Leni Riefenstahl war immer stolz auf das, was sie geschaffen hat. Schwer genervt und oft sogar wütend wurde sie jedoch, wenn man sie auf ihr Verhältnis zu den Nationalsozialisten angesprochen hat.
Dabei wurde sie genau dadurch bekannt - dass sie Propaganda-Filme im Auftrag der Nazis gedreht hat: Dazu gehörten "Triumph des Willens" (1934) , "Tag der Freiheit! - Unsere Wehrmacht" (1935) die und zwei Olympia-Dokus "Fest der Völker" und "Fest der Schönheit" (1938). 1939 sollte sie den Überfall der Wehrmacht auf Polen filmisch begleiten.
Mit Nazi-Größen wie Hitler war sie persönlich bekannt, auch wenn sie nicht Mitglied der NSDAP war.
Für die Doku "Riefenstahl" sind 700 Kisten mit Material gesichtet worden. Darin war privates Film-Material, Tagebücher, Telefon-Mitschnitte, Interview und Fotos. Offensichtlich hat Riefenstahl alles gesammelt.
Zu sehen ist, was sie in den 1920ern als Schauspielerin drehte und auch Ausschnitte aus den Nazi-Propagandafilmen.
Leni Riefenstahl beharrte immer wieder darauf, dass sie das Ganze als Dokumentarfilmerin begleitete. Dass sie die Ideologie aber nicht unterstützt habe.
Dementsprechend rastete sie mehrfach in Interviews aus, wenn es darum ging, das Thema anzusprechen. Interessanterweise hatte sie auch das nichtgesendete Material, wo man diese Ausbrüche sieht. Vor allem: Wo sie frei und offen spricht. Wo sie sagt, dass sie wieder in eine Ecke gestellt werde, und dass man ja vieles nicht sagen dürfe. Klar wurde da auch immer wieder, dass sie durchaus auch für diese Ideologie stand, dass sie eher um ihren späteren Ruf besorgt war.
Krass sind auch die von ihr gesammelten Reaktionen. Immer wieder erhielt sie Anrufe, wo ihr die Leute Mut machten - und wo sich zeigt, dass die Nazi-Unterstützer in Deutschland nie ausgestorben waren.
Der Film und die Montage der Bilder und Szenen macht deutlich, dass Leni Riefenstahl kein Opfer ihrer Zeit war. Sie hat mitgemacht, wissentlich.
Die Doku von Andres Veiel liefert spannende Einblicke in das Leben, Schaffen und Denken von Leni Riefenstahl. Es ist ein Porträt, erzählt anhand dessen, was sie selbst erzählt, gedreht und berichtet hat. Riefenstahl starb 2003 mit 101 Jahren - und gut 20 Jahre danach ist es nun möglich, ihren Nachlass zu sehen und so eine differenzierte Bewertung ihres Schaffens abzugeben. Mit fast zwei Stunden ist die Doku zwar an einigen Stellen ein wenig zu langatmig, größtenteils aber doch spannend und im negativen Sinne unglaublich.