Darkness, ein Horrorfilm von Jaume Balagueró aus dem Jahr 2002, ist ein wahres Juwel seines Genres, das leider übersehen wird. Der Film hebt sich durch seine intensive und furchterregende Atmosphäre ab und verzichtet auf die heute üblichen billigen Jumpscares, um das Publikum in Angst zu versetzen. Stattdessen schafft er es, die Urangst vor der Dunkelheit meisterhaft als essentielles Horrorelement in Szene zu setzen – eine Kunst, die viele neuere Produktionen verlernt haben.
Schon die Prämisse von Darkness, in der die Geschichte um eine Familie in einem abgelegenen Haus im Zentrum steht, mag auf den ersten Blick vertraut wirken. Doch hier endet jede Parallele zu den generischen Haunted-House- oder übernatürlichen Horrorfilmen, die sich auf laute Soundeffekte und flüchtige Schreckmomente verlassen. Darkness zeigt, dass wahrer Horror im subtilen Aufbau einer gruseligen Atmosphäre liegt. Wenn von vorhandenen "Jumpscares" die Rede ist, dann höchsten in einer sehr subtilen Form mit langsamen unheilvollen Bewegungen im Hintergrund. Balagueró spielt geschickt mit Elementen wie der Sonnenfinsternis und der Dunkelheit, um eine tiefere, psychologische Bedrohung zu erschaffen, die sich mit jeder Szene intensiviert.
Ein weiterer Aspekt, der den Film auszeichnet, sind seine hervorragend geschriebenen Charaktere. Sie sind nicht bloße Schablonen, sondern jedes Familienmitglied ist auf seine eigene Art und Weise glaubwürdig und sympathisch, was die Identifikation erleichtert und die emotionalen Risiken der Geschichte spürbar macht.
In Darkness gibt es zudem gut gewählte Plot-Twists, die die Geschichte auf eine überraschende Weise vorantreiben und das Publikum stets auf Trab halten. Diese Wendungen sind klug eingesetzt und verleihen dem Film zusätzliche Tiefe, ohne aufgesetzt zu wirken oder die Atmosphäre zu zerstören.
Man muss dabei auch bedenken, dass dieser Film von 2002 ist – einer Zeit, bevor Hollywood das Haunted-House-Genre mit Blockbustern wie Annabelle, Insidious und die Sequels zu Conjuring etc. kommerzialisiert und oft standardisiert hat. Während diese jüngeren Filme ihre Spannung meistens mit schnellen Schreckmomenten und ohrenbetäubenden Soundeffekten aufzubauen versuchen, vertraut Darkness auf eine langsame, unerbittliche Eskalation des Schreckens und eine dichte, düstere Atmosphäre. Trotz der Stärken des Films lässt Darkness nur ein, zwei Fragen unbeantwortet. Ein Beispiel dafür ist die Herkunft und Identität der Frauen auf dem Gemälde, das im Film so stark hervorgehoben wird. Dieses Bild scheint eine tiefe, unheimliche Bedeutung zu haben, und dennoch wird die Hintergrundgeschichte der dargestellten Frauen nicht vollständig aufgeklärt. Diese Lücken geben Raum für Interpretationen.
Das Ende des Films ist perfekt. Es gliedert sich metaphorisch in den Rest des Films ein und schließt die Thematik auf eine Art ab, die nachwirkt und den Zuschauer nachdenklich zurücklässt. Anstatt alles in einem Happy End aufzulösen, bleibt eine düstere Ahnung bestehen, die perfekt zur Grundstimmung passt und den Film damit fast wie ein unheilvolles Gedicht über die Urängste der Menschheit wirken lässt.
Zusammengefasst ist Darkness ein extrem starker und unterschätzter Film, der zeigt, dass Horror auch ohne effekthascherische Jumpscares und billige Tricks funktionieren kann. Für sein Erscheinungsdatum setzt der Film eine beeindruckend hohe Messlatte die bis heute (in diesem Genre) oft unerreicht bleibt. Ein atmosphärischer Horror-Thriller, der meisterhaft die Angst vor der Dunkelheit einfängt und beweist, dass wahre Angst oft im Unausgesprochenen liegt.