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Cursha
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5,0
Veröffentlicht am 8. November 2024
Ein sperriger Titel, der aber die Handlung des Films, in nur einem Satz hervorragend zusammenfasst. Dabei ist es traurig, dass sich nicht einmal zehn Kinos in Deutschland finden ließen, die diese Perle ins Kino brachten. Dabei ist „Feinfühlige Vampirin sucht lebensmüdes Opfer“ nur ein weiterer Beweis dafür, wieso Vampire auch auf der Leinwand nicht tot zu kriegen sind. Vampire waren seit jeher meine liebsten Filmmonster und über die Jahre wurden diese immer wieder neu interpretiert. Mit „Dracula“ oder „Nosferatu“ erzählte man die großen Epen, mit „Twilight“ wurden sie zum Kitschobjekt, dank „5 Zimmer, Küche, Sarg“ lernte wir die humoristische Seite kennen, mit „So Finster die Nacht“ wandelten sie im Arthouse Bereich, in „Die letzte Fahrt der Demeter“ oder „Dracula Untold“ wurden sie im blutleeren Blockbuster verbraten und in „American Horror Story“ erschuf man ganz eigene Version der Kaltblüter. „Feinfühlige Vampirin sucht lebensmüdes Opfer“ ist dabei in keinster Weise ein klassischer Horrorfilm oder Drama. Auf sämtliche Darstellung von Gewalt wird hier verzichtet. Dafür ist er ein wunderschönes Drama, mit starkem, schwarzem Humor und makabrem, trockenem Witz. Sasha kann nämlich keine Menschen töten. Sie ist hat schlicht zu viel Mitgefühl und auch ihre Zähne wollen nicht so richtig wachsen. Als ihre Eltern sie schließlich zu ihrer Cousine bringen, die mit Freude tötet, muss Sasha lernen auf eigenen Beinen zu stehen, da die Konserven von Mama nun nicht mehr zur Verfügung stehen. Da trifft es sich gut, dass sie in einer Gruppe für Suizidale den jungen Paul kennenlernt, der wahnsinnig gerne von einem Vampir getötet werden möchte. Der Streifen lässt sich als klassisches „Coming Of Age“-Drama bezeichnen, auch wenn Sasha mit ihren über 60 Jahren eigentlich schon etwas zu Alt ist, aber im Kern geht es um die Emanzipation der Hauptfigur von ihrer Familie, in deren Rahmen sie selbst ihren Platz und ihre Aufgabe finden muss. Das funktioniert deshalb so gut, da es die kanadische Filmemacherin Ariane Louis-Seize schafft ihren leblosen Figuren doch sehr viel Leben in die Venen zu drücken. Auch wenn die Zeit mit ihrer Familie überschaubar ist, so bauen wir doch schnell eine Bindung oder Faszination für Sashas Familie auf. Das funktioniert aber auch nur deshalb so gut, weil Sara Montpetit als Sasha hervorragend spielt und ohne große Gesten oder übertriebenes Schauspiel, die sehr ruhige und sensible Inszenierung trägt und ein hervorragendes Porträt ihrer Figur gibt. Ihr Konterpart Félix-Antoine Bénard als Paul ist dabei ebenso hervorragend, der mit seinen großen und ausdrucksstarken Augen regelrecht hypnotisiert und mit einer vollkommenen Natürlichkeit seinen Wunsch aus dem Leben auszuscheiden hinnimmt und offen damit umgeht. Louis-Seize gibt mit einer solchen Herangehensweise an das Thema Suizid und Depression ein großes Risiko ein, aber ihr gelingt der Spagat. Paul wandelt selbst seit geraumer Zeit wie ein Untoter durch die Welt. Ist unglücklich in der Schule und seinem Nebenjob, obwohl er eine Mutter hat die ihn liebt. Ihm fehlt es an sozialen Kontakten, er mag keine Nähe und ein Ziel existiert in dieser Welt des Überflusses nicht. Paul wird als klassisches Opfer einer modernen Entwicklung aufgebaut. Louis-Seize glorifiziert diese Gedanken nicht, zeigt aber Verständnis und mit Sasha und Paul eben zwei Gegensätze, die sich am Ende gut zusammenführen und zu einem hervorragenden Finale führt, dass das eigentliche Thema nach Würde im Leben, einem Sinn im Leben, der Bestimmung über den Tod und auch die Akzeptanz des eigenen Dahinscheidens zu einem mehr als befriedigenden Ende führt. In diesem Rahmen sticht ihr Werk klar heraus und liefert doch wieder neue Facetten im Vampirfilm, aber auch gesellschaftlich bricht sie die Tabus auf. Ihre ruhige Art zu inszenieren. Die in den richtigen Momenten kalten und warmen Bilder oder Musik. Das hervorragende Schauspiel. All dies fügt sich zu einem großartigen Gesamtbild zusammen und zu einem stillen Meisterwerk in diesem Jahr, das dringend mehr Aufmerksamkeit braucht.
Sasha (Sara Montpetit) ist eine Spätzünderin. Ihre Eltern (Steve Laplante, Sophie Cadieux) sind besorgt, weil ihrer Tochter noch keine Fangzähne gewachsen sind und sie auf Blutkonserven angewiesen ist. Zudem fehlt ihr auch der Antrieb Menschen zu töten. Dann lernt Sasha den selbstmordgefährdeten Paul (Steve Laplante) kennen.
Ich habe das Langfilmdebüt von Ariane Louis-Seize auf dem 38. Fantasy Filmfest gesehen.
Die kanadische Filmemacherin hat sich nach einigen veröffentlichten Kurzfilmen an ein abendfüllendes Projekt gewagt und dafür zusammen mit Christine Doyon das Drehbuch verfasst.
Das Ergebnis ist „Humanist Vampire seeking consenting suicidal Person“, eine nette, nicht allzu blutige Komödie um die erste Liebe mit einem auffallend langen Titel, der für den Kinostart in Deutschland nur unwesentlich gekürzt worden ist.
Es entsteht eine stimmig aufgezogene Geschichte um die Situation, dass zwei Jugendliche ineinander verliebt sind, aber ihre getroffene Abmachung den Tod einer der beiden bedeutet. Das geht nur über eine ordentliche Prise schwarzen Humor, die genau passend untergehoben ist. Das düstere Setting gibt die Grundstimmung dafür, es kann nichts schief gehen. Sasha erinnert nicht nur vom Äußeren an Wednesday Addams. Ihr pubertäres Verhalten ist durch den vehement verteidigten eigenen Willen offensichtlich, dazu kommen Rituale wie das Hören von Vinylschallplatten.
Der Film von Louis-Seize ist keineswegs langweilig, eher über die einfallsreichen Szenen in spezieller Weise unterhaltsam, gleichzeitig jedoch undynamisch. Wenn letztlich das Unvermeidliche verhindert werden soll, wirkt das Finale inklusive Twist notwendig angehängt. Das Konzept gibt dem Stil des Werks zumindest Beständigkeit und Eigenwilligkeit.
„Humanist Vampire seeking consenting suicidal Person“ ist trotz der besonderen ernährungstechnischen Begleitumstände eine vorhersehbare Liebesgeschichte, die aber zweifelsohne ihren eigenen Reiz erzeugt.