Ich habe den Final Cut noch einmal gesehen und bewerte den Film danach. Einst sah ich Alexander auch beim Erscheinen im Kino. Damals hat er mir durchaus recht gut gefallen, einfach weil der Film spektakuläre Schauwerte zu bieten hat. Nach mehrmaligem Sehen allerdings (auch den Originalfilm sah ich später nochmal auf DVD), bemerkt man die Schwächen. Der Final Cut kann davon einiges ausbügeln, macht er den Film doch länger, beleuchtet die Charaktere genauer (insbesondere Alexanders Lustknaben aus Babylon) und wird gleichzeitig brutaler. Besonders in der letzten Schlacht in Indien zermatschen Köpfe, brechen Arme und Beine und, und, und...! - Unabhängig nun von welcher Version, ist es einerseits sicher langweilig keinen Gegenspieler zu haben (bzw. mit Dareios einen, der relativ früh abtritt). Auf der anderen Seite aber verdeutlicht dies das Dilemma mit welchem Alexander zu kämpfen hat: Es gibt keinen Gegner, der ihm im Weg steht. Doch wo er ein brillianter Feldherr und Krieger ist, so kann er sein Reich kaum verwalten und folgt ziemlich naiv und verträumt seinen Visionen, die kein anderer teilen will. In der Hinsicht spielt Colin Farell ihn ziemlich gut. Jared Leto als Hephaistion hat einen etwas undankbaren Part, der nicht recht zur Geltung kommt (würde man ihn mal öfter kämpfen sehen, so wäre da sicher mehr rauszuholen). Val Kilmer als Philipp spielt seine Version nach Drehbuch gut, jedoch hätte man differenzierter sein können (denn historisch gesehen hat Philipp immerhin die ganzen Vorbereitungen für die Invasion von Persien geben können). Dies aber - und das spricht auch für Angelinas Jolies Overacting - muss man beachten, dass man die Rückblenden aus Alexanders Perspektive sieht. Gut, dass beißt sich mit der Idee des Voice-Over-Erzählers. Doch im Verweis auf die zahlreichen Mythen usw, die Alexander einseits fürchtet, andererseits bewundert, macht es Sinn Vater und Mutter als so extreme Charaktere zu kennzeichnen. - Negativpunkte jedoch bleiben neben dem Genannten die teilweise doch etwas zu schwülstigen Dialoge in ihren Vergleichen zwischen Göttern und Menschen (selbst wenn es Alexanders Ideen unterstreicht, so ist das halt einfach zu viel des Guten) sowie, speziell für den Final Cut, der Umschnitt mit der großen Schlacht bei Gaugamela, die relativ früh kommt. Zuvor war da mehr Spannung bis es zu dieser hinführte. -- FAZIT: Für mich ist Alexander ein stellenweise sehr guter, an anderen Stellen nun eher langweiliger Film. Es ist schwer ihn zu bewerten, weil ich ihm manchmal glatte 5/5 geben würde, an anderen Stellen wieder nur 1/5. Deshalb mal 4 Sterne!