Wir waren Helden läßt den antiken Heldenbegriff hochleben: so reicht Tapferkeit und Kühnheit aus, um zum "Helden" zu werden - Moralische Gesichtspunkte treten hingegen in den Hintergrund. In dem Sinne wie Odyseus und Achil trotz Verbrechen und Untaten durch ihren Mut "Helden" waren, sind es auch die Protagonisten in Gibsons Machwerk. Grundtenor: Okay, Krieg ist zwar keine schöne Sache, aber wenn man richtig tapfer ist und kämpft und für das Vaterland stirbt, dann ist man eine große Nummer und ein Held. Wow, denken sich da viele Minderbemittelte: bei der Action wäre ich gerne dabei gewesen.
Bei "Wir waren Helden" treten meiner Meinung nach die filmischen Aspekte und alle unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten in den Hintergrund: das reaktionäre Gedankengut, das den Film durchfließt, verleidet mir die Unterhaltung. Die neutrale und unideologische Behandlung der Vietnamnesen im Film - so sehr man sie dem Film zu Gute halten mag - täuscht nicht darüber hinweg, dass "Wir waren Helden" tatsächlich nur ein doofer Kriegsfilm voller unreflektiertem Hurra-Patriotismus ist, der bei labilen Charakteren durchaus Begeisterung wecken kann, sich mal irgendwo im Ausland so richtig als Held zu beweisen. So ist die positive Zeichnung der Vietnamnesen fast schon wieder ärgerlich: soll es okay sein, auf andere Menschen zu ballern, auch wenn sie ganz okay sind? Nur weil man den Befehl dazu hat? Da sehnt man sich ja sogar nach einem Feindbild a la Rambo2. Zwar kann man vielen Filmen den Vorwurf machen, Krieg als Männerabenteuer zu glorifizieren, allerdings haben diese meist einen historischen Kontext, in dem sie einzuordnen sind oder erheben nicht den Anspruch, mehr zu sein als pure Action. Im Jahre 2002 geht "Wir waren Helden" jedenfalls mit einer Botschaft ins Rennen, die in einem ernstgemeinten Beitrag zum Genre Kriegsfilm nichts zu suchen hat. (Die Kompensation des 911 Traumas als Motiv zieht nicht, da das Drehbuch schon lange fertig war.) Ich halte den Film schlicht für militaristisch. Dabei respektiere ich Soldaten durchaus: in der Aufbauarbeit im Balkan oder am Hindokusch oder im Hilfseinsatz bei Naturkatastrophen. Abgesehen davon, hatten historisch die wenigsten Soldaten eine Wahl mitzuspielen. Trotzdem: "Held" ist man aber nicht, wenn man sich absolut freiwillig wie die Protagonisten in "Wir waren Helden" für irgendwelchen Blödsinn fern der Heimat abschlachten läßt und Napalm auf Dörfer abschmeißt.
Einen gelungenen Beitrag zum Thema Sinn/Unsinn von Krieg bietet Verhoevens Starship Troopers: da werden die Protagonisten, die sich bereitwillig und ohne Hinterfragung der Hintergründe zerstückeln, verätzen und verbrennen lassen, als unreife und manipulierte Idioten dargestellt. Denen eifern wohln nur absolute Nobrainer unter den Zuschauern nach. Mit Witzfiguren statt "Helden" wird so sogar ein Kriegsfilm wie Starship Troopers zum Antikriegsfilm. Der "Sympathieträger" Mel Gibson gehört mit seinem Machwerk hingegen dahin wo der Pfeffer wächst.