Ein magisches Werk, das mehr als nur einen tollen David Bowie zu bieten hat!
In meiner Kindheit gab es viele Filme, die mich ein Stück weit traumatisiert haben. Einer dieser Filme war „Die Reise ins Labyrinth“ von 1986. Vier Jahre nachdem der große Muppet-Dad Jim Henson „Der dunkle Kristall“ auf die Leinwand brachte und damit auf technischer Ebene einen Meilenstein erreichte, kam das nächste Werk, in dem er Regie führte. Für „Labyrinth“ jedoch schrieb er nicht das Drehbuch, das übernahm Terry Jones von Monty Python. Dennoch ist Hensons Aura im ganzen Film über zu spüren. Während „Der dunkle Kristall“ viele Zuschauer abschreckte, weil es keine echten Menschen dort gab, versuchte man es dieses Mal mit zwei menschlichen Hauptakteuren. Der Rest blieb trotzdem in Puppenhand. „Labyrinth“ gilt mittlerweile als Klassiker, nicht zuletzt durch das Mitwirken von David Bowie. Dennoch konnte der Film damals an den Kinokassen nicht performen und wurde ein Flop. Erst durch VHS, Fernsehen und später durch DVD und Blu-ray erreichte „Labyrinth“ (wie auch „Der dunkle Kristall“) Kultstatus.
Meine Angst vor dem Kobold Hoggle blieb dennoch viele Jahre in meinem Kopf. Nun wollte ich das beenden und sehen, ob und wie der Film sich fast 40 Jahre nach seinem Release gehalten hat.
Die Teenagerin Sarah leidet unter der Scheidung der Eltern und ist vom kleinen Bruder Toby genervt. Eines Abends als sie auf ihn aufpassen muss, wünscht sie sich, dass er verschwindet und schwupps passiert das auch. Dahinter steckt der Goblinkönig Jareth. Er gibt Sarah jedoch die Möglichkeit Toby zu retten, wenn sie es in 13 Stunden durch sein verworrenes und magisches Labyrinth schafft…
„Labyrinth“ ist eine bunte Mischung aus bekannten Märchen wie „Der Zauberer von Oz“ oder „Alice im Wunderland“. Die Geschichte vom kleinen, naiven Mädchen, das lernen muss erwachsen zu werden, hat sich bis heute gehalten und wurde auch durch die Ghibli-Studios 2001 majestätisch umgesetzt („Chihiros Reise ins Zauberland“). Auch andere Fantasy-Klischees finden sich hier im Film wieder. Das ist nicht immer gleich schlecht, solange dieses Klischee gut und glaubhaft umgesetzt wird. Manche Momente jedoch wirken selbst für 1986 etwas verstaubt.
Im Großen und Ganzen kann „Labyrinth“ aber mit seiner Story überzeugen, vor allem, weil Jim Henson und sein Team dem Ganzen erstaunlich viele metaphorische Ebenen verpasst haben. Viele der zunächst willkürlich passierenden Ereignisse, haben im großen Ganzen einen tieferliegenden Sinn. So ergibt es zum Beispiel Sinn, warum Sarahs Gegenspieler auch ein Mensch ist, warum sie in der Geschichte weiter kommt, wenn sie sich entsprechend nett oder hilfsbereit verhält und vieles mehr. Ja, einige Szenen sind trotzdem ganz offen dafür da, um etwas verrückten Muppet-Spaß zu haben, wie etwa die Tanzszene mit den rothaarigen Wesen, die ihre Körperteile und Köpfe ohne Probleme abnehmen und rumwerfen können. Doch sowas sollte einen bei einem Henson-Film auch nicht überraschen.
Der Film spielt sogar mit einigen wirklich düsteren Themen, die zwar hübsch verpackt sind, aber dennoch durch schimmern. Und düster ist der Film allemal mit seinen gruseligen Figuren. Selbst die gutherzigen Kreaturen haben mich als Kind verstört, das sollte man vielleicht beachten, wenn man den Film mit seinen Kindern schaut, immerhin ist das Werk auch ab 12 freigegeben.
Kommen wir zum Cast, der sich vor allem auf die zwei Hauptdarsteller begrenzt. Jennifer Connelly stand hier noch am Anfang ihrer Karriere und lieferte eine wirklich tolle Leistung als Sarah ab. Der wahre Star ist für viele natürlich David Bowie. Der war von Anfang an eingeplant und wäre fast abgesprungen, war aber zum Glück am Ende doch noch dabei. Seine Rock ´n´ Roll-Erscheinung inklusive Songs wirkte zunächst sehr unpassend und fragwürdig. Doch seine Figur, sein Kostüm und auch die Musik, die mit ihm einhergeht, waren beabsichtigt und gewollt. Und im Laufe der Geschichte kann man auch erahnen, welchen Grund seine Präsenz in der Geschichte hat.
Bowie selbst macht das alles sehr gut, nicht nur gesanglich. Auch schauspielerisch ist er sehr imposant, was nicht zuletzt an seinem wilden Outfit liegt.
Der Film ist besonders im optischen und technischen Bereich ein Meisterwerk! Die beeindruckenden Puppen, die atemberaubenden Sets und die ganze Kreativität, die man auf dem Bildschirm sieht, das alles ist inspirierend. Henson und Co haben wie bei „Der dunkle Kristall“ eine völlig andere Welt geschaffen, wie man sie nur selten findet. Gerade Fantasy-Werke aus den 80ern haben diesen Look, dieses Feeling, was ich bei heutigen Filme oftmals vermisse. In „Labyrinth“ trifft man in jeder Szene auf eine andere visuelle Überraschung, sei es eine schräge neue Figur oder eine wunderschöne Kulisse.
Einzig die Actionszenen am Ende wirken etwas steif, aufgrund der Tatsache, dass 95 % der Figuren Puppen sind und diese nicht immer noch schnell agieren können, wie Menschen. Charmant gemacht ist das Ganze aber dennoch.
Kommen wir abschließend noch zur Musik: Trevor Jones komponierte einen poplastigen Score, passend zu den Songs von David Bowie. Der schrieb nämlich alle Lieder und performte auch die meisten. Wirklich umgehauen hat mich die Musik zwar nicht, aber irgendwie mochte ich den scharfen Kontrast zur romantischen Fantasywelt. In den Soundtrack möchte ich dennoch reinhören!
Fazit: „Labyrinth“ ist ohne Zweifel ein bildgewaltiger und ikonischer Film der 80er. Die Story ist trotz ihrer Schwächen sehr magisch und facettenreich. Jim Hensons Werk kann man nur schwer beschreiben, denn das Ganze lebt von der imposanten Bildsprache. Wer mit Puppen nicht viel anfangen kann, der wird hier nicht auf seine Kosten kommen, aber jeder andere sollte diesem Klassiker eine Chance geben und das nicht nur wegen David Bowie!