Im Londoner Underground ist was faul. Das weiß der Zuschauer nach den ersten Minuten von "Creep" bereits, muss sich allerdings noch etwas gedulden, denn erstmal muss die Hauptprotagonistin eingeführt werden. Franka Potente spielt eine deutsche Modelagentin in London, die von Party zu Party tingelt. Auf ihrem Weg zu einer Party mit George Clooney muss sie jedoch leider die U-Bahn nehmen. Dort angekommen genehmigt sie sich erstmal Einen und pennt daraufhin schlicht ein. Nachdem sie aufwacht ist der letzte Zug natürlich längst abgefahren und der Bahnhof dicht. Wie das passieren konnte? Keine Ahnung, es ist eben passiert. Obwohl der letzte Zug längst abgefahren ist, hält nach einer Weile doch ein Zug an der Station und Kate steigt ein. Kurz nach der Abfahrt hält der Zug jedoch plötzlich an, die Lichter gehen aus und Kate irrt durch den Zug. Plötzlich entdeckt sie Guy, einen zugekoksten Gast auf der letzten Party, der es nun gerne mit ihr treiben würde. Bevor es jedoch dazu kommt, wird er von jemanden aus dem Zug gerissen und übel zugerichtet. Kate flieht daraufhin vor dem mysteriösen Retter, der sich jedoch bald darauf als ziemlich schräger, deformierter Killer herausstellen soll, der anscheinend der heimliche Herrscher des Londoner Underground ist. "Creep" entwickelt sich langsam aber stetig zu einem spannenden, athmosphärisch dichten Horrorfilm. Der Zuschauer verfolgt stets Kate und rennt mit ihr durch den Londoner Underground. Längere Flucht-Passagen werden hin und wieder unterbrochen durch plötzliche Begegnungen oder die Kommunikation mit anderen Menschen. Dabei ist die Identität des Mörders lange unklar. Nach einiger Zeit weiß man zwar, dass man es mit einem für Horrorfilme klassischen Freak zu tun hat. Dessen volles Aussehen und Identität bleiben jedoch bis zum ausgedehnten Finale des Films im Verborgenen und zumindest bei der Identität bleibt man doch eher vage. Seine furchterregende Erscheinung wird von seinen unmenschlichen Kreischlauten noch unterstützt. Eine extrem verstörende inszenierte Abtreibungsoperation, die er an einer Obdachlosen durchführt sowie die finale Flucht von Kate vor ihm, sind die "Highlights" des Films, in denen die Angst des Zuschauers vor dem "Creep" bis zum Anschlag gesteigert wird. Interessant ist auch, dass die Charaktere inklusive Kate alle nicht sonderlich sympathisch sind, der Zuschauer jedoch trotzdem mit ihnen mitfiebert. Dies liegt nicht zuletzt an der Bedrohlichkeit des "Creep" und an der beängstigenden Situation. "Creep" holt eigentlich alles raus, was man aus einem "verrückter Serienkiller in der U-Bahn"-Szenario hätte rausholen können. Sicherlich hätten hier und da ein paar mehr Griffe in die Trickkiste noch zu mehr Spannung und Grusel führen können, aber das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Dafür kann man dann auch einige offensichtliche Logikfehler verzeihen.