Ein gängiger Schauplatz, um den dezenten Grusel zu entfalten, ist das klassische Spukhaus. Voll mit dunklen Ecken, unbekannten Räumen und weithallenden Gängen bieten sich solch modrige Gemäuer wohl beinahe am besten für einen Horrorfilm. Der springende Punkt liegt noch darin, dem Geschehen einen Charakter zu verpassen, einen Wiedererkennungswert, der sich thematisch und/oder stilistisch von anderen Werken abhebt. Nun, der wohl perfekteste und zugleich grausamste Vertreter unter ihnen ist der Gothic-Klassiker Schloss des Schreckens. Dort hilft die religiöse Miss Giddens einem verzweifelten Onkel aus, der jeglichen Kontakt zu seinen zwei Geschwisterkindern vermeiden möchte. Die jüngere von ihnen, Flora, lebt mit ein paar weiteren Diensthilfen in dem großen Schloss, während der ältere, Miles, nach seiner Suspendierung aus dem Internat dazu stößt. Beide haben in ihrer Vergangenheit schreckliches erleben müssen, was die Gouvernante als Begründung für ihr mysteriöses Verhalten und den gespenstische Wahrnehmungen sieht.
Schon zu Beginn nagt der Schauer mit einer unwohlbereitenden Ouvertüre an einem selbst, die die Stilsicherheit von Regisseur Jack Clayton direkt unter Beweist stellt. Kontraste sind dabei ein durchgängiges Thema. So werden die spannungsvollsten Szenen oft mit scheinberuhigenden Naturgeräuschen untermalt und die grellbeleuchteten Darsteller vor einem in pechschwarz getränktem Hintergrund umhergeschlichen lassen. Ebenso gegensätzlich sind die Charakterzeichnungen der drei Hauptfiguren. In allen dreien schlummert das Unterdrückte, welches im Film nie primär auftritt. Denn das eigentliche Grauen, nämlich die eingezäunte, labile Psyche, ist so minimalistisch in seinem Erscheinen, dass das eigentliche Chaos auf der Oberfläche tobt – nämlich dort, wo die drei aufeinander treffen. [...]