Zack Snyder macht’s klar besser als im ersten Teil!
Von Björn BecherNachdem der von vielen herbeigesehnte Snyder-Cut von „Justice League“ endlich veröffentlicht wurde, legte Zack Snyder mit „Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers“ zuletzt eine echte Bruchlandung hin: Das in vielerlei Hinsicht enttäuschende Sci-Fi-Action-Epos wurde nicht nur von der Kritik verprügelt, es ist auch längst nicht der erhoffte Publikumserfolg – da kann man sich die zwei Wochen an der Spitze der internen Netflix-Charts noch so schönreden. Dass der Film nach gerade einmal vier Wochen bereits wieder aus der Top-10 verschwunden war und den Einzug in die Liste der erfolgreichsten Netflix-Filme zudem deutlich verpasste, ist katastrophal. Zum Glück war das Sequel zu diesem Zeitpunkt bereits im Kasten, sonst wäre „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ womöglich gar nicht mehr gedreht worden.
So aber gibt es nun die Chance, es in der Fortsetzung besser zu machen – und die nutzt Zack Snyder, weil er seinen Fokus diesmal auf andere Dinge legt: Für die im Auftakt und in Interviews so ausführlich angedeutete Mythologie seiner Sci-Fi-Welt interessiert sich der „Sucker Punch“-Regisseur in „Die Narbenmacherin“ plötzlich fast gar nicht mehr. Erst in den finalen Minuten rückt all das mythologische Hintergrundrauschen wieder in den Vordergrund, um einen möglichen „Rebel Moon 3“ anzuteasern. So entpuppt sich das Sequel nach einem erneut etwas zähen Beginn zumindest in der zweiten Filmstunde als ein durchaus spannender und rasanter Sci-Fi-Kriegsfilm mit Figuren, für die man sich plötzlich sogar zu interessieren beginnt.
Mit froher Botschaft kehren Kora (Sofia Boutella), Gunnar (Michiel Huisman) und ihre eingesammelten Abtrünnigen auf den Mond Veldt zurück: Admiral Atticus Noble (Ed Skrein) sei tot, die Bauerngemeinde habe also nichts mehr zu befürchten. Doch der Jubel hält nur wenige Minuten, bis der desertierte Soldat Aris (Sky Yang) die Nachricht bringt, dass das gewaltige Dreadnought-Kriegsschiff mit seinen weltvernichtenden Kanonen trotzdem in fünf Tagen eintreffen wird. Es bleibt also nur wenig Zeit, um eine – ohnehin fast unmögliche – Verteidigung vorzubereiten. Und tatsächlich ersinnt Ex-General Titus (Djimon Hounsou) einen Plan:
In der Rekordzeit von drei Tagen soll das Getreide geerntet und Mehl hergestellt werden. Da diese Ressource beim Imperium wahnsinnig begehrt ist, wird man es nicht einfach aus der Luft wegbomben. Stattdessen werden die feindlichen Truppen in den Kampf auf dem Boden gezwungen, wo man womöglich doch noch eine Chance hat. So wird an den weiteren beiden Tagen der Bau von Hinterhalten vorangetrieben, alles zusammengetragen, was sich auch nur im Entferntesten als Waffe einsetzen lässt und das Volk trainiert. Aber eine Komponente haben Titus, Kora und Co. in ihrem Verteidigungsszenario nicht einkalkuliert: Der psychopathische Noble lebt - und weiß nach seiner Niederlage im ersten Teil nun sehr genau, was ihn auf dem Rebellenmond erwarten wird...
Auch in „Rebel Moon 2“ ist sofort klar, dass wir einen Zack-Snyder-Film sehen. Der Filmemacher reiht Zeitlupe an Zeitlupe, in denen er ästhetisch Körper ins Bild rückt, verwendet zwischendrin aber auch extrem viel Zeit dafür, eher banale Dinge zu erzählen. Da sehen wir in (arg) ausführlicher Breite zahlreiche Bonding-Momente zwischen den einfachen Leuten von Veidt und ihrer aus fernen Welten stammenden Schutztruppe. Dort ein kurzes Lächeln, hier ein kleiner Kontakt – und mittendrin genießt Alkoholiker Titus die neue Umgebung so sehr, dass er seinen Flachmann heimlich nur noch mit Brunnenwasser füllt. Eine tatsächliche Chemie zwischen den Personen entsteht zwar nicht, aber im Vergleich zum Vorgänger erhalten die weiterhin austauschbaren Figuren hier zumindest ein wenig Tiefe.
Da hätte es all die folgenden Rückblenden, in denen für jede Figur kurz zusammengefasst wird, warum sie für das Farmvölkchen kämpft, eigentlich gar nicht mehr gebraucht. Das alles haben wir auch so schon längst verstanden. Und wie im ersten Teil nutzt Snyder den kurzen Ausflug in andere Welten kaum, um uns in ein auch visuell-vielfältiges Universum zu entführen. Stattdessen gibt es erneut größtenteils austauschbare, graue und/oder zerstörte Schauplätze – mit einer Ausnahme: Der Flashback von Prinz Taraks (Staiz Nair) lässt zumindest verschwommen im Hintergrund eine faszinierende Zivilisation erahnen, in der britischer Adelsprunk, ein Wolkenkratzer-Metropolis sowie moderne Technik in einem ungewöhnlichen Einklang mit der Natur verbunden sind.
Die erste Hälfte von „Rebel Moon 2“ ist so eher etwas zäh und besteht fast nur aus den Vorbereitungen der Gemeinde für den kommenden Kampf, die von Roboter Jimmy (Anthony Hopkins) aus der Ferne beobachtet werden. Einen (viel zu) kurzen Action-Einschub gibt es nur, wenn Kora einmal mehr Gunnar aus ihrem Leben erzählt und wir den wahren Umfang ihrer Beteiligung an der überdeutlich vom Tode Caesars inspirierten Ermordung des alten Königs (Cary Elwes) lernen. Doch nach einer Stunde schaltet Snyder nicht nur einen, sondern gleich mehrere Gänge hoch!
Mit der Ankunft des Dreadnoughts setzt ein Action-Feuerwerk ein, welches nahezu die komplette zweite Filmhälfte füllt. Dabei gibt es kein monotones Dauergeballer, stattdessen wird an den verschiedenen Fronten auf unterschiedlichste Weise gekämpft. Kriegs-Epos, Nahkampf und einige stark choreografierte Lichtschwertkämpfe gehen hier Hand in Hand. Immer wieder wird dabei auf die Vorbereitungen der ersten Stunde verwiesen: Es ist schön zu beobachten, wie kleine Details wieder aufgegriffen werden, ohne dass im selben Moment noch einmal eine explizite Erklärung mitgeliefert wird. Dass Kora plötzlich wieder eine Kurzhaarfrisur trägt, hat genauso einen verständlichen Hintergrund wie ein auf ganz bestimmte Weise vermintes Areal oder das vorher herangeschaffte blutige Hemd eines Imperium-Soldaten.
Trotzdem ist auch die zweite Hälfte nicht frei von Schwächen. Wenn der Kampf an verschiedenen Orten auf dem Planeten und an Bord des Kriegsschiffes tobt, wird bisweilen zu schnell zwischen zwei Schauplätzen gewechselt. Auch wenn Snyder damit gut das Zusammenspiel der parallelen Kampffronten illustriert, wird einzelnen Momenten nicht immer der nötige Raum gegeben, um ihre volle Wirkung zu entfalten. In einer Szene etwa geht Noble selbst zum Gegenangriff, wobei Snyder seine eigene Inszenierung der berühmten Superman-Landung zitiert, mit welcher sich der wahnsinnige Admiral fürs Metzeln durch Gegnerscharen bereitmacht. Das muss doch einfach der Auftakt einer saucoolen größeren Actionsequenz sein! Aber Pustekuchen: Nach einigen hektischen Schnitten und ein paar Toten ist die kurze Sequenz wieder zu Ende, bevor sie so richtig begonnen hat.
Trotzdem gelingt es Snyder in diesem langen Finale endlich, Interesse an seiner Welt zu wecken. Der Mond Veldt macht bei Tageslicht schon optisch so viel mehr her als die graue Landungsplattform im Showdown des ersten Films (auch wenn es schade ist, dass alle irgendwie weirden Elemente nun komplett fehlen, auch Aliens fast gar nicht vorkommen). Noch viel wichtiger ist aber, dass man endlich mit dem Freiheitskampf mitfiebert. Das Schicksal der bis dato so uninteressanten Figuren reißt nun mit – und schon ist „Rebel Moon 2“ plötzlich richtig spannend. Da ist es auch ganz egal, dass Snyder die (An-)Spannung ein ums andere Mal nur dadurch erzeugt, dass sich eine Figur viel zu viel Zeit mit der heimlichen Platzierung von Sprengladungen lässt.
Fazit: „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ ist deutlich besser als der Vorgänger, was ganz allein der Verdienst der explosiven finalen Schlacht um den Rebellenmond Veldt ist – und zum Glück macht die ohnehin den Großteil der Fortsetzung aus.