Für jemanden, der einen Film mit klar und einfach strukturierter Handlung und schicken charakterlich eindeutigen Figuren und adrettem Mainstreamsex braucht, ist Young Adam wohl nicht das Richtige. Hier ist einfach nur Einatmen gefragt, ohne die ständige Frage nach Sinn und Grund.
Ist nicht die Welt so? Wie viele ähnliche Geschichten geschehen, wer fragt danach, wer fragt warum?
Auch Joe weiß nicht warum. Sein fast mimikloser Gesichtsausdruck spiegelt genau seinen inneren Zustand. Irgendwie ist ihm alles zu viel, aber nicht so sehr, dass er wirklich effektiv zu handeln vermag. Das einzige, was ihn trotzdem noch ständig treibt ist seine Sexualität, und die manchmal ziemlich weit. Aber ist er hier wirklich derjenige, der die Kontrolle hat? Oder nutzen die Frauen auch seine geistige und seelische Paralyse für sich?
Ella ist wunderbar mit ihrer spröden Senibilität und ihrem erprobten schonungslosen Pragmatismus. Sie würde mir den Verstand rauben... Aber weder Joe noch Les erkennen sie wirklich, um sie auch nur für eine Sekunde wirklich glücklich zu machen. Les dümpelt sein grantig bis gutmütiges Kapitäns- Trinker und Spielerdasein, ohne jemandem groß zu schaden, aber auch ohne jemandem zu nützen. Joe betrügt sie zuletzt auch und verweigert sich wie immer jeglicher Verantwortung für sein Tun.
Jede Figur, vor allem die männlichen, ist im Prinzip mehr oder weniger nur mit sich beschäftigt. Und die Ereignisse verselbständigen sich darüber, wie so oft auch im wirklichen Leben...
Auf jeden Fall sehenswert! Schauspielerisch und atmosphärisch absolut gelungen.