„How often does this happen? Going after the same girl?“
Der italienische Regisseur Luca Guadagnino ist einer der kreativsten Köpfe in der Filmbranche. Einige seiner Werke („Call Me by Your Name“ oder „Suspiria“) sind absolut großartig und testen immer wieder neue Grenzen aus in der Filmwelt. Sein neuster Film von 2024 sollte nun ein Sportdrama mit Zendaya in der Hauptrolle sein (die hat übrigens auch den Film mitproduziert). So ein Film würde mich normalerweise überhaupt nicht interessieren. Nicht weil ich Tennis langweilig finde, im Gegenteil, aber die meisten Sportfilme haben wie Biopics oftmals ein sehr typisches Schema nachdem sie erzählt werden. Aufgrund des Regisseurs Guadagnino jedoch, war ich mehr als interessiert an dem Werk. Und anders als sein letzter Film („Bones And All“ von 2022), konnte mich „Challengers“ von vorne bis hinten mitreißen und faszinieren!
Die Story dreht sich um die zwei aufsteigenden Tennis-Spieler Art und Patrick im Jahre 2006. Als sie eines Tages auf die attraktive Spielerin Tashi Duncan treffen, entsteht eine zunächst spielerische Rivalität zwischen den beiden jungen Männern, denn beide sind verrückt nach Tashi. Doch über die Jahre hinweg entwickelt sich dieses Begehren in eine abgründige und toxische Spirale…
Was nach einer sehr bekannten Story klingt, entwickelt sich schnell zu einem unfassbar dichten Drama mit Thriller- und Erotikelementen. Ich liebe die Atmosphäre von „Challengers“. Guadagnino inszenierte das Sportdrama mit sehr viel Hingabe, sodass wir am Ende einen fast hypnotischen Film erleben. Viele Slow-Motion-Momente mit intensiven Kameraeinstellungen von Sayombhu Mukdeeprom machen den Film optisch so herausragend, aber auch sehr kreative und wilde Ideen, wie etwa die Kamera, die sich in einer Szene in den Ball selbst verwandelt.
Tennis wird hier auf mehreren Ebenen in den Film eingebunden. Nicht nur ist der Sport das zentrale Thema der Figuren und des Films selbst, auch die Dialoge und die Schnitte der Szenen haben etwas Hin- und Herspringendes. Der Film wird dabei nicht immer chronologisch erzählt, sondern wechselt zwischen Gegenwart und den Flashbacks der drei Protagonist*innen. Dabei verschwimmen auch die Grenzen zwischen den Zeiten manchmal, so als ob man sich flüchtig an etwas aus der Vergangenheit erinnert.
Guadagnino inszeniert das Ganze aber nicht nur wundervoll und hypnotisch, er schafft auch drei spannende und vielseitige Figuren. Besonders die Dynamik der drei ist faszinierend zu beobachten. Tashi nimmt hier eine besonders wichtige Rolle ein, da sie das verkörperte Begehren der beiden Jungs darstellt. Aber nicht nur das: Ihr Drang um jeden Preis zu gewinnen zeigt effektiv die stellenweise Sinnlosigkeit in dieser Branche und was diese mit den Menschen machen kann. „Challengers“ ist bis ins kleinste Detail durchdacht und meisterhaft auf die Leinwand gebracht!
Kommen wir zu den drei Hauptdarstellern, die den Film tragen: Zendaya zeigt hier in meinen Augen ihre beste Rolle. Bisher war ich nie so ein großer Fan von ihr, aber hier hatte ich das Gefühl, dass sie eine echte Figur mit Schwächen verkörpert. Josh O´Connor als Patrick ist toll und unberechenbar, während Mike Faist durch seine Verletzlichkeit und Aufrichtigkeit eine wundervolle Gutmütigkeit in den Film bringt. Trotzdem haben alle Charaktere ihre Licht- und Schattenseiten, die die Geschichte so mitreißend machen. Und alle bringen eine wundervolle Körperlichkeit mit, immerhin wird im Film natürlich viel Tennis gespielt!
Ein letztes wichtiges Element im Film, ist der House-Score von Trent Reznor und Atticus Ross. Die beiden Musikgrößen schufen einen fantastischen Soundtrack, der Film auf eine besondere Art eingesetzt wird, die ich bis dahin noch nicht erlebt habe. Dabei wirkt die Elektrizität der Musik wie ein musikalisches Tennisspiel selbst und macht das Ganze Erlebnis zu dem, was es ist!
Fazit: „Challengers“ ist schon jetzt einer der besten Filme des Jahres für mich! Ein optisch berauschendes und intensives Drama mit fantastischen Darstellern und großartiger Musik. Zudem ist „Challengers“ ein Film, aus dem sicher jeder etwas mitnehmen kann. Absolut sehenswert!