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    Rambo II
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Rambo II
    Von Björn Becher

    Mit Rambo gelang Sylvester Stallone einer seiner besten Filme. Viel mehr als nur ein Action-Film, ein beeindruckendes und kritisches Drama über die misslungene Eingliederungen der Vietnamveteranen in die amerikanische Gesellschaft. Was er selbst und Regisseur George P. Cosmatos (später unter anderem noch mit „Tombstone“ recht erfolgreich) aber dann als Sequel (an dessen Drehbuch auch James Cameron mitarbeitete) auf die Beine stellten, ist zum größten Teil unter aller Sau und ist leider mitschuldig an dem schlechten Image, welches die Rambo-Reihe hat.

    Dabei lässt sich alles ganz gut an. Der einzige Freund von John Rambo (Sylvester Stallone), Col. Samuel Trautman (Richard Crenna), sorgt für die Freilassung von Rambo aus dem Gefängnis. Dafür muss er dorthin zurückkehren, wo alles begann: nach Vietnam. Fast zehn Jahre nach dem Ende des Krieges befinden sich dort immer noch zahlreiche amerikanische Kriegsgefangene. Rambo soll ein gegnerisches Camp auskundschaften und Fotos machen, die aufklären sollen, ob sich dort noch Kriegsgefangene befinden. Doch der Einsatz beginnt mit einem Desaster: Der Fallschirmabsprung aus dem Helikoptor kostet Rambo fast sein Leben. Gerade so schafft er es noch, heil nach unten zu kommen. Seine Hightechausrüstung verliert er allerdings. Nur bewaffnet mit einem Messer und einem Bogen, macht er sich gemeinsam mit seinem „Kontaktmann“, der wunderhübschen Vietnamesin Co Bao (Julia Nickson), auf zum feindlichen Camp. Dort findet Rambo tatsächlich Gefangene vor, missachtet seinen Befehl, der nur fotografieren hieß und befreit einen der Männer. Gemeinsam mit diesem und Co Bao macht er sich auf den Rückweg zum vereinbarten Treffpunkt.

    Das Positive vornweg: „Rambo II“ lässt sich zu Beginn recht gut an. Es wird leise Kritik laut am amerikanischen Verhalten in der Nachkriegsära in Vietnam und ein Disput zwischen Trautmann und Murdock nach dem abgebrochenen Rettungseinsatz, erreicht in kritischen Untertönen die Klasse der kritischen Untertöne in Teil eins. Doch was spätestens nach einer Stunde beginnt, schlägt dem Fass den Boden aus. Nach dem Tod Co Baos (übrigens wurde hier eine sehr kurze, extrem kitschige Romanze eingebaut), läuft Rambo Amok und hier kann man förmlich den damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan applaudieren hören: „Seht her, wir sind vor Jahren in Vietnam gescheitert, aber diesen Krieg werden wir gewinnen. Diesmal machen wir die platt.“ So oder so ähnlich könnte der Werbeslogan damals zu dem Film gelautet haben.

    Der Amoklauf von Rambo macht vor nichts halt. Mit seinem Explosivpfeilen schickt er einen „Feind“ nach dem anderen über den Jordan und mit dem Kampfhubschrauber macht er am Schluss das ganze gegnerische Lager platt: Rambo tötet einfach alles. Er hat ja auch ein ausgesprochen förderliches Ziel: Er holt „unsere“ Jungs da raus. Er rettet ein paar Amerikaner. Dafür darf man natürlich so viele Vietnamesen töten, wie man will. Ein Amerikanerleben ist natürlich hundert Mal mehr Wert als hundert Leben Vietnamesen. Und wenn sich ein paar Russen in den Weg stellen, gehen die halt noch mit über die Wupper. Man kann sicher soweit gehen und hier von Rassismus sprechen. Vor allem da die Vietnamesen des öfteren als unzivilisierte Barbaren, als Tiere, dargestellt werden, weit entfernt von der hohen westlichen „Mensch-Kultur“.

    Das Ganze gipfelt dann noch in einer ausgesprochen pathetischen und patriotischen Schlussszene, in der Rambo von seiner großen Liebe zum Vaterland spricht. Ausgesprochen grotesk das alles, wenn man dann noch auf den Anfang des Films zurückblickt, als Rambo, nachdem er von seinem Auftrag erfährt, nur eine Frage hat: „Werden wir diesmal wieder gewinnen?“ Am Ende des Films fehlt nur noch die Antwort von Trautman: „Wir gewinnen immer, John!“ So weit wollte man dann wohl doch noch nicht gehen und die Verbrechen der Amerikaner und die Niederlage in Vietnam endgültig verleugnen (das bisherige unter den Teppich kehren hat ja gereicht).

    Selbst als Actionfilm wirkt „Rambo II“ in der letzten halben Stunde fast nur noch lächerlich. Wenn Rambo, von einem Soldaten beschossen wird, und in aller Seelenruhe seinen Bogen spannt (woher hat er eigentlich plötzlich die ganzen Explosivpfeile?), nach dem Motto, der trifft mich sowieso nicht, und der vietnamesische Soldat aufgrund dieser „Coolness“ plötzlich sogar Angst bekommt und wegläuft (was ihm auch nichts nutzt), dann stärkt das vielleicht das Selbstvertrauen des normalen US-Bürger, der endlich bestätigt bekommt, dass man doch klar besser ist als der gemeine Vietnamese, auf mich wirkt es einfach nur lächerlich.

    Nicht die einzige Szene, in welcher der Film unfreiwillig komisch wird oder extrem übertrieben unrealistisch. Da mussten sich die Macher von „Hot Shots 2“ keine große Mühe geben, einige Szenen zu parodieren, da einiges schon so (unfreiwillig) komisch genug war. Abschuss des Ganzen ist Rambos Attacke im Hubschrauber auf das gegnerische Camp. Mit Raketen und MG legt er alles in Schutt und Asche, nur das kleine Gefangenenlager steht am Ende noch, wie ein Wunder verschont von allen Flammen und Raketen. Der Rambo ist halt einfach gut. Für manchen scheint es ein Wunder zu sein, dass „Rambo“, obwohl es „nur“ einen einzigen Toten gibt, ein so guter Actionfilm ist, und „Rambo II“, bei dem es 69 zählbare Tote gibt plus noch unzählige, die bei den Explosionen ums Leben kommen, ein im Vergleich dazu so schlechter. Wenn man sieht, was hinter den beiden Filmen steht, dann verwundert dies vielleicht nicht mehr. Da unterscheiden sich die Filme wie Tag und Nacht.

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