„Starship Troopers“ ist ein Film von Paul Verhoeven. Ein Umstand, der zwei Dinge mit sich bringt. Erstens: Vom Zuschauer wird geistig mehr gefordert werden, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Zweitens: Eine in zwei Lager spaltende Kontroverse ist vorprogrammiert.
Riesige Killer-Insekten bedrohen die Erde. Vier ehemalige High-School-Freunde treten dem Militär bei und werden auf die große Konfrontation vorbereitet. Carl (Neil Patrick Harris) ist beim Geheimdienst, also bleibt alles geheim. Carmen (Denise Richards) macht ihren Traumjob als Pilotin, ist die beste ihres Fachs und liebt ihre Ausbildung. Johnny (Casper Van Dien) und Dizzy (Dina Meyer) werden Trooper, also Fußsoldaten, und geraten unter die Fittiche des sadistischen Ausbilders Zim (Clancy Brown). Nach dem Drill und dabei zu überwindenden Hindernissen sind sie alle bereit für den großen Insekten-Krieg. Doch die erste Invasion wird zu einem blutigen Desaster...
Das Zahnpastalächeln - es setzt sich wie folgt zusammen: strahlendweiße Zähnen und ein zur Grimasse verzerrtes Lächeln. Dieses Lächeln wird der Zuschauer bis zum ersten großen Gemetzel vielfach antreffen und hassen lernen. Mit tödlichem ernst - aber immer grinsend - tragen gelackte Seriendarsteller (und solche, die sich in einer Soap-Opera gut gemacht hätten) sinnentleerte, doppelbödige Sätze vor, deren stereotype Wortwahl selbiges Klischee bitterböse durchbricht. Teenager sind unsere Helden, schön und perfekt, immer lächelnd, immer tapfer und ein bisschen sensibel. Das ist der Stoff, aus dem Ikonen gemacht sind. Oder aber sarkastisch gezeichnete Ken- und Barbie-Verschnitte. Je nach Betrachtungsweise…
Der gute Bürger. Ein guter Bürger ist, wer sich freiwillig der globalen Weltverteidigungsarmee anschließt. Ein einfacher Zivilist bleibt der, der es nicht tut. Die Vorteile sind klar. Wer das Zivilist sein hinter sich gelassen hat, dem stehen später alle Türen offen. Alle wollen dies. Nur Johnny nicht. Er mag Zivilist bleiben. Das aber sieht seine Freundin Carmen gar nicht gerne. Sie wäre gerne eine draufgängerische Pilotin. Und Uniformen findet sie auch unheimlich sexy. Also geht Johnny schließlich entgegen dem Willen seines Vaters zum Militär. Denn nur ein Mann in Uniform, ist ein richtiger Mann. Dies suggeriert zumindest die lautstarke Hochglanzwerbung für das globale Militär, die mit reißerischen Aussagen gegen die Killer-Insekten, genannt Bugs, einheizt.
Regisseur Verhoeven macht es dem Zuschauer nicht leicht. Die Geschichte, deren Logik durch eine entwaffnende Unlogik besticht, ist de facto nicht vorhanden. Hübsche, dauergrinsende Jungdarsteller, durchgestylt bis in die Zehspitzen, irren durch eine sterile Science-Fiction-Welt, bis sie auf staubigen Wüstenplaneten niedergemetzelt werden. „Starship Troopers“ wirft mit faschistischer Symbolik, hetzerischen Parolen und glorifizierendem Militarismus um sich. Unterstrichen wird das Ganze von einem auf den pathetischen Punkt gebrachten Bombastscore, der sich vor allem durch gnadenlose Distanzlosigkeit auszeichnet.
Die Satire des Films liegt eindeutig in der Überzeichnung all dieser Punkte. In zahlreichen hollywoodschen Kriegsfilmen und Actionkrachern müssen ätzender Patriotismus und im schlimmsten Fall Anflüge von Faschismus in Kauf genommen werden. Durch das Dauerbombardement sinnentleerter Actionfilme merken dies die Wenigsten, so dass gerade des provokativen „Starship Troopers“ überspitzte Darstellung US-patriotischer Filmmechanismen besonders bitter aufstößt.
Saubere Helden, High-School-Probleme, harte Militärausbildung, Selbstaufopferung für das große Ganze: Zutaten, aus denen ur-amerikanische Werte-Filme gemacht sind. Diese Motive werden überspannt und in groteske Dimensionen ausgedehnt. Da ist das High-School-Footballmatch ein Stückchen brutaler und ein bisschen mehr One-Man-Show als in anderen Filmen. Die immer strahlenden Helden sind ein bisschen zu strahlend. Der gute Lehrer ist selbstverständlich ein ehemaliger Soldat. Und die harte Militärausbildung ist ein paar Ticks zynischer als gängige Film-Drill-Vorstellungen. Was in Hollywood der Bestand für Heldenverehrung wäre, entwickelt sich hier zu einem höchst bizarren Bild, welche Identifikation partout nicht zulässt. Und das ist für solch eine Satire von eminenter Bedeutung.
Paul Verhoeven, der Mann für die filmischen Exzesse, beschränkt sich dieses Mal nur auf Gewaltexzesse. Den Kampf mit den Killerinsekten zeigt er in einer schonungslosen, schon fast an Perversion grenzenden Brutalität. Ein Antikriegsfilm, wie er wirkungsvoller nicht sein könnte. Das Ungeziefer muss vernichtet werden. Die Parole: „Nur ein toter Bug ist ein guter Bug!“ Ähnlichkeiten zwischen den militärischen Commercials und den Propaganda-Filmen des Dritten Reiches kommen nicht von ungefähr. Das Emblem der globalen Armee wirkt wie eine Kreuzung aus Hakenkreuz und Reichsadler. Und die langen schwarzen Mäntel der Mitglieder des Geheimdienstes dürften einem auch irgendwo her bekannt vorkommen.
Was „Starship Troopers“ zum absoluten Meisterwerk fehlt, ist eine etwas größere Distanz und eine straffere Handlung. Zu leicht kann der Film missverstanden werden, was dazu führt, dass der Zuschauer sich lediglich an einem bombastischen Actionfilm, vollgepackt mit exzellenten Effekten, erfreut und die Doppeldeutigkeit nicht erfassen kann. Bleibt die Frage, ob so ein Film denn nun überhaupt notwendig ist. Die Antwort: Ja! Solange Hollywood einen patriotischen 08/15-Actioner nach dem anderen produziert, sind Werke, die solches Gedankengut genüsslich ad absurdum führen, nicht nur angebracht, sondern auch erwünscht.