Peter Jackson zählt mittlerweile zu den besten Regisseuren und ist aus Hollywood nicht mehr wegzudenken. Mit "The Frighteners", "King Kong" und "Herr der Ringe" bewies er, dass er in der Lage ist, intensive Atmosphären auf die Leinwand zu bannen und dass er ein großartiges Talent hat, Geschichten unglaublich intensiv zu erzählen. In seinem neuesten Werk "In meinem Himmel" gelingt ihm dies leider nur bedingt.
Der Film basiert auf der Vorlage des Romans von Alice Sebold und erzählt die Geschichte eines jungen Mädchen namens Susie (gut gespielt von Saoirse Ronan), die von George Harvey (brilliant gespielt von Stanley Tucci, dafür nominiert als bester Nebendarsteller bei den Oscars 2010) vergewaltigt und ermordet wird. Sie verweilt fortan in einer phantastischen Zwischenwelt, lernt dort andere Jugendliche kennen und begleitet ihre Eltern (Rachel Weisz und Mark Wahlberg) auf ihrem Leidensweg. Abwechselnd wird dabei die Suche nach dem Mörder, der Leidensweg der Eltern und über das Leben in der Zwischenwelt erzählt.
In der ersten halben Stunde des Filmes begeistert er auf ganzer Linie. Es wird in Rückblenden erzählt, wie das Leben der jungen Verstorbenen bis zu dem verhängnisvollen Mord verlief. Hierbei wird auf schöne, aber auch traurige Zeiten aus dem Familienleben eingegangen. So gelangt man einen intensiven Zugang zu den Charakteren und versinkt schnell im Sog, den der Film auf den Zuschauer ausübt. Jede einzelne Szene ist liebevoll inszeniert und mit der passenden Musik untermalt. Noch hier scheint der Film sich in himmlischen Sphären zu bewegen, ehe er dann im Mittelteil fast schon in die Belanglosigkeit abrutscht.
Die nächste Stunde des zwei stündigen Dramas langweilt auf ganzer Linie. Die Zwischenwelt, in der sich die Hauptfigur des Filmes befindet, strotzt zwar nur so vor ästhetischen Höhepunkten, inhaltlich bietet dies aber nichts, was den Film nennenswert vorantreibt. Teilweise werden sogar Ansätze der ersten halben Stunde negiert oder nicht angemessen ausgeführt: So erwartet man ein sich auseinandersetzen des Hauptcharakters mit dem Tod und der Tatsache, dass sie fortan nie wieder ihre Eltern sehen wird, bekommt aber Szenen serviert, in der sie mit voller Leichtigkeit über endlos grüne Wiesen und Felder tobt. Man erwartet die Präsentation einer philosophischen Grundlage dieser Welt, in der Fragen wie "Warum ist sie dort", "welcher tiefere Sinn ergibt der Aufenthalt in dieser Welt", wobei leider keine dieser Fragen beantwortet wird. Erst nach endlosen hanebüchenen Spaßorgien beginnt Susie ihre aktuelle Situation zu reflketieren und Trauerarbeit zu leisten. Der tiefere Sinn, die anspruchsvolle Thematik, die der Film in den ersten dreißig Minuten aufgebaut hat, wird in der nächsten Stunde mit Füßen getreten, zumal in dieser Zeit nichts nennenswertes passiert: Selbst wenn man diese Szenen komplett aus dem Film streichen würde, würde man inhaltlich nichts verpassen.
In der letzten halben Stunde wendet sich dann glücklicherweise wieder das Blatt: Zumal hier wieder eine durchaus ernstere Herangehensweise an das dramatische Thema gepflegt wird, aber auch weil sich der Spannungsbogen so langsam wieder zuzieht. Auch die Qualität der Inszenierung nimmt an dieser Stelle wieder zu, so dass der Zuschauer dem Geschehen wieder gebannt folgen kann.
Schauspielerisch wird gehobenes Mittelmaß geboten. Stanley Tucci, der für seine Rolle als Mörder für einen Oscar nominiert wurde, hätte diesen sicherlich verdient. Er beweist hier eindeutig, dass er über ein großes schauspielerisches Talent verfügt. Auch der jungen Saoirse Ronan gelingt die Darstellung der jungen Ermordeten, wobei ihr eigentlich tiefgehendes Charakterbild, wie schon erwähnt, in der Mitte des Filmes eindeutig an Profil verliert. Rachel Weisz kann hingegen ihre schauspielerischen Leistungen nicht recht unter Beweis stellen. Das liegt nicht an Defiziten ihrer Leistungen im Film, sondern eher daran, dass man ihrer Rolle zu wenig Raum gegeben hat. Mark Wahlberg, der beispielsweise in "Shooter" bewiesen, dass er als Schauspieler durchaus begeistern kann, bleibt hier etwas blass: Auf der einen Seite brilliert er in manchen Szenen, auf der Anderen wirkt er überwiegend etwas gleichgültig.
Das Talent Jacksons, atemberaubende Welten zu kreieren und Emotionen auf die Leinwand zu bannen, stellt er zwar auch hier unter Beweis, versagt aber darin, dass er die Tiefe der Geschichte nicht ausreichend reflektiert. So ist aus einem potentiellen Meisterwerk leider nur ein solider Film geworden. Schade um das verschenkte Potential.