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    The Returned
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Returned
    Von Björn Helbig

    Die Toten sind zurück! Diesmal unverwest, ordentlich gekleidet und – Warnung an den, der auf GEEHIRRRRN!!!-Rufe wartet – ohne jeglichen Appetit. Was ist „They Came Back“? Thriller, Science-Fiction oder Drama? Einfach ein Gedankenexperiment? Gar eine Sozialstudie?

    Die Verstorbenen der letzten zehn Jahre, vornehmlich die Älteren, sind zurückgekehrt. Über 70 Millionen weltweit und immerhin 17.000 in der mittelgroßen, namenlosen französischen Stadt, die Schauplatz von „They Came Back“ ist. Was nun? Die Verwaltung läuft auf Hochtouren und es wird gerätselt, was mit den Zurückgekommenen, die zwar etwas lethargisch aber ansonsten wohl auf sind, anzufangen sei. Vorläufig bringt man sie in provisorischen Unterkünften unter und nur nach und nach werden sie von ihren Familien zurückgeholt. Weiter wird versucht, den Ex-Toten ihre alten Arbeitsplätze zurückzugeben, um sie nicht vorab gesellschaftlich auszugrenzen. Neben den organisatorischen Aufgaben ergeben sich aber auch zwischenmenschliche Probleme. Wie z. B. bei Rachel (Géraldine Pailhas), die sich erst schwer tut, ihren verstorbenen Freund Mathieu (Jonathan Zaccaï) wieder an sich heran zu lassen, ist es auch für alle anderen Personen im Film eine Herausforderung, mit der Situation umzugehen. Zumal die Zurückrückgekehrten seltsame Verhaltensweisen an den Tag legen: Sie sind wortkarg, schlaflos und umtriebig. Und verlassen nachts ihre Wohnungen, um sich zu treffen. Planen sie etwas?

    Die Idee des Films ist eigentlich klasse. Was wäre, wenn die Toten zurückkehrten? Die sozialkritischen Bezüge zum Thema einer überalternden Gesellschaft und der sich daraus ergebenen Probleme sind überdeutlich; die interessanten Fragen, die sich zum Umgang mit den Wiederkehrenden ergeben, liegen auf der Hand. Wie reagiert man, wenn „das Fremde“ in bekannter Gestalt Einzug hält? Das Setting erinnert beinahe etwas an Stanislaw Lems Roman „Solaris“ (1971 verfilmt von Andrei Tarkowski, 2002 von Steven Soderbergh) und stellenweise auch an Philip Kaufmans „Die Körperfresser kommen“, doch bleibt dieser Film intellektuell weit hinter seinen vermeintlichen Vorbildern zurück.

    „They Came Back“ ist formal weder ein Thriller, noch ein Science-Fiction-Film noch ein Drama. Hier thrillt nix, hier wird keine die Zukunft betreffende Vision vorgestellt, und für ein Drama reichen die angerissenen Motive auch nicht hin. Auch inhaltlich ist der Film weder Hott noch Hüh: Als Gedankenexperiment im Sinne von „Was wäre, wenn die Toten zurückkehren“? geht er nicht durch, arbeitet er sich doch nicht an den in diesem Zusammenhang interessanten Problemen ab, sondern verliert sich im Unklaren, Angedeuteten. Ebenso schafft es „They Came Back“ nicht, die sozial- und gesellschaftspolitischen Implikationen seines Szenarios zu entfalten, denn er setzt sich nicht wirklich mit den Folgen der Rückkehr der Toten auseinander. Den Film als Traum zu charakterisieren, macht ebenso wenig Sinn, obwohl die Anfangsszene und das Ende in diese Richtung zu deuten wären und manch einen Zuschauer misstrauisch machen müsste: Da kommen die Toten vom Friedhof geschlurft; sie tragen ihre Alltagsklamotten und sehen recht munter aus. Am Ende verblassen die übrig gebliebenen Toten langsam auf ihren Gräbern, um dann schließlich zu verschwinden. Doch für einen Traum wechseln die Perspektiven im Film zu oft und auch eine irreale Traumatmosphäre mag sich nicht einstellen.

    Was bleibt nach dem Film? Eigentlich nur eine gute Idee (und einige Ideenfragmente) mit der Regisseur Robin Campillo letztendlich scheinbar nichts anzufangen gewusst hat. „They Came Back“ deutet an, gibt vage Hinweise, bürstet die Zuschauererwartungen gegen den Strich, - bleibt aber dann doch nur subversiv und dunkel. Die zwar absurde, aber dennoch realistische Perspektive des Filmszenarios wird zu Gunsten einer unklaren Mystik aufgegeben, so dass nach dem Film – der ohne Zweifel großes Potenzial gehabt hätte – nichts weiter bleibt als eine originelle, aber langweilig in Szene gesetzte, schwammige Variation des Zombie-Themas, die aber keinem Genrefan Jubelstürme entlocken dürfte. Weder die Chance des Gedankenexperiments noch der Sozialstudie wird eingelöst, so dass da am Ende lediglich das Gefühl ist, Zeuge eines misslungenen, pseudointellektuellen Versuchs gewesen zu sein.

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