Gendersternchen, Begriffe die nicht mehr verwendet werden sollen, Dinge die man nicht mehr tun sollte.
Die einen regen sich darüber auf, dass sie nicht mehr tun und lassen können, was sie wollen und sprechen von einer Sprachpolizei. Die anderen regen sich darüber auf, dass viele Leute eben nicht sich so verhalten wollen, wie es sich die Gegenseite wünscht.
Oft scheinen Diskussionen kaum noch möglich, weil sich viele nicht in der Mitte treffen wollen.
Da kommt dieser Film von Simon Verhoeven gerade recht. In "Alter weißer Mann" beschäftigt sich der Regisseur mit genau diesen Themen.
Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers) könnte sich seine Jobzukunft verbaut haben. Im Büro ist er einmal ausgerastet und in einer Sitzung ist ihm ein peinlicher Fehler unterlaufen, der ihm als rassistisch ausgelegt werden könnte. Ist er wirklich der klassische alte weiße Mann?
Er will sich bemühen, auch wenn es ihm schwerfällt. Sein Chef (Michael Maertens) hat ihm aufgetragen, dass er ein Abendessen veranstalten soll, um alles wieder gut zu machen. Mit perfekten Gästen und einem perfekten Essen.
Aber wie das immer so ist: Alles droht, aus dem Ruder zu laufen.
Heinz kommt zu spät, seine Frau Carla (Nadja Uhl) geht wohl fremd, Opa Georg (Friedrich von Thun) will Bürgermeister werden und spricht Dinge aus, die, nun ja, siehe oben.
"Alter weißer Mann" - bei dem Titel rollt man erst mal mit den Augen. So schlimm ist es aber nicht.
Stattdessen will es Simon Verhoeven irgendwie allen recht machen. Im Film wird irgendwie alles angesprochen, was momentan gesellschaftlich diskutiert wird. Wer gendert und warum nicht. Warum der Indianer nicht mehr PC ist. Warum man schwarzhäutige Menschen nicht fragt, woher sie kommen - beziehungsweise wie man es anders und besser machen könnte.
Manchmal wirkt der Film deshalb auch ein bisschen vollgepackt und aufgesetzt, wenn Opa und Enkelin plötzlich einen tiefschürfenden Dialog führen.
Es gibt allerdings ein Problem: Der Film nimmt komplett die Position von Heinz (Liefers) ein. Heinz, der Mann, der sich mit allem durchschlagen muss. Der bemüht, aber auch genervt ist. Der beobachtet, wie auf ihn eingeredet wird. Deshalb wirken die Leute in dieser Komödie oft auch ein bisschen blöde, und man macht sich durchaus ein bisschen lustig über sie. Irgendwann fällt auf, dass man von allen Leuten neben Heinz genervt ist, weil sie scheinbar bekloppte Dinge tun. Dabei wäre es ja eigentlich ganz spannend gewesen, auch mal die Perspektive der jungen Leute einzunehmen - ganz ernsthaft, ohne sie auf den Arm zu nehmen.
Glücklicherweise kriegt der Film aber im letzten Drittel doch noch gut die Kurve. Denn die eigentliche Botschaft ist: Sprecht miteinander, diskutiert, seid offen für eurer Gegenüber.
Ob "Alter weißer Mann" aber eine jugendliche Zielgruppe erreicht, darf bezweifelt werden.