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    Agnes und seine Brüder
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    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 19. März 2010
    Agnes und seine Brüder ist "Großes Kino" in dem Sinne, dass der Film den Betrachter in (emotionale) Gegenden/Abgründe führt, die ihm unbekannt oder zumindest verschlossen sind.



    Alle Charaktere sind weit abseits vom durchschnittlich emotional stabilen Mitbürger. Am schlimmsten hat es vielleicht den Politprofi (Herbert Knaup) erwischt, der für den Riemann'schen Typus des "Zwanghaften" steht. Sein Festhalten an stereotypen Ritualen, die Flucht in ordnende Zwangshandlungen und die darauf folgenden Ausbrüche sind prototypisch. Moritz Bleibtreu Figur des verklemmten Spanners, der ewig schwitzend und angespannt durch die Szenerie stolpert, ist großartig und an Peinlichkeit kaum zu übertreffen. Nur Transvestit Agnes, der oberflächlich gesehen am weitesten ausserhalb der bürgerlichen Gesellschaft steht, scheint den Frieden mit sich und seiner Umgebung gefunden zu haben.



    Trotz der extremen Darstellung aller Beteiligter verkommen diese nie zu Klischees, bleiben facettenreich und ambivalent. Der Film mag seine Figuren und dem Betrachter wird jede Figur auf Ihre Weise sympathisch nahegebracht. Exemplarisch hierfür ist die Pornobude, in welcher ein professionell-lockerer und dabei kollegial-fürsorglicher Umgangston herrscht. Und Martin Semmelrogges Pornoproduzent, der augenzwinkernd seine Darsteller aus Selbsthilfegruppen rekrutiert ist 1a-komödiantisch.



    Die Situationen sind haarsträubend und dem Betrachter fällt öfter mal die Kinnlade runter ob der Kapriolen, die das Drehbuch schlägt. Man möchte sich vor Peinlichkeit verkriechen oder kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus.
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