Spätestens nach seiner schon legendär-peinlichen „Stuhl-Rede" im US-Präsidentschaftswahlkampf 2012 dürfte auch dem letzten klar sein, aus welchem politischen Lager Clint Eastwood kommt. Doch trotz solch eines bizarren Auftritts denkt man bei dem inzwischen über 80jährigen Regisseur weniger an Politik, als an bemerkenswerte Filme. Nicht immer drehte Eastwood zwar Klassiker wie „Erbarmungslos" „Mystic River" oder „Million Dollar Baby", doch über zahlreiche mediokre Werke („Blood Work", „Rookie" oder „Der Mann aus San Fernando" um nur einige zu nennen) hat sich Schleier des Vergessens gelegt. So manch gelungener Film aus einer langen, abwechslungsreichen Regielaufbahn ist jedoch zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Dazu zählt auch ein eher grobschlächtiges Action-Vehikel wie „Der Mann, der niemals aufgibt", das zwar bisweilen zur Albernheit neigt und sich Nahe am Trash bewegt, dennoch aber zeigt, wie Eastwood seine unverwechselbare Handschrift auch in einen Radaufilme wie diesen einfließen ließ.
Seine besten Tage hat der heruntergekommene Polizist Ben Shockley (Clint Eastwood) längst hinter sich. Mittlerweile gilt er bei seinen Vorgesetzten als rotes Tuch und hat den Ruf, dem Fusel mehr Aufmerksamkeit zu schenken als seinem Job. Da er jede Anstrengung zu meiden versucht, murrt er gehörig, als man ihn aus seinem Revier Phoenix nach Las Vegas schickt, um die ehemalige Prostituierte Mally (Sondra Locke) zu überstellen. Genervt und verkatert macht er sich auf den Weg und trifft alsbald auf eine ruppige und alles andere als kooperative Gefangene. Doch deren Gezeter und Fluchtversuche bleiben nicht sein einziges Problem: Schnell muss Ben feststellen, dass Mally nicht nur von Killern gejagt wird, sondern auch korrupte Polizisten und Politiker ihren Tod wünschen. Die Fahrt nach Phoenix entwickelt sich zu einer wahren Tour de Force.
Als großer Spaßvogel ist Eastwood zwar nicht bekannt, seine wenigen reinrassigen Komödien zählen zu seinen ganz schwachen Filmen, doch sein Gespür für Ironie hat Eastwood stets bewiesen. Waren seine frühen Leone- und Siegel-Filme noch von eher zynischem Humor durchzogen, besticht „Der Mann der niemals aufgibt" durch eine angenehm leichte, heitere Note. Statt fiebrig und düster zu sein, ist die Inszenierung hier von Anfang an eher relaxt und amüsiert sich augenzwinkernd über die schon damals etwas antiquiert wirkenden Genre-Muster: Zwar gibt Eastwood einmal mehr einen rauen Bullen, doch scheint der abgehalfterte Ben oft schon mit den kleinen Tücken des Alltags überfordert zu sein. In gewisser Hinsicht ist Ben ein Gegenentwurf zu Dirty Harry – ein Nonkonformist zwar, doch einer der legeren Sorte, der sich mit Mally Screwball-artige Zankereien liefert. Im Gegensatz zu früheren Eastwood-Figuren ist Ben von der Schlagfertigkeit Mallys oft überfordert, die sich nicht nur verbal als ebenbürtiger Gegner erweist, sondern Ben ein ums andere Mal entkommen kann.
Doch so lässig und relaxt „Der Mann, der niemals aufgibt" auch ist: Ein solches Action-Vehikel hat Eastwood in seiner langen Karriere als Regisseur nie wieder aus dem Ärmel geschüttelt. Schon am Beginn steht eine wilde Verfolgungsjagd, die zwar nie die inszenatorische Dichte entsprechender Szenen in Peter Yates „Bullitt" oder William Friedkin „French Connection" erreicht, dafür jedoch mit reichlich Blechschäden und Lust an der Zerstörung auftrumpft. Und in diesem Ton geht es weiter. Mit fast schon fetischistischer Freude werden in den vielen Actionszenen bestechen unterschiedlichste Objekte von unzähligen Kugeln durchsiebt.
Besonders markant ist hier eine Szene, in der ein Haus, in dem sich Ben und Mally verschanzen, von so vielen Geschossen durchsiebt wird, dass es anschließend zusammenbricht. Immer wieder verliert sich Eastwood in solch unnötigen, doch auch schamlos unterhaltsamen Verwüstungsorgien. Mit sichtlicher Freude versetzt Eastwood den Zuschauer dabei ins Herz des Sturms und bombardiert ihn mit fliegenden Geschossen, Glassplittern, Holzspänen und verbogenem Blech. Höhepunkt der oft selbstzweckhaft wirkenden Zerstörungsorgien ist das Finale, in dem das unfreiwillige Gespann in einem zum Panzer umfunktionierten Bus durch ein wahres Sperrfeuer fährt und ihr Gefährt dabei Zentimeter für Zentimeter von tausenden von Schüssen perforiert wird. Ein wenig bringt diese Szene den gesamten Film auf den Punkt: nicht allzu schlau, aber von exzessiver Zerstörungswut und hohem Unterhaltungswert.
Fazit: „Der Mann der niemals aufgibt" ist ein Film aus der Kategorie „doof aber lustig". Auch wenn die Story und so manche Entwicklung irgendwo zwischen „abgedroschen" und „völliger Quatsch" rangiert, macht es unheimlichen Spaß sich diesem wunderbar altmodischen, herrlich entspannten und augenzwinkernden Action-Road-Movie auszusetzen.