Die Achtziger waren definitiv die Ära des Splatterfilms. Altmeister George A. Romero leitete 1978 mit Dawn of the Dead diesen Trend ein, der 1992 mit Braindead seinen unbestreitbaren Höhepunkt erreicht hat. Natürlich gab es auch davor und danach vereinzelte Vertreter dieses Genres. Genau in die Mitte dieses Zeitraumes fällt Stuart Gordons Re-Animator, die Adaption einer sechsteiligen Geschichte von H. P. Lovecraft.
Der Mad Scientist Herbert West (Jeffrey Combs) hat ein Serum erfunden, dass es ermöglicht, totes Gewebe wieder ins Leben zurück zu holen. In der Schweiz konnte er dies schon, mehr oder weniger erfolgreich an seinem Mentor testen. Nun kommt er nach Amerika um seine Forschungen fortzusetzen. Hierzu mietet er sich beim Medizinstudenten Dan Cain (Bruce Abbott) ein, mit dem er auch im Krankenhaus zusammenarbeitet. Nachdem West Cain vom Erfolg seiner Forschungen mittels Cains Katze überzeugen konnte, kommt es bald zu ersten Versuchen an Menschen…
Nach der kurzen Exposition in der Schweiz, nimmt sich Gordon erst mal die Zeit, seine Charaktere einzuführen. Neben Herbert West sind besonders die beiden Ärzte Halsey und Hill interessant. Wobei besonders Hill erst in der zweiten Hälfte in den Mittelpunkt rückt. Man nimmt sich zu Beginn zu viel Zeit, die Beziehung zwischen Cain und Megan (Dr. Halseys Tochter) zu lancieren, denn beide Charaktere sind eigentlich ziemlich langweilig. Cain ist ein unscheinbarer Typ, der sich leicht von Wests Wahnsinn anstecken lässt und zum Schluss über sich hinaus wächst, während Megan als Objekt der Begierde herhalten muss. Sie dient noch am ehesten als Identifikationsfigur, denn alle anderen Charaktere sind ziemliche Unsympathen. Um jedoch als "Heldin" durchzugehen, ist ihre Rolle zu klein und vor allem zu passiv. Sie wird tatsächlich eher als Objekt eingesetzt.
Re-Animator mäandert irgendwo zwischen ernsthaftem und Fun-Splatter. Viele Szenen sind einfach schreiend komisch und absurd und das Gezeigte ist schlichtweg viel zu dämlich, als dass man es ernst nehmen könnte. Auf der anderen Seite schafft Stuart Gordon es jedoch auch einige Szenen sehr spannend zu inszenieren. Er bedient sich einiger langer Einstellungen und Kamerafahrten, die eine große Spannung erzeugen, beispielsweise indem eine dynamische, zuweilen fast hektische, Handkamera zum Einsatz kommt. Überhaupt sieht der Film sehr gut aus und kann schöne Sets vorweisen. Die musikalische Untermalung versprüht ein wunderbares 80er-Jahre-Feeling, drängt sich aber nie wirklich in den Vordergrund, sondern unterstützt die Szenen sehr gut.
Wichtig in einem Splatter-Film sind natürlich auch die Effekte. Der Film ist schon ziemlich brutal, besonders in der zweiten Hälfte (weswegen man in Deutschland, wie bei so vielen anderen Genre-Vertretern auch, keine ungekürzte Version dieses Films im Kaufhaus erwerben kann), allerdings sind viele dieser Sequenzen ziemlich leicht zu durchschauen. Die Szenen mit dem abgetrennten Kopf sind zumeist sehr einfach zu entlarven. Das tut dem Spaß jedoch keinen Abbruch, denn effektiv ist der Film trotzdem, und warum sich das Leben unnötig schwer machen? Mit den genialen Effekten und Einfällen von Braindead kann Re-Animator allerdings kaum mithalten, dafür gefallen mir der Humor und die straffere Inszenierung etwas besser. Mit zunehmender Laufzeit gelingt es Gordon die Spannungsschraube anzudrehen und gleichzeitig durch immer absurder werdende Situationen, die Lacher auf seine Seite zu bringen.
Unter den Schauspielern machen besonders Jeffrey Combs als Mad Scientist und David Gale als perverser Doktor eine gute Figur. Sie überziehen ihre Charaktere hemmungslos und sorgen für viele Lacher, wenngleich es beide trotzdem schaffen, ihre Charaktere bedrohlich wirken zu lassen. Der eigentliche "Held" Cain, gespielt von Bruce Abbott bleibt hingegen relativ blass. Abbott spielt nicht schlecht, zieht aber vor den beiden Verrückten eindeutig den Kürzeren. Das Drehbuch hält auch nicht viele Szenen für ihn parat, in denen er glänzen könnte, er ist eher Beobachter. Barbara Crampton muss vor allem gut aussehen und diesen Job meistert sie vorzüglich. Sie bekommt viele Gelegenheiten, ihre entblößte Oberweite in die Kamera zu halten.
Fazit: Re-Animator ist ein guter, spannender und lustiger Film, bei dem besonders Fans von Horror-Komödien und Trash im Allgemeinen auf ihre Kosten kommen werden. Für Zartbesaitete ist der Film womöglich nicht uneingeschränkt zu empfehlen, wenn auch die visuelle Gewalt, durch den Humor sehr stark entschärft wird.