Comicverfilmungen sind zur Zeit in Mode und das betrifft nicht nur filmische Umsetzungen amerikanischer Comics. Auch die in Deutschland äußerst populäre französische Comicreihe „Asterix“ kann bereits zwei erfolgreiche Realverfilmungen vorweisen und wird wohl mit „Asterix bei den Olympischen Spielen“ in die dritte Realfilmrunde gehen. So war es auch nur eine Frage der Zeit, bis die ebenfalls aus der Feder des Texters René Goscinny stammende und in Zusammenarbeit mit seinem zeichnenden Kollegen Morris entstandene Comicreihe „Lucky Luke“ ihren Weg in die Kinos finden würde. Die Geschichte des titelgebenden Cowboys, der schneller zieht als sein Schatten und stets für Gerechtigkeit im Wilden Westen sorgt, ist im deutschen Sprachraum immerhin mit bisher rund 30 Millionen verkauften Alben die zweiterfolgreichste Comic-Serie hinter Asterix. Also eigentlich keine schlechte Vorlage, um zumindest einen passablen Film zu kreieren. Aber schon allein der Titel ist eine Mogelpackung. Ist Lucky Luke hier doch nur eine Nebenfigur mit einigen kurzen Auftritten. Dass in unserem Nachbarland Frankreich das Machwerk schlicht, aber passend mit „Les Daltons“ betitelt wurde zeigt, dass für den deutschen Markt mit dem Titelanhang „...gegen Lucky Luke“ die Tatsache, dass Til Schweiger den Comichelden mimt, ausgeschlachtet werden soll, um ein größeres Publikum zu erreichen.
Ma Dalton ist von ihren vier Jungs enttäuscht, kann sie doch immer noch nicht mit ihren drei Freundinnen, mit denen sie gelegentlich Postkutschen überfällt, mithalten, deren Söhne es alle zu großen Gangsterkarrieren gebracht haben. Also liest sie ihren vier sich noch im Taschendiebstahlstadium befindlichen Sprösslingen die Leviten und droht ihnen an, sie aus dem mütterlichen Haus zu werfen, wenn sie nicht bald etwas gaunertechnisch Vorzeigbares leisten. Die vier stürmen blöderweise gleich die nächste Bank und landen hinter schwedischen Gardinen. Dort erfahren sie von einem Zaubersombrero, der seinen Träger unbesiegbar machen soll. Sogleich sind die vier Möchtegernhalunken Feuer und Flamme und machen sich nach ihrem Ausbruch auf nach Mexiko, wo sich die ersehnte Wunderwaffe befinden soll.
Das Positive an diesem Filmgebilde herauszufiltern, ist wie die Nadel im Heuhaufen ausfindig zu machen. Ausstattung und Kulisse gehen noch in Ordnung, aber schon bei den Kostümen dreht sich einem der Magen um. Alles ist quietschbunt, vor allem Til Schweiger sieht in seinem Aufzug eher aus wie ein Clown und nicht wie ein Revolverheld. Auch ist es verwunderlich, dass der Zaubersombrero wie ein billiger Plastikhut wirkt, an den einige Glöckchen und zwei Plastikaugen befestigt wurden. Die Story ist absurd und überdreht und, wie könnte es anders sein, nicht der Rede wert. Die Musik fällt als teils unpassend negativ auf.
Die Daltons, die französischen TV-Komiker Eric Judor und Ramzy Bedia, sind die eigentlichen Hauptdarsteller des Films, die durch ihre ständigen Machtkämpfchen, Kabbeleien und dämlichen Aktionen ein wahres Gagfeuerwerk im Minutentakt abfeuern sollen. Das Tragische dabei ist nur, dass kein einziger Witz zünden will und dass der arme Zuschauer sich nach kurzer Zeit von den Querelen der vier Banditen nur genervt fühlt. Eine überflüssige Slapstickeinlage jagt die nächste, ein dämlicher Wortwitz folgt dem nächsten, während man sich mehr und mehr langweilt. Etwas Schlimmeres kann einer Komödie, die unmissverständlich die vier Daltons in den Mittelpunkt stellt, gar nicht passieren. Wenigstens bleibt der Film dem Comic treu und lässt zwei aus dem Quartett nur rumstehen, blöd grinsen und lachen. Vier von der nur puren Nonsens von sich gebenden Sorte wären schließlich noch unerträglicher gewesen.
Til Schweiger („Traumschiff Suprise“, Barfuß, King Arthur) glänzt in seinem Clownsoutfit auch darstellerisch nicht gerade. Seiner vielleicht insgesamt zehnminütigen Leinwandpräsenz kann man auch nicht viel abgewinnen. Lucky Luke als Kindheitstraumrolle hin oder her, an diesem Film freiwillig mitzuwirken, grenzt an schauspielerischen Selbstmord. Auch wird hier der Slogan der Comichefte ad Absurdum geführt. Kein Wunder, dass Lucky Luke schneller zielt als sein Schatten, wenn eben dieser ein tollpatschiges und ungeschicktes Eigenleben führt. Dafür hat der Cowboy neuerdings die Gabe, die Zeit anzuhalten, zumindest lässt eine Szene im Saloon diesen Schluss zu.
Bekannte Elemente aus den Comics wie das sprechende, besserwisserische Pferd Jolly Jumper oder der einfältige Köter Rantanplan werden überhaupt nicht sinnvoll oder gar witzig in die Handlung eingebunden, sondern lieblos kurz abgehakt, um die Comicfangemeinde nicht zu verärgern. Dabei werden gerade die Anhänger des Comics in den 86 Minuten wohl besonderes leiden. Letztlich sind aber alle die noch gelangweilt im Kino sitzen froh, wenn die bekannte Liedzeile „I`m a poor lonsome cowboy and a long way from home...“ ertönt und das Ende verkündet. Somit wird auch der letzte Gagversuch, des „wahnsinnig“ talentierten Komikerduos Eric Judor und Ramzy Bedia noch irgendwie erträglich. „Die Daltons gegen Lucky Luke“ ist ein aussichtsreicher Kandidat auf den begehrten Titel „Schlechtester Film des Jahres“. Der Film ist die Zeit und das Geld einfach nicht wert. Wer unbedingt einen Lucky-Luke-Realfilm konsumieren möchte, sollte sich besser an die mittelprächtige Verfilmung mit Terence Hill halten.