„Schon längere Zeit hatte ich vor, einen Motorradfilm zu machen. Und Hart am Limit’ enthielt all die Elemente, die mir vorschwebten: mitreißende Action, dramatische Situationen und überzeugende Hauptfiguren, die die Story tragen“, sinniert Produzent Brad Luff. Das Problem: Joseph Kahns Motorrad-Actionfilm „Hart am Limit“ weist keines dieser Merkmale auf, die Luff so vollmundig anpreist. Die Geschichte ist komplett sinnfrei, die Darsteller sind bis auf wenige Ausnahmen nicht mal solide und die Action überzeugt nur in Teilen, driftet dabei zu oft ins Lächerliche ab.
Nach seiner Flucht ins ferne Thailand kehrt Biker Cary Ford (Martin Henderson) in sein kalifornisches Heimatkaff zurück, um seine Freundin Shane (Monet Mazur), die er einst sitzen lassen musste, wieder zu sehen. Doch das Raubein Ford handelt sich gleich wieder eine Menge Ärger ein. Vor einem halben Jahr ließ er ein paar Motorräder des Drogendealers Henry (Matt Schulze) verschwinden. Nicht nur das: In den Tanks der Bikes waren Drogen versteckt, die der wenig humorige Henry und seine Gang um jeden Preis zurück haben wollen. Er greift zu einer List, um an den Stoff zu kommen. Seine Gang tötet Junior (Fredro Starr), den jüngeren Bruder des gefürchteten Anführers der Motorrad-Gang Reapers. Trey (Ice Cube) glaubt, dass Ford ihn auf dem Gewissen hat, weil Motorrad-Braut China (Jaime Pressly) den Mord bezeugt hat. Doch China gehört zu Henrys Truppe. In der Zwischenzeit ist auch das FBI alarmiert. Die Agenten McPherson (Adam Scott) und Henderson (Justina Machado) sind Ford samt Freundin Shane und Kumpanen Dalton (Jay Hernandez) und Val (Will Yun Lee) bereits auf den Fersen.
Neal H. Moritz („S.W.A.T.“), der neben Brad Luff produzierte, hatte mit „The Fast And The Furious“ und dem Sequel „2 Fast 2 Furious“ zwei große Box-Office-Hits im gleichen Genre. Er engagierte Videoclip-Regisseur Joseph Kahn (drehte Clips für U2, Eminem, Moby, KoRn und DMX), um das Erfolgsrezept von vier auf zwei Räder zu übertragen. Besonders Kahns geschultes ästhetisches Auge sollte „Hart am Limit“ bei seinem Kinodebüt prägen. Und genau so sieht der Actioner dann auch aus: wie ein 81-minütiger, überlanger Videoclip, der einen überzogenen Stunt an den nächsten reiht. Nur unterbrochen von Dialogen, die bedrohlich nahe am Schwachsinn angesiedelt sind. Etwas anderes hat allerdings auch kaum jemand erwartet.
Noch ärgerlicher sind jedoch die aufgefahrenen Rituale, die das Publikum am Geisteszustand der handelnden Personen zweifeln lassen. Nur versucht Kahn, die Todesmutigkeit seiner Protagonisten als Coolness zu verkaufen. Das gelingt nur sehr selten. Gelegentlich sorgt ein wenig eingestreuter trockener Humor für Abwechslung. Die Handlung ist so vorhersehbar wie im Genre üblich. Der Regie-Schnackschnack aus dem Standard-Repertoire eines Videoclip-Regisseurs darf natürlich auch nicht fehlen: die mittlerweile obligatorische Kamerafahrt durch den Motorraum, gewollte Coolness vor blutroten Sonnenuntergängen und donnernde Hard-Rock-Musik (von KoRn, Jane’s Addiction, Kid Rock, Hoobastatank und Nickelback). Die Heavy-Heroen Monster Magnet schaffen es sogar zu einem Cameo-Auftritt während einer Konzertszene in einer Lagerhalle.
Schauspielerisch geben Martin Henderson („The Ring“, „Windtalkers“) und Co-Star Monet Mazur („40 Tage und 40 Nächte“, „Voll verheiratet“) gar keine so üble Figur ab. Ein Minimalmaß an Charisma ist dem Neuseeländer Henderson in seiner ersten Actionrolle nicht abzusprechen, auch wenn er weit von seinem Schablonen-Vorbild Vin Diesel entfernt ist. Monet Mazurs Darstellung hebt sich wenigstens ein bisschen von der üblichen Motorrad-Braut ab. Diesen undankbaren Klischee-Part muss dafür Jaime Pressly („Nicht noch ein Teenie-Movie“) übernehmen. In knappen Leder-Outfits und mit Tattoos überzogen darf sie sich nur finster dreinschauend permanent lasziv mit der Zunge über die wohlgeformten Lippen lecken. Mehr als Optik ist nicht drin. Richtige Dialogzeilen hat sie nicht. Auf der Bösewichtseite verdienen sich Matt Schulze („The Fast And The Furious“) und Ice Cube („Barbershop“, „Friday“) ebenfalls schlechte Noten. Ice Cube agiert mit düsterem Blick und Motherfucker-Dialektik am Rande der Karikatur, Co-Fiesling Schulze ist bereits eine solche.
Das alles wäre vielleicht in den Hintergrund zu drängen, wenn die Action, wie zum Beispiel beim launigen „The Fast And The Furious“, über die komplette Spielzeit stimmen würde. Dass sämtliche Aktionen praktisch sinnfrei sind, ist kaum der Erwähnung wert. Viele der Szenen sind einfach zu sehr over the top. Stellvertretend dafür steht die hanebüchene Eisenbahn-Sequenz. So bleibt der Spaß auf der Strecke, stattdessen zieht Kopfschütteln einher. Besonders im unvermeidlichen Finale, wenn die Kontrahenten wie Comic-Figuren durch L.A. preschen, ist das leider nur noch lächerlich.
Den Gnadenstoß erhält „Hart am Limit“ dann von Drehbuch-Novize Matt Johnson. Die einzig interessante Figur, der unkonventionelle FBI-Mann McPherson (ordentlich gespielt von Adam Scott), ruiniert Johnson im Schlussteil mit einer mehr als unglaubwürdigen Wendung, die dem Film das letzte Fünkchen Aufmerksamkeit raubt. So ist „Hart am Limit“ über weite Strecken misslungen und gibt einen unwürdigen Motorrad-Klon des PS-Vehikels „The Fast And The Furious“ ab. Schade, da nicht alles an dem Actionmachwerk mies ist. Doch die wenigen guten Ansätze werden mit zunehmender Dauer sinnlos zertrümmert.