Peter Sellers war nicht nur ein absolutes komödiantisches Schwergewicht, sondern mit seinem exzessiven Lebensstil auch eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Und da Biographien aktuell hip sind, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch er seinen Weg auf die Leinwand finden würde. Allerdings handelt es sich bei „The Life And Death Of Peter Sellers“ um keine Multi-Millionen-Dollar-Produktion wie im Falle von Martin Scorseses „Aviator“. Hier geht es gediegener zu. Die englisch-amerikanische Co-Produktion von HBO und BBC hat es nie in die amerikanischen Kinos geschafft, wurde trotz großer Namen nur auf diversen Festivals vorgeführt.
Peter Sellers’ (Geoffrey Rush) Karriere beginnt im Jahr 1957 als Sprecher der archaischen Rundfunk-Comedy „The Goons“. Doch das reicht ihm nicht. Mit all seiner Energie prescht er in den noch jungen Kino-Markt. Anfangs mit durchwachsenem Erfolg. Der wenig attraktive Sonderling entspricht nicht gerade dem Idealbild eines Leinwandstars. Der ganz große internationale Durchbruch gelingt ihm 1963 mit seiner Paraderolle des Inspektor Clouseau in Blake Edwards’ „The Pink Panther“. Eigentlich war er nur für eine Nebenrolle an der Seite von David Niven vorgesehen, doch er avanciert zum Star des Films. Fortan stehen ihm in der Filmwelt alle Türen offen.
Mit seinem gesellschaftlichen Aufstieg beginnen aber auch die Probleme. Peter ist nicht in der Lage, den plötzlichen Weltruhm zu verarbeiten. Im Grunde ist der lebensfrohe Mann im Inneren noch ein Kind, das keine Grenzen kennt. Bei den Dreharbeiten zu „Die Millionärin“ lernt er Sofia Loren (Sonia Aquino) kennen, verliebt sich Hals über Kopf in sie. Die Ehe mit seiner ersten Frau Anne (Emily Watson) zerbricht. Auch seine Vermählung mit der schwedischen Leinwand-Schönheit Britt Ekland (Charlize Theron) steht unter keinem guten Stern. Übermäßiger Drogenkonsum und ein Leben, das in keinster Weise seinem Alter gerecht wird, führen schnell zum Herzinfarkt. Sellers überlebt nur knapp, ist hinterher nicht mehr derselbe. Das Drehen von Komödien widert ihn mehr und mehr an...
Das Leben des charismatischen Peter Sellers gibt jede Menge Stoff her. Frauengeschichten, Dreharbeiten zu seinen Schlüsselfilmen, Drogenprobleme, sein recht eigenwilliges Verhältnis zu seinen Eltern Peg (Miriam Margolyes) und Bill (Peter Vaughan)... Allerdings liegt genau hier das Problem. Was Regisseur Stephen Hopkins und die beiden Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely (beide arbeiteten zuletzt an „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“) hier unter einen Hut bringen wollen, ist einfach zu viel für einen zweistündigen Film. Gerade Stephen Hopkins (Regisseur des TV-Erfolgs „24“) ist für seine Geradlinigkeit bekannt. Doch dies geht „The Life And Death Of Peter Sellers“ vollständig ab. So erlebt der Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle. Auch wenn es fast an Blasphemie grenzt, einen Stanley Tucci in die Haut von Stanley Kubrick schlüpfen zu lassen, wird gerade in der Episode um Kubricks „Dr. Seltsam“ ein Hauch von Genialität versprüht. Der Konflikt zwischen Sellers und seiner Mutter kommt hingegen äußerst lahm daher.
Um die einzelnen Abschnitte im Leben von Peter Sellers trotzdem abhandeln zu können, erlaubt sich Hopkins einen zugegebener Maßen recht pfiffigen inszenatorischen Trick. In Schlüsselmomenten lässt er seinen Hauptdarsteller Geoffrey Rush in die Haut anderer Charaktere schlüpfen. Vorstellen kann man sich dies in etwa so: Peters Mutter stirbt, die Kamera kreist ums Totenbett und auf einmal erhebt sich Rush im Outfit der toten Mutter aus dem Bett und erzählt dem Publikum Dinge, die im Film nicht mehr untergebracht werden konnten. Mal funktionieren diese Rollenwechsel, dann wirken sie wieder recht unbedarft und fehl am Platz.
Wenig aussetzen lässt sich hingegen an den Darstellern. Geoffrey Rush („Fluch der Karibik“, „Ein (un)möglicher Härtefall“, „After The Sunset“) geht in der Rolle des schrulligen Sellers voll auf. Er wandelt gekonnt zwischen lustigen und tragischen Momenten und weiß den Film problemlos zu tragen. Charlize Theron („The Italian Job“, „Monster“, „Aeon Flux“) kommt als Sellers' zweite Frau Britt Ekland erst relativ spät zu ihrem Auftritt, doch dieser gehört zu den absoluten Highlights des Films. Die Südafrikanerin ist wie immer wundervoll anzuschauen und überzeugt durch ihre schauspielerische Präsenz. Mal ist sie eine wahre Frohnatur, dann wieder die gebrochene Frau am Krankenbett ihres Mannes. Der schon erwähnte Stanley Tucci („Road To Perdition“, „The Core“, „Terminal“) liefert als Stanley Kubrick einen überraschend starken Auftritt ab und auch John Lithgow („2010“, „Cliffhanger“ „Kinsey“) gibt einen überzeugenden Blake Edwards ab. An Emily Watson („Breaking The Waves“, „The Boxer“, „Gosford Park“, „Punch-Drunk Love“) lies sich ohnehin noch nie etwas aussetzen.
Eine seiner stärksten Szenen hat „The Life And Death Of Peter Sellers“, als Peter seine Familie verlässt. Die kleine Tochter fragt ihn mit Tränen in den Augen, ob er sie nicht mehr Lieben würde. Der entgegnet nur lapidar, dass er sie schon noch liebt, aber eben nicht so sehr wie Sofia Loren. Da bleibt keine Auge trocken. Doch auf der anderen Seite steht eben auch einiges an Leerlauf. Zu empfehlen ist der Film daher nur eingeschränkt. „The Life And Death Of Peter Seller“ ist kurzweiliger als die recht laue Cole-Porter-Biographie „De-Lovely“, aber zu Scorseses „Aviator“ oder gar Alejandro Amenábars „Das Meer in mir“ fehlt dann doch eine ganze Ecke. Sagen wir mal so: Fans von Peter Sellers können nichts falsch machen, alle anderen interessiert der Film ohnehin nicht...