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    Die Wahrheit
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    Erich Fischer
    Erich Fischer

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    Veröffentlicht am 1. Juni 2024
    Hier von einer Liebesgeschichte, gar von einer Amour Fou, die man als eine leidenschaftliche, rasende wechselseitige Liebe definiert, zu reden, erscheint mir sehr weit hergeholt. Das einzige, das die Egozentriker Dominique und Gilbert lose verbindet, ist ortsübliche sexuelle Begierde, hauptsächlich seinerseits, da das Mädel ihn kokett zappeln lässt und auch mit anderen Männern herummacht, ansonsten haben sie null gemeinsame Interessen, die halbwegs die Grundlage einer funktionierenden Beziehung sein könnten, nicht einmal den gleichen Musikgeschmack, wo er doch begeisterter Musiker ist. Es kommt letztlich nach einigem gemeinschaftlichen Herumlungern mit einer Möchtegern-Boheme doch noch zu einem One-Night-Stand der beiden, den sie kurzfristig überbewerten und etwas Tändelei in Zweisamkeit folgen lassen, was Dominique aber bald fad und sie ihm untreu wird, dann kehrt der beleidigte Gilbert schließlich wieder zu Dominiques ihm seelenverwandterer seriöser Schwester Annie zurück, was wiederum die flatterhafte Dominique erstaunlich stark kränkt - wenn man unter diesem oberflächlichen Hin und Her gleich Liebe verstehen will, bitte, die Vorstellungen davon sind halt verschieden...
    Was die Frage Mord oder Totschlag anbelangt, scheint in Frankreich in etwa die gleiche klare gesetzliche Abgrenzung betreffend vorsätzliche Tötung mit zumindest bedingter Tötungsabsicht wie in Österreich zu gelten (während der deutsche Mordparagraph mit seinem umfangreichen Katalog von teilweise kuriosen Mordmerkmalen ulkigerweise noch aus der Nazizeit stammt - wie das bei einem Volk von engagierten Antifaschisten? - und von vielen Juristen als unbefriedigend und reformbedürftig betrachtet wird, weil er unflexibel keine Berücksichtigung von gewichtigen unrechts- oder/und schuldmindernden Umständen zulässt). Die launenhafte und nicht besonders helle Dominique hätte in Paris also wohl selbst wenn ihr vielleicht nicht Totschlag im Affekt zugebilligt worden wäre, wegen nicht eindeutig nachweisbaren Vorbedachts angesichts ihres direkt an die Tat anschließenden glaubhaften Selbstmordversuchs mit Gas kaum eine sehr hohe Haftstrafe oder gar die Todesstrafe erwartet. Dass Ankläger und Verteidiger den Fall vor Gericht eher als eitles sportliches Turnier betrachten, bei dem die Angeklagte nur der Spielball ist, passt zu meinen beruflichen und persönlichen Erfahrungen mit Juristen, ist aber gerade für eine labile Klientin als Laiin, die das nicht durchschaut, alles andere als beruhigend.
    Tja, und dass die gesellschaftlichen Normen und "die Moral" reine zeitgeschichtliche Konstrukte sind, ist in der jetzigen Periode, wo es z.B. auf einmal losgelöst von der Biologie 60 Geschlechter gibt, besonders deutlich. Wirkt sich halt auch jeweils vor Gericht aus, kein Grund für heutige Überheblichkeit gegenüber den Usancen der Vergangenheit. In Wahrheit existiert eben nichts Absolutes, nada.
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