Filme, die man sich ohne ein Gefühl von quälender Langeweile öfter ansehen kann, sind eher rar gesät, Filme die mit jeder Sichtung an Qualität zu gewinnen scheinen, sind eine Seltenheit, aber sie existieren, diese cineastischen Perlen, wegen derer man in solchen Portalen Höchstwertungen vergibt. Filme, die im engeren Sinn dem Horror-Genre zuzurechnen sind, können das per se eigentlich nicht leisten. Das Potential hat sich meist bei Erstsichtung erschöpft, der Gruselfaktor hat sich abgenutzt, Jumpscares funktionieren nicht mehr und ärgerlicherweise überträgt sich dieser Effekt auf einen Großteil der "Schocker" bereits bei Erstsichtung, weil man alles irgendwie schonmal gesehen hat. Eine rühmliche Ausnahme stellt Gore Verbinsky's Remake vom japanischen Kultfilm "Ringu" dar. Schon einige Male gesehen, packt mich die düstere, surreale Atmosphäre immer wieder aufs Neue. Sehr subtil eingebaute mystische Elemente, wie bspw. die Fliege, sorgen für wohlige Schauer und Ganzkörpergänsehaut. "Ring" ist ein Film bei dem sehr viel richtig gemacht wurde. Ein überragender Score von Hans Zimmer unterstützt die grandiose Optik. David Lynch's Entdeckung Naomi Watts (Mulholland Drive) trägt als Hauptprotagonistin den Film mit einer atemberaubenden Leichtigkeit; bis in die Nebenrollen ist "Ring" glänzend besetzt. Herauszuheben ist in jedem Fall die sehr charismatische Performance des jungen David Dorfman. Die Story besitzt trotz des Umstands, dass es sich um ein Remake handelt, genügend Eigenständigkeit um sich neben dem (übrigens auch sehenswerten) Original zu positionieren. Von allen Horrorfilmen, die ich bisher gesehen habe, besitzt "Ring" den höchsten Gruselfaktor im klassischen Sinn, gerade weil er sehr zurückgenommen in der Gewaltdarstellung konzipiert ist. Horror entsteht hier im Kopf des Betrachters und verankert sich in den Synapsen wie fiese kleine Kletten. Ein Film, den sich niemand entgehen lassen sollte.