Genre Regisseur....so könnte sich Martin Scorsese wohl nennen. Der Italo Amerikaner ist ein sehr gutes Beispiel dafür, das manch ein Filmmacher "Nur" das eine kann. Gut, so weit will ich jetzt vielleicht nicht gehen, doch die Qualitätsspanne reicht auch bei Scorsese von Meisterwerken wie "Casino" und "Taxi Driver“ bis hin zu Totalausfällen alla "Zeit der Unschuld". So schuf er 1990, zusammen mit den beiden wohl besten Mafia Darstellern des zeitgenössischen Kinos, Robert de Niro und Joe Pesci, einen der besten Gangsterfilme aller Zeiten, und braucht sich nicht vor Coppolas "Der Pate" verstecken.
Mafia Filme haben eine ganz eigene Anziehungskraft. Es ist das Milieu, das so faszinierend ist. Eigentlich handelt es sich ja um Schwerverbrecher. Um Menschen die stehlen, mit Drogen handeln und morden. Doch sind sie ein in sich geschlossener Gesellschaftskreis, in dem es alle möglichen Arten von Menschen und Träumen gibt. Mit dem Unterschied, das sie sich das nehmen was sie wollen, und das es auch noch ganz selbstverständlich ist, das zu tun. Und doch haben sie ihre Regeln, ihre Vorstellungen. Nur halt nicht so wie der Normalbürger. Genauso ist es auch bei "Good Fellas".
Henry Hill (Liotta) möchte unbedingt Gangster sein, schon seit er denken kann. Er bricht die Schule ab und beginnt mit kleinen Jobs für die Cosa Nostra zu arbeiten. Hier lernt er Tommy (Pesci) und Jimmy (de Niro) kennen, mit denen zusammen er krumme Dinger für den Capo Pauli dreht. Sie klauen, morden und Erpressen, und verdienen einen Haufen Geld damit. Ein echtes Gangster leben eben. Nach einem missglückten Job wandert Henry zusammen mit Pauli ins Gefängnis und kommt dort erstmals mit dem lukrativen Drogengeschäft in Berührung. Wieder auf freiem Fuß steigen Tommy und Jimmy mit ein, doch Henry wird immer süchtiger nach seinem Stoff und auch seine Frau ist nicht mehr glücklich mit der Ehe zu einem Mafiosi. Tommy soll eigentlich volles Mitglied in der Cosa Nostra werden, doch bei einem seiner Wutausbrüche hat er ein Mitglied einer anderen Familie erschossen, wofür er keine Erlaubnis hatte. Er wird ermordet. Alles läuft Henry langsam aus dem Ruder, und als das Kokain ihn langsam in den Wahnsinn treibt, muss er schließlich ins Zeugenschutzprogramm, da er bereit ist, gegen die Mafia auszusagen, die ihm, allen voran Jimmy, nicht mehr wirklich wohl gesonnen ist.
Zusammen mit seinem Kameramann Michael Ballhaus zeigt uns Scorsese ein in sich homogenes Milieu, mit all seinen Vor und Nachteilen. Henry Hill kommentiert den ganzen Film über das ganze aus dem Off, und erzählt, wie er es von einem kleinen Jungen zu einem Mafiosi gebracht hat. Der Film hat trotz seiner Laufzeit von 135 Minuten ein sehr schnelles Tempo, und führt uns rasch in die Welt der Cosa Nostra ein. Die Details dabei sind nahezu perfekt, man denkt mitten drin zu sein. Auch die förmliche Drecksarbeit kommt nicht zu kurz, und unverblümt hellt Ballhaus seine Kamera auf jede noch so brutale Szene. Das ganze geschehen begleitet ein toller 70-er Jahre Soundtrack, der einem ein Nostalgie Gefühl vermittelt. Auch die Frauen kommen in dem Film nicht zu kurz. So erzählt auch Karen von ihrem Leben mit einem Gangster, das es sie anfangs antörnte und gefiel, das ihr Mann gefährlich sei und viel Geld dabei verdiene. Doch später, vor allem durch den Kokain Missbrauch von Henry, kommen ihr Zweifel am gewählten Lebensstil. Dies ist für einen Gangster Film eine ungewöhnliche Variante, und verleiht ihm viel Esprit und Tiefgang. Die Schauspielleistungen sind wie immer in einem Scorsese Film unglaublich gut. Joe Pesci als brutaler Choleriker Tommy zeigt, das auch er in diesem Genre zuhause ist, was mit dem Gewinn des Oscars auch unterstrichen wurde. Robert de Niro spielt wie immer perfekt den brutalen und organisierten Mafiosi Jimmy, die Rolle ist ihm einfach auf den Leib geschnitten. Und Ray Liotta legt als Henry seine wohl beste Performance ab, er spielt ihn anfangs neugierig und ohne Skrupel, und später überdreht und schon fast dem Wahnsinn nahe.
Good Fellas ist einer der besten Arbeiten von Martin Scorsese, der später mit "Casino" einen noch besseren Mafia Film schaffen sollte. Wo wir wieder beim Anfang wären. Für mich sind Filme wie "The Departed", "Kap der Angst" oder "Shutter Island" klasse Thriller Filme, die das große Talent des New Yorkers für solchen Stoff zeigen. Doch wechselt er das Genre, wie bei den Filmen "Zeit der Unschuld", "Kundun", oder „Die letzte Versuchung Christi“ bekommt man zwar immer noch sehenswertes, doch hier ist und bleibt er einfach in seinem Element.
Fazit: Good Fellas ist einer der besten Mafia Filme aller Zeiten. Virtuos inszeniert, mit stilvoller Kamera und Musik liefert Scorsese einen tiefen Einblick in die Unterwelt und feiert diese quasi.