Zur Story: wir erleben den aufstrebenden Yale-Absolventen Edward Wilson, der in den elitären Geheimbund „Skulls and Bones“ aufgenommen wird. Aus diesem gingen nicht nur drei US-Präsidenten (u. a. Vater und Sohn Bush), Vize-Präsidenten und hohe Verfassungsrichter hervor, sondern auch viele leitende Angestellte der US-Geheimdienste. So dauert es nicht lange bis Wilson für den OSS rekrutiert wird. Wenig später erhält er einen leitenden Posten im neu formierten Auslandsnachrichtendienst CIA. Wir begleiten ihn auf seinem Werdegang im kriegsgebeutelten England und Deutschland als einen der Hintermänner des Kalten Krieges, erleben wie er Chef des Bereichs „Special Operations“ wird und fortan durch von ihm veranlasste verdeckte Militäreinsätze für „Recht und Ordnung“ – zumindest im Sinne der USA - in der Welt sorgt.
Der Invasionsversuch von Exilkubanern in der kubanischen Schweinebucht 1961 stand unter seinem Kommando. Dank eines Informanten wissen Castros Truppen jedoch wo sie einen Angriff zu erwarten haben. Der Angriff scheitert somit kläglich. Wilson macht sich auf die Suche nach dem Informanten und entdeckt Überraschendes.
Notiz am Rande: Wie sich im Gespräch nach dem Film herausstellte, ist es sehr ratsam, das Wort „Schweinebucht-Invasion“ nicht zum ersten Mal zu hören…
Eine Nebenhandlung befasst sich mit Wilsons kaputten Eheleben. Sechs Jahre Auslandsaufenthalt ohne Frau im zerbombten Europa, angetreten kurz nach der Eheschließung, hinterlassen offene Wunden. Auch die Tatsache, dass er nach der Heimkehr jederzeit dem Wohl Amerikas den Vortritt gegenüber seinem Familienleben lässt, trägt nicht zu neu erwachsender Harmonie und Vertrauen bei.
Der Film verwendet eine interessante Erzählweise – eine von leider zu wenigen positiven Eigenschaften des Films. Auf der einen Seite eine Handlung im April 1961, die sich mit der Schweinebucht-Invasion und der Informanten-Suche auseinandersetzt, auf der anderen Seite Wilsons Werdegang, beginnend 1939 mit seiner Rekrutierung für den OSS. Während die 1961er Story einen kurzen Zeitraum umfasst, erstreckt sich der Werdegang über Jahre und knüpft letztendlich an den zweiten Erzählstrang an. Zwar wirkte diese Umsetzung auf mich nicht verwirrend, dennoch erzeugte sie durch die vielen verschiedenen Geplänkel eine gewisse Unruhe, durch die kein „roter Faden“ durchzuschimmern schien. Zu viele Nebenschauplätze lenken vom großen Ganzen ab.
Zur schauspielerischen Leistung: meiner Meinung nach wurde den Hauptdarstellern, den „großen Namen“, nicht wirklich viel abverlangt. Weder Matt Damon noch Robert DeNiro noch Angelina Jolie überzeugen durch beeindruckende Darbietungen. Damons konstant versteinerte Mimik ist das ausdrucksloseste, was man seit Stallones „Rambo“ zu sehen bekommt. DeNiro hat in den knapp fünf Minuten Screentime nicht ansatzweise Zeit seine Klasse zu beweisen und selbst Angelina Jolie fällt nur in einer Szene mal etwas auf („Ich habe keinen Mann…“, bekannt aus dem Trailer). Sie sieht zudem in 40er-Jahre-Kleidern nicht ansatzweise so aufregend aus wie in „Tomb Raider“. Perlen vor die Säue.
Ich gebe es zu: der Film hat NICHTS in mir bewegt. Die Agenten-Story fand ich ziemlich fade. Bei der Suche nach dem Informanten wollte ebenso wenig Spannung aufkommen wie bei den Treffen mit „Ulysses“, dem Ober-Spion der Russen. Selbst diese ganze „Trust no one“-Agenten-Nummer fand ich nur langweilig, da ich – entgegen meiner Art – jederzeit wusste wer falsch spielt und wer nicht. Auch Wilsons Entscheidung am Ende des Films war praktisch zwingend vorgegeben. Sicher sollte der Film so sein: eher dokumentarisch, weniger reißerisch. Aber selbst Dokumentarisches hätte bei drei Stunden Kino ein wenig mehr Pep verdient.
Auch der Beziehungs-Storyline fehlte jeglicher Tiefgang, so dass es mir schwer fiel mit Jolie angesichts ihrer in die Binsen gehenden Ehe mitzuleiden. Obwohl der Film mit 167 Minuten Länge nicht gerade knapp bemessen ist, schafft er es bei mir nicht, auch nur für eine Person wirkliche Sympathien zu erwecken. „Hollywoods Super-Vamp Nummer 1“ Angelina Jolie als Hausfrau, die an der Lieblosigkeit ihres Mannes verzweifelt? Ja nee, is’ klar…
Eine klitzekleine Portion „Action“ hätte dem Film gut getan, ohne ihn gleich zu einem beliebigen Action-Film zu degradieren. Auch ein wenig mehr Gefühlsregung bei Damon hätte den Film bereichert, auch wenn seine Regungslosigkeit sicherlich beabsichtigt war. Den Konflikt zwischen notwendiger Gewaltanwendung und „dem Wohl des Landes“ hätte gerade ein sonst so hervorragender Schauspieler wie Matt Damon wesentlich besser darstellen können. So war es eher ein „beschauspielerter Dokumentarfilm“, basierend auf Vermutungen und Halbwahrheiten, als ein Drama in diesem oder jenen Sinne.
Was bleibt, ist das Gefühl einen Film gesehen zu haben, dessen Handlung gut und gerne in zwei statt in drei Stunden hätte erzählt werden können. Einen Film, der für mich nichts Halbes und nichts Ganzes war – weder vollwertiger Agentenfilm noch Beziehungsdrama.
Bei der Bewertung nehme ich keine Rücksicht auf die großen Namen der Protagonisten – ein Film ist nicht deswegen gut weil er von und mit DeNiro ist. Für mich persönlich wäre er wohl sogar eine glatte Sechs, denn ich habe mich wirklich durch den Film gequält. Aber um es ein wenig objektiver zu halten: die gute filmische Umsetzung der Flashbacks und der stimmige Soundtrack retten einiges, können aber über die glanzlosen Darbietungen der hochprämierten Darsteller-Riege nicht hinwegtäuschen. Dem einen oder anderen mag die quasi-dokumentarische Aufarbeitung der CIA-Geschichte ja liegen, einen spannenden Film mit plötzlichen Wendungen und atemraubenden Entdeckungen sollte man nicht erwarten.
Es bleibt ein Film, der Freunden von realistisch gemachten Agenten-Filmen fernab jeder „Ocean’s Eleven“-Coolness einen DVD-Abend verschönern kann, der großen Leinwand jedoch nicht bedarf.
Fazit: Spannungsarmer aber realitätsnaher Pseudo.Dokumentarfilm über die Anfangszeit der CIA