Sternwanderer wesentlich besser geglückt. Wer dem Kindesalter entwachsen ist, für den bleibt im Grunde vor allem ein grandios aufgelegter Dustin Hoffman (Rain Man, Wenn Träume fliegen lernen), der in dieser für ihn außergewöhnlichen Rolle zu begeistern weiß. Da Natalie Portman (Hautnah, Garden State) und Jason Bateman (Smokin´ Aces, Operation: Kingdom dem allerdings nicht viel entgegen zu setzen haben, war es das dann aber auch schon. Letztendlich sollte man sich nichts Falsches einreden lassen und „Mr. Magoriums Wunderladen“ als genau das sehen, das er letztlich ist: ein Kinderfilm. Und als solcher ist er auch ohne Einschränkungen und absolut bedenkenlos zu empfehlen. Und er kommt natürlich auch genau zur rechten Zeit. Denn wer seinen Kindern zur Weihnachtszeit etwas Gutes tun oder diese (natürlich unter Aufsicht) irgendwo für zwei Stunden beschäftigen möchte, um in aller Ruhe die Weihnachtseinkäufe erledigen zu können, dem sei dieser magische Wunderladen ohne Wenn und Aber wärmstens ans Herz gelegt…

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