eine Welt ohne David Bowie
Die erfinderischen Britinnen Thomasina und Martha Hanbury (Emma Appleton, Stefanie Martini) müssen Ende der 1930er ohne ihre Eltern auskommen. Sie bauen eine Maschine, die Medienübertragungen aus der Zukunft empfangen kann. Die beiden beginnen nicht nur die Musik der 1970er zu lieben, auch der Verlauf des Zweiten Weltkriegs wird von ihnen manipuliert, zunächst zugunsten des Heimatlandes.
Andrew Legge liefert ein interessantes Langfilmdebüt ab, obwohl Zeitreisen bereits in zahlreichen Varianten zu sehen waren. Meist sind es die Hauptfiguren selbst, die auf einem ungewissen Trip den Lauf der Dinge ändern wollen, sei es actiongeladen um die Welt vor einer KI zu retten („Terminator“, 1984 von James Cameron) oder mal als netter Klamauk („(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“, 2004 von Michael Herbig); eher rätselhaften Thrill verspricht „Looper“ (2012 von Rian Johnson). In „Lola“ treten lediglich Informationen ihren Weg aus der Zukunft in die Gegenwart der Protagonistinnen an und verknüpfen sich mit historischen Ereignissen, welche für das Publikum im Saal in der allgemein bekannten Vergangenheit liegen, sodass nach der 79-minütigen Vorstellung über das mögliche Dasein der heutigen Welt spekuliert werden kann. Das macht unter anderem den Reiz dieser Regiearbeit aus. Außergewöhnlich, aber durch die eigenen filmischen Anstrengungen der Schwestern begründbar, sind die wechselhaften, schnell geschnittenen Perspektiven der verschiedenen Schwarzweiß-Formate, in der die mimisch ausdrucksstarken Schauspielerinnen agieren.
Briten wetten gerne, heißt es. „Thom“ und „Mars“ möchten jedoch nicht nur die Ergebnisse von Pferderennen schon vor dem Startschuss nutzen, sondern politisch aktiv sein. Seit Wissen transportiert wird, gibt es versehentlich oder absichtlich veränderte Daten, die einiges lostreten oder zum Straucheln bringen können. Andrew Legge verleiht „Lola“ dadurch Aktualität. Zudem verbaut er originelle Wendungen neben mutiertem Elektro-Pop.
Unterm Strich bleibt offen, welches Begehren der Filmemacher verfolgt. Eine Message mag sein, dass totalitäre Regierungen die Freiheit der Kunst begrenzen könnten. Sein Ansatz garantiert ein anregendes Kinoerlebnis. Was wäre wohl aus den Beatles geworden?