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vodkamartini
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3,5
Veröffentlicht am 30. Juli 2022
Where Eagles Dare- oder Drachenfliegen leicht gemacht
Nein, mit dem Clint Eastwood-Klassiker hat „Sky Riders“ auf den ersten Blick nicht allzu viel zu tun. Dem komplizierten Spionage- und Thrillerplot aus der Feder des Besteller-Autors Alistair McLean steht ein betont simpler McGuffin-Plot des B-Western-Spezialisten Jack DeWitt gegenüber. Während beim dem Weltkriegsabenteuer die ständig Haken schlagende Geschichte immer neue Actionhöhepunkte produziert, dient die Handlung den Himmelsreitern lediglich als rudimentäre Rechtfertigung für spektakuläre Drachenflugszenen.
Sieht man aber etwas genauer hin, dann gibt es ein paar erstaunliche Parallelen. Hier wie da geht es um eine waghalsige Rettungsaktion in luftiger Höhe. Während Richard Burton und Clint Eastwood dafür eine mittelalterliche Burg in den bayerischen Alpen stürmen müssen, bekommen es James Coburn und Robert Culp mit einem ähnlich majestätisch thronenden Kloster auf den Felsen von Metéora in Griechenland zu tun. Der Zugang ist in beiden Fällen höchstens für Fans von Reinhold Messner eine Option, also muss der Gegner auf einer Seilbahn („Eagles“), oder per Flugdrachen („Riders“) attackiert und infiltriert werden. Und jeweils ist dafür ein hochprofessioneller Kommandotrupp von Nöten, der aber auch an der Schusswaffe alles andere als zimperlich agiert. Schließlich wäre da noch die titelgebende Adler-Allegorie. Dass der deutschen Verleih ohne Not den tollen Titel „Where Eagles Dare“ in den lahmen „Agenten sterben einsam“ umdichtete und im zweiten Fall dafür den müden „Sky Divers“ durch den wesentlich passenderen und knalligeren „Auf der Fährte des Adlers“ ersetzte, geschenkt. Der König der Lüfte passt als Wappentier für beide Ballerorgien wie sein Horst auf den Gipfel.
Und da wären wir dann wieder bei den Unterschieden. Während bei aller hohl drehender Exploitation-Genetik die einsamen Agenten ein glaubwürdige Vita und Expertise verpasst bekommen, mutiert unser Klosterstürmer Jim McCabe (Coburn) binnen einer Woche vom zwielichtigen Schmuggler zum versierten Drachenflieger und Elitesoldaten, bei dem auch spätere Epigonen wie John Matrix oder John Rambo anerkennend genickt hätten. Dazu gelingt ihm der Coup, eine Truppe von artistischen Kunstfliegern für den Sturm auf eine von antiimperialistischen Terroristen besetzte Bergfeste zu motivieren, bei der sie dann urplötzlich nie vermutete Marines-Qualitäten an den Tag legen. Eine ähnliche Badass-Metamorphose macht auch der Großindustrielle Jonas Bracken (Robert Culp) durch. Ok, die Terroristen haben seine Frau und Kinder entführt, aber ob das als Erklärung für einen John Wayne-Gedächtnisauftritt inmitten der aus allen Rohren feuernden griechischen Armee reicht? Nun, ja. Adlerschwinge drüber.
Der geneigte Leser ahnt es längst, „Sky Riders“ ist eine lupenreine B-Sause und als solche sollte und kann man sie auch unbedingt genießen. James Coburn hat es nie zu den Höhen seiner glorreichen Mitstreiter wie Steve McQueen oder Charles Bronson gebracht. Vielleicht wurde für „Eagles“ dann auch der noch aufstrebende Clint Eastwood besetzt. Im deutlich kleiner und simpler angelegten „Riders“ passt er dafür wunderbar. Sein wölfisches Grinsen fegt auch noch die größte Ungereimtheit vom Tisch und sein ebenfalls nicht unerhebliches Charisma tut ein Übriges. Robert Culp kommt ohnehin hauptsächlich vom 4:3-Format und Charles Aznavours (hier als griechischer Polizeichef) Biographie ist ähnlich bunt wie der Legobaustein-Plot von „Sky Riders“. Die Hauptattraktion sind hier ohnehin nicht die Mimen, sondern die spektakulären Drachenflugszenen. Ob über Wasser, Land, bei Nacht, oder im Sperrfeuer der bösen Terroristen, die vor allem in den 1970er Jahren so populären Drachenflieger machen durchweg eine bombige Figur. Das ist versierte Stuntarbeit, gepaart mit toller Optik und ordentlich Adrenalin. Die Euphorie dieses Spektakel möglichst lang und oft zeigen zu können, schießt zwar bisweilen etwas über den Adlerhorst hinaus, aber geschenkt. Vor allem wenn die Kunstflieger aka Navy Seals von der Klostertrutzburg fliehen und dabei minutenlang um die Feste herum fliegen und so zur perfekten Zielscheibe werden, anstatt so schnell wie möglich in Richtung Tal zu entfleuchen, ist man kurzzeitig irritiert, nur um sich dann flugs wieder dem kunterbunten Endkampf mitsamt Hubschrauber-Attacken, Geschütz-Feuer und allerlei Flugakrobatik hinzugeben.
Womit wir bei der passenden Verzehr-Empfehlung wären. Der Film mag seinerzeit ein Rohrkrepierer gewesen sein, den Publikum wie Kritiker gleichermaßen verschmäht hatten. In Wahrheit ist er aber bei entsprechender Offenheit und Neigung ein frecher, kleiner Knallfrosch äh -Vogel, der über seine knapp 90 Minuten beste Laune verbreitet. Anders ausgedrückt, sofern man bereit ist sich in die „Niederungen“ exploitativer Freuden zu begeben, kann man auf der Fährte des Adlers in luftige Höhen knalliger B-Unterhaltung aufsteigen und dort ein lustiges wie sportliches Ballerfest feiern.
(auf BluRay in erstaunlich guter Bildqualität, für Fans auch im schicken Mediabook)