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    De-Lovely - Die Cole Porter Story
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    De-Lovely - Die Cole Porter Story
    Von Jürgen Armbruster

    Biopics, die Verfilmung der Leben mehr oder weniger bekannter Persönlichkeiten, sind aktuell wieder der ganz große Renner. Seitdem Ron Howard mit „A Beautiful Mind“ nicht nur das Lob der Kritiker einheimsen, sondern auch einen weltweiten Kassenerfolg landen konnte, musste eine Berühmtheit nach der anderen dran glauben. Allein in den ersten drei Monaten des neuen Jahres starten die Biographien der Musik-Genies Ray Charles („Ray“) und Bobby Darin („Beyond The Sea“), der Lyrikerin Sylvia Plath („Sylvia“), des Film-Moguls und Luftfahrtpioniers Howard Hughes („Aviator“), des Sexual-Forschers Alfred Kinsey („Kinsey“) und der jungen Widerstandskämpferin Sophie Scholl („Sophie Scholl - Die letzten Tage“) in den deutschen Kinos.

    Ein weiterer Trend sind Musicals. Seitdem Buz Luhrmann 2001 mit seinem opulent ausgestatteten, optisch bombastischen „Moulin Rouge“ massenhaft für gen Boden hängende Kinnladen beim Publikum sorgte, ist dieses eigentlich schon tot geglaubte Genre auf der großen Leinwand wieder zu neuem Leben erstarkt. 2002 räumte Rob Marshalls „Chicago“ so ziemlich jeden namhaften Kritikerpreis ab. Im vergangenen Jahr folgten Filme wie „The Singing Detective“ und Joel Schumachers „Das Phantom der Oper“. Da das Filmbusiness eiskalt kalkulierend ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis irgendwer auf die glorreiche Idee kommt, diese beiden aktuell äußerst populären Genres unter einen Hut zu bringen. Ladies and Gentlemen, herzlich willkommen zu „De-Lovely“, dem Bio-Musical über das Leben der Komponisten-Legende Cole Porter.

    Die Idee, Musical und Biographie in einem Film zu vereinigen, ist ungewöhnlich und erfordert auch einen außergewöhnlichen Ansatz. In der Eröffnungssequenz sehen wir Cole Porter (Kevin Kline). 73-Jährig, vom Leben gezeichnet und in den Rollstuhl gefesselt. Ob er nun schon tot oder lebendig, ob alles nur Fiktion oder wirklich Realität ist, wird im Film nicht abschließend erklärt. Ein gewisser Gabe (Jonathan Pryce), der sich später als Gabriel entpuppt, betritt die Szenerie. Gemeinsam gehen sie in einen Theatersaal und Gabe lässt auf der Bühne noch einmal das Leben von Cole Porter inszenieren. Dabei werden alle wichtigen Stationen seines Lebens durchlaufen. Paris, Venedig, New York und schließlich Hollywood. Im Mittelpunkt steht dabei ganz klar die Beziehung zu seiner großen Liebe Linda (Ashley Judd) und wie er diese durch seine freizügig ausgelebte Bisexualität immer wieder auf eine harte Probe stellt.

    Wer war er eigentlich, dieser Cole Porter? Wird „De-Lovely“ seiner Person als biographisches Werk gerecht? Die Antwort muss hier leider eher nein lauten. Einstieg in das Leben von Cole Porter ist eine Party in Paris im Jahr 1918. Wie er dort hingekommen ist, wird im Film mit keiner Silbe erwähnt. Über Porters Vergangenheit beim Militär erfährt der Zuschauer nichts. Dass er eigentlich Jurist werden sollte – Porter studierte an der Eliteuniversität in Yale – wird ebenso verschwiegen. Doch damit nicht genug der Lücken. So suggeriert der Film beispielsweise, dass Porter nur kurz nach dem Tod seiner Frau ebenfalls starb. In Wirklichkeit sind da aber noch vier Jahre vergangen. In der Summe sind dies einfach zu vielen Abweichungen von den Fakten, als dass „De-Lovely“ als ernsthafte Biographie akzeptiert werden könnte.

    Eigentlich könnte selbiges auch über die Musical-Komponente gesagt werden. Für sich genommen, reicht diese einfach nicht aus, um zu gefallen. Insbesondere wenn der Zuschauer „De-Lovely“ mit der Wucht eines „Moulin Rouge“ vergleicht, kann dies nur verheerend ausfallen. Dazu ist die Inszenierung von Regisseur Irwin Winkler („Das Netz“, „Schuldig bei Verdacht“) einfach zu brav, um nicht zu sagen zu bieder. Die diversen Porter-Songs sind zwar durchweg nett anzusehen, aber man hat eben alles schon mindestens einmal wesentlich besser gesehen. Noch dazu wiederholen sich die Lieder inhaltlich. Zehn Liebeslieder sind zwar durchaus in Ordnung, aber nach dem elften beginnt es schon, ein wenig zu nerven…

    Jetzt kommt allerdings das große aber bei „De-Lovely“. Die mäßige Biographie und das all zu brave Musical ergeben in der Summe einen durchaus brauchbaren, da recht originellen Film. Der Ansatz, zwei so unterschiedliche Genres auf diese konsequente Art miteinander zu kombinieren, ist bisher einfach noch relativ unverbraucht. Ganz im Gegensatz zu manch anderem, das die geilen Geldsäcke im Staate Hollywood in letzter Zeit verbrochen haben. Dies ist auch ein Verdienst von Hauptdarsteller Kevin Kline. Mit Filmen wie „Ein Fisch namens Wanda“ und „In & Out“ wurde Kline zum umjubelnden Star. Doch in der jüngsten Vergangenheit folgte einfach sehr, sehr viel Mittelmaß. Langsam hätte Kline mal wieder einen Hit nötig. Zwar ist „De-Lovely“ davon noch einiges entfernt, ein qualitativer Aufwärtstrend ist allerdings durchaus erkennbar. Vielleicht wird es ja mit dem anstehenden „Pink Panther“-Remake was und seine Karriere bekommt nochmals einen kleinen Schub. An seiner Seite darf sich Ashley Judd nach dem „Twisted“-Reinfall mit einer überzeugenden Leistung rehabilitieren. Was „De-Lovely“ jedoch auszeichnet und einem gewissen Flair verleiht, sind die vielen kleinen Gastauftritte aktueller Größen aus dem Musikgeschäft. Von Robbie Williams über Alanis Morissette, Sheryl Crow, Lara Fabian, Natalie Cole, Mick Hucknall bis zu Elvis Costello ist für jeden Geschmack etwas vorhanden.

    Wie so vieles ist „De-Lovely“ letzten Endes Geschmackssache. Damit der Film seine volle Wirkung entfalten kann, sollte der Zuschauer mit Titeln wie „Birds Do It... (Let's Fall In Love)“, „Anything Goes“, „Kiss Me Kate“ oder „Night and Day“ schon etwas anfangen können. Ansonsten dürfte der Zugang zum Film sehr schwer fallen. So ist es offenbar einem Großteil des amerikanischen Publikums ergangen. Mit Einnahmen von gerade einmal 13 Millionen Dollar (Budget: 15 Mio Dollar) blieb das ambitionierte Projekt weit hinter den Erwartungen zurück, was verwunderlich ist, denn schließlich prägte Porter die amerikanische Musik wie wenige seiner Zeit. Viele seiner Songs wurden unter anderem von Giganten wie Louis Armstrong und Frank Sinatra gesungen. Für wen sich dies nun interessant anhört, ist „De-Lovely“ sicherlich ein Blick wert.

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