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    Back to Gaya
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Back to Gaya
    Von Stefan Ludwig

    Der 2-D-Zeichentrickfilm befindet sich auf dem Abstieg. Wie es scheint, wird er bald komplett von 3-D-Animationsfilmen abgelöst. Pixar ist Vorreiter der neuen Technik und trennte sich kürzlich von Disney, um eigene Wege zu gehen. Nun präsentiert das Filmstudio Ambient Entertainment mit „Back To Gaya” den ersten komplett computeranimierten Kinofilm aus Deutschland. Neben der Herstellung eines netten Fantasy-Abenteuers für Kinder war vermutlich ein wesentliches Ziel, eben jener Konkurrenz Pixar („Findet Nemo“, „Shrek“) zumindest visuell in nichts nachzustehen. Dieses Ziel wurde definitiv erreicht und ein schöner Kinderfilm ist auch noch dabei herausgekommen.

    Gaya ist eine Welt, die den Gedanken des Erfinders Albert Drollinger entsprungen ist. Mittlerweile 234 Folgen hat seine Serie erreicht und in jener Szene wird Gaya von einem Unglück heimgesucht. Doch das war nicht im Sinne des Erfinders, sondern ist das Werk von Professor N. Icely, der sich an Drollinger rächen will, weil dieser ihn angeblich aus dem Fernsehprogramm verdrängt hat. Die Folge beginnt mit einem spannenden Autorennen, das unter anderem der gayanische Nationalheld Zino und nicht ganz freiwillig auch sein Freund und Erfinder Buu sowie die Prinzessin Alanta bestreiten. Im Weg stehen dabei die bösen Schnurks, die mit allerlei gemeinen Überraschung aufwarten können, mit denen sie sich den Sieg erschleichen wollen. Doch nach dem Rennen gibt es wichtigeres, als den Sieger mit dem als Preis ausgesetzten Kuss der wünderschönen Alanta zu belohnen: Professor N. Icely hat ein Portal aufgebaut zwischen der virtuellen Fernsehwelt von Gaya und der realen und stiehlt damit den Dalamit. Der Dalamit ist ein mächtiger Stein, der Gaya am Leben erhält - ohne ihn ist Gaya verloren. Die Schnurks versuchen im letzten Moment den Stein zu retten, werden allerdings mit durch das Portal gesogen und um Gaya den Stein wiederzubringen, springen auch Zino, Buu und Alanta hinterher. Doch die reale Welt ist für sie ein Land der Riesen...

    Die Geschichte ist nett, wenn auch nicht überragend oder so dramatisch wie bei „Findet Nemo“, wo es um die Rettung von Nemo durch seinen Fischvater ging. Relativ einfach wurden die Abenteuer der Protagonisten in den Hintergrund der Rettung der gar nicht existenten Welt Gaya eingebettet. Die Weltuntergangsstory mag verbraucht sein, doch sie macht den Charme dieses Films auch nicht aus. Der entsteht durch die einzelen Charaktere, die in ihrer Konstellation einfach, aber gut gewählt sind. Da gibt es den einfältigen Zino, der sich immer gut in Szene setzen kann und in Gaya Orden abstaubt, wie „Herr der Ringe“ Auszeichnungen der Academy. Buu ist ein gewiefter Techniker, der Zino etwa sein Auto oder ein wundersames Fluggerät baut. Er ist ängstlich, doch im Laufe des Films entdeckt er seine Fähigkeiten mehr und mehr, so dass er zu Ende ebenfalls zu einem Helden wird. Alanta spuckt Emanzensprüche am laufenden Band aus und ist fest entschlossen, mehr aus ihrer Rolle als Frau zu machen. Die Schnurks, bestehend aus hinterhältigem Anführer, dauerhungrigem Koloss und zurückhaltendem Gegenstück zu Zino, bilden das Versatzstück zwischen Bösewicht N. Icely und den drei oben genannten Helden des Films. Wie es sich für Protagonisten in einem Animations-Abenteuer gehört, sind alle mehr oder weniger niedlich anzusehen, die Bewohner von Gaya, sind kleine Menschen, die einige Ähnlichkeiten mit Tieren aufweisen, etwa behaarte, weit abstehende Ohren. Das Zusammenspiel der Personen, die natürlich in der realen Welt von einer Gefahr in die nächste geraten, ist entscheidend dafür, dass der Film gelingt.

    Die Optik zeigt, dass sich Ambient Entertainment keinesfalls vor Pixar zu verstecken muss. Wunderbare Landschaften in Gaya, viel Liebe zu kleinen Details, sehr gut gelungene Animationen und Gesichter führen zu einem Feuerwerk für die Augen. Im Gegensatz zu „Findet Nemo“, wo die Menschen verhältnismäßig billige Gesichter hatten, ist „Back to Gaya“ in der Hinsicht eher in der Liga von „Final Fantasy“ anzusiedeln. Nur da gab es detailgetreuere Gesichtszüge in einem computeranimierten Film. Die Landschaften von Gaya sind paradiesähnlich und ebenso das Level der Technik mit der sie dargestellt werden. Der Einsatz von Bewegungs- und Tiefenunschärfe führt zu Bildern, die real gefilmten durchaus Konkurrenz machen können.

    Minimale Fehler sind zwar zu finden, wenn man mit der Lupe sucht, doch die werden der Zielgruppe, die in erster Linie aus Kindern besteht, nicht auffallen. Da ist auch der erste Haken zu finden: Erwachsene werden leider nicht wie es besonders bei „Shrek“ der Fall war, mit diversen Zitaten aus anderen Filmen und viel Satire bei Laune gehalten, sondern als Begleitung ihrer Kleinen einen relativ reinen Kinderfilm zu sehen bekommen. Lediglich vereinzelt gibt es Gags, die nur für Erwachsene gedacht sind. Doch als zu groß darf dieser Mangel nicht angesehen werden, denn offensichtlich war es schlicht das Ziel, einen Film für Kinder zu drehen.

    Was den Film neben der einfältigen Story letztlich etwas herunterzieht, ist das vielleicht etwas übertriebene Finale: Es kommt zu einem Roboterkampf, der etwas zwiespältig zu betrachten ist, da in einem Kinderfilm anderes zu erwarten wäre, als der Kampf von Gayanern, die etwa so groß sind wie eine Wasserflasche gegen einen riesigen Roboter. Zu brutal fällt der Kampf nicht aus, die Bedrohung ist dennoch da, wird jedoch von Kindern wahrscheinlich sehr verschieden aufgenommen. Die einen haben vielleicht etwas Angst, doch Alpträume werden hoffentlich nur sehr wenige bekommen. Ein schönes Animationsabenteuer, das zwar nicht zu sehr die Lachmuskeln beansprucht, da die Gags relativ spärlich eingestreut werden, aber dennoch mitreißen kann. Auch wenn viele mittlerweile klischeeartig anmutenden Ideen genutzt werden, sind dennoch nette Einfälle bei den einzelnen Gefahren, in die die Charaktere geraten, vorzufinden. Bleibt zu hoffen, dass die wohl geplante internationale Vermarktung gelingt.

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