Die zwar wenigen, aber vorhandenen Kritiken an den schauspielerischen Leistungen und Dialogen verstehe ich wenig. Wer in einer Clique verkehrt, in der nicht jeder hochwohlgebohren und ebenso erzogen ist, und in der man sich meistens auch lässige Sprüche um die Ohren haut, der erkennt hier die Realität gut wieder, nur eben ein bisschen ansehnlich aufpoliert.
Die angeprangerte Fäkalsprache ist auch unter Freunden des Bürgertums heute oft gang und gebe.
Die gesamte Handlung baut sich gut auf und alles, was anfangs nur schick nach lässigem Leben aussieht, arrangiert sich auf den Schluss zu einer einzigen großen Wesentlichkeit. Man kann mitfiebern, und man hofft ganz klar, dass die Sache’ doch gut ausgehen mag, denn der junge gekidnappte Typ ist einem sympathisch, wie auch Frankie (Timberlake).
Das ist einfach ein extrem lässiger Film, der von Dingen handelt, die jeder irgendwie kennt oder zu kennen glaubt, und schon seine Meinung dazu gefunden hat, nur hätte das Ende eben einfach nicht so kommen dürfen! Aber es ist nun mal so passiert.
Aber ich verstehe auch hier nicht, warum ein neuer Film sofort an einem, meist auch nur bedingt oder kaum vergleichbaren, früheren Film gemessen wird, wie Alpha Dog mit Kids’.
Gottlob hat A.D. nur wenig mit dem perversen und vulgären Kids’ gemeinsam, welcher, ganz anders als Alpha Dog, in jeder Hinsicht wohl doch sehr grenzwertig wirkte.
Es ist eben das ewige Easy-Rider-Spiel (da werden alle Roadmovies immer mit diesem stinklangweiligen und enddämlichen Zweirad-Freiheitsfilm verglichen), das letztlich nichts zur Sache tut, und neue Filme gegen das Juwel’ früherer Tage meist alt aussehen lässt. Wen interessiert das? Alpha Dog ist nicht als Remake für irgendetwas Früheres gemacht worden, ebenso wenig als Vergleichobjekt innerhalb seines Genres!
Ein Gastkritiker meint, dass man wegen eines schlecht synchronisierten Telefonates im Film schmunzeln muss! Was war daran unfreiwillig komisch? Der Ausraster von Mazursky ist verbal komisch, in englisch wie deutsch, ob das vor dem Hintergrund der vertanen Chance, seinen Bruder wieder zu bekommen, nun komisch ist oder nicht!
Jemand meint, der Film selbst würde keine Wertevorstellungen vermitteln, jene würden nur beim Zuschauer selbst entstehen.
Aber genauso soll es auch sein, dies ist kein Aufklärungsfilm.
wer so naiv ist und wegen des hier gezeigten Lebensstils sein Leben hin zum Drogendealer und -gebraucher ändern will oder wird, ist eh nicht zu retten.
Es gibt also einige Sorgen um die Moral des Filmes. Also ich denke man kann die Jungs ruhig mal ne Runde cool finden, denn ohne den Mord wären sie das ja auch. Wer bisher genügend Abstand zur gesamten Drogenszene hatte, wird das nun kaum ändern. Wer damit schon immer so seine Schwierigkeiten hatte, wird sich kaum durch ein authentisches Drama bessern lassen, welches einen Mord als jähes Ende hat und nicht einen von Drogengebrauch zerstörten Körper oder Freundeskreis. Denn die ganze Drogengeschichte hat mit dem Mord so gut wie nichts zu tun, sondern ist das Ergebniss zweier überforderter halbcooler Charakterschwächlinge (Gangchef Truelove und Frankie) und eines blind devoten Charakters (Elvis), die sich in ihrer Rumcoolerei verrannt haben.
Der zugekiffteste von allen nämlich, der jüngere Bruder von Frankies Freundin (schwarze Strickmütze), wie auch die ganzen Mädels, haben trotz aller Substanzen den nötigen Abstand zur echten Kriminalität gewahrt. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum der jüngere Bruder von Frankies Freundin als Mörder zweiten Grades und damit härter bestraft wurde als Frankie (siehe Texte am Filmende), welcher ja letztlich nicht mehr verhindern wollte, dass der Kleine getötet wird…
Eine sehr gute Kritik des Films an der Außenwelt zeigt sich zu Beginn, als die Gang in Trueloves Bungalow abhängt und das im TV laufende Rapvideo kommentiert, in dem pubertäre Hilfsgangster mit goldenen Pistolen auf Mitschüler schießen…
Bei günter’ hier einige Blocks weiter unten stelle ich mir ernsthaft die Frage, ob er den Film bis zum Schluss gesehen hat!
Der Film ist, wie ES ist. und er zeigt den (pseudo-)coolen Kids neben Dir, wie uncool ein Mord ist, egal wie cool vorher geplappert wurde! Denn eins hat der Film nicht: seine kleinen Helden glorifiziert!