Die Streaming-Premiere "Let It Be" ist kein brandneuer Film, sondern die Veröffentlichung der restaurierten Fassung des Dokumentarfilms von 1970. Besonders ist das dennoch, da die Doku von Regisseur Michael Lindsay-Hogg seit Jahrzehnten auf eine erneute Veröffentlichung wartet - schon seit den 80er Jahren ist das Porträt der Beatles kurz vor ihrer Trennung nicht mehr fürs Heimkino verfügbar. Ab 2003 wurden immer wieder Neuveröffentlichungen auf DVD angekündigt, aus denen letztlich doch nichts wurde, bis der Blick hinter die Kulissen des gleichnamigen letzten Beatles-Albums eine Heimat bei Disney+ gefunden hat.
Mit der Neuveröffentlichung von "Let It Be" drängt sich der Vergleich zu der 2021 ebenfalls auf Disney+ erschienenen Beatles-Doku "Get Back" von Peter Jackson auf, die sogar große Teile des Materials vom "Let It Be"-Dreh verwendet. Beide Regisseure Michael Lindsay-Hogg und auch Peter Jackson meldeten sich schon zum Vergleich zu Wort: Während Lindsay-Hogg seinen Film gerne als Kurzgeschichte und Jacksons Version als Roman bezeichnet, beschrieb der "Herr der Ringe"-Regisseur den Film seines Regiekollegen als Höhepunkt der beiden nun quasi zusammenhängenden Filme und sein Werk als den vorher fehlenden Kontext zu "Let It Be".
Die in "Let It Be" porträtierte Session der legendären Band lieferte zwar zum größten Teil das Material für das gleichnamige letzte Beatles-Album von 1970, war aber nicht die letzte Aufnahmesession der Pilzköpfe. Das bereits 1969 erschienene Album "Abbey Road" ist eigentlich das zuletzt aufgenommene Beatles-Album, auch wenn es vor "Let It Be" erschien. Der große Unterschied zwischen den beiden Sessions liegt allerdings darin, dass für die "Get Back"-Session, aus der später "Let It Be" werden sollte die Beatles noch fast komplett gemeinschaftlich im Studio schrieben und spielten und für die spätere "Abbey Road"-Session oft nur noch getrennt voneinander arbeiteten.