Hier erlebt man zu Beginn etwas, das bei Bond selten gemacht wurde. Einen direkten Querverweis zu einem anderen Film. Wenn Bond Blumen am Grab seiner Frau, die am Ende von "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" getötet wurde, niederlegt. Auch den Mann im Rollstuhl mit Halskrause weiß man sofort zuzuordnen. Denn eine solche trug Blofeld am Ende von genanntem Film. Fast könnte man bei dem, was folgt meinen, 007 hätte hier endlich Gelegenheit Rache für Tracys Tod zu nehmen. Auch könnte man es als Hinweis sehen, dass man damit an einen der besten Bond-Filme anknüpfen wollte, bei dem mehr die Story, statt die Effekte zählten. Denn jedem Bond-Fan war am Ende von "Moonraker" klar, dass das der Gipfel war. Noch höher hinaus konnte Bond nicht.
Einzigartig von "In tödlicher Mission" ist die Titelsequenz. Zum einzigsten Mal in der Serie ist die Titelsängerin auch in den Titeln zu sehen, die wie bei vielen Bond-Filmen ein kleines künstlerisches Meisterwerk für sich ist.
Gekonnt wird hier in Folge der Eindruck erweckt, dass dieser Bond wieder härtere Töne anschlagen wird, wie z.B. durch den brutalen Anschlag auf die Havelocks. Und wohl nie zuvor hat man ein entsetzteres und vor Wut kochenderes Bond-Girl gesehen, als Melina, deren Blick nur eins aussagt: Ich will Rache.
Gekonnt ist die Rückkehr des Lotus Esprit, weil man sich natürlich fragt, welche Raffinessen das Wägelchen nach "Der Spion, der mich liebte" diesmal auf Lager hat. Die Antwort folgt schnell und ist eine gelungenes Spiel mit den Zuschauererwartungen. Denn der Autostar des Films ist der wohl ungewöhnlichste Wagen, den Bond je fuhr - ein Ente. Bonds Blick spricht beim Anblick des 2CV Bände. Doch was mit diesem unscheinbaren Wagen für eine Verfolgungsjagd gezaubert wurde, ist rasant, innovativ, lustig, spektakulär und von toller Musik Bill Contis (John Barry pausierte zum 3. Mal) unterlegt.
Ein Bond-Novum nach einigen tollen Szenen im Wintersportort Cortina d Ampezzo ist es, wenn Bond eine Frau zurückweißt, die ihm Avancen macht. Moores Gesicht bei der Art, wie er die viel zu junge Bibi zurück weißt ist köstlich.
Gekonnt legt der Film auch Hinweise wer der Böse sein könnte, statt dem Zuschauer direkt zu sagen, wer es ist.
Ein Kracher sind die Skiszenen. Was hier auf der Skipiste und in der Bobbahn abgeht, ist atemberaubend und toppt die Skiszenen in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" und "Der Spion, der mich liebte".
Interessant ist eine Szene, in der Bond eine Affäre mit Contessa Lisl hat. Ihre Darstellerin Cassandra Harris war die damalige Ehefrau von Pierce Brosnan, der ebenfalls bei den Dreharbeiten zugegen war und den Produzenten im Gedächtnis blieb. Wie alle Figuren im Film, stirbt Lisl einen recht schnellen und grausamen Tod.
"In tödlicher Mission" räumte gründlich mit dem sich hartnäckig haltenden Vorurteil auf, dass Moore nicht zur Härte Connerys fähig wäre. Wie er hier einen Killer samt seinem Wagen abserviert, ist absolut skrupellos. Man nimmt es Moore in dieser Szene auch ab, weil er den ganzen Film bei weitem nicht so humorig wie früher, sondern bodenständiger, aber mit Charme spielt.
Und besieht man sich, wie schnell hier die Anschläge auf Bond verübt werden, z.B. auch Unterwasser, wird einem auffallen, dass es in keinem Film zuvor soviele Versuche gab, Bond zu töten. Eine der grandiosesten Szenen ist diesbezüglich eine, in der Bond und Melina im Meer zu Tode geschleift werden sollen.
Eine der bis heute spektakulärsten Bond-Szenen ist, Bonds Klettertour zum letzten Versteck des Schurken. Diese wurde in Punkto Spannung und Dramatik voll ausgereizt.
Schlicht fällt zwar die letzte Konfrontation aus, doch vermisst man bei diesem Film keine große Schlacht, weil das Ende absolut stimmig ist, bei diesem großartigen Film, der Bond so gut es nur irgend möglich war, auf die Erde zurück holte.
Der Thrillerstil, der spätestens nach "Leben und sterben lassen" etwas abhanden gekommen war, ist wieder da, es gibt viele beeindruckende Actionhighlights, der Soundtrack ist perfekt, die Schauplätze eine Pracht, die Ideen innovativ. All das ergab für mich den besten Bond seit "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" von 1969.