Der Italiener Luca Guadagnino hat in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von beachtlichen Filmen vorgelegt. Vom „Suspiria“-Remake, über das Kannibalendrama „Bones & All“ bis hin zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme „Call Me By Your Name“, liefert der Filmemacher ab und besticht nun auch mit seinem neusten Film „Challengers“.
Die Geschichte ist im Kern eigentlich nicht neu und erzählt eine Dreiecksbeziehung, die in der Tenniswelt verankert ist. Seine Besonderheit und Stärke findet sich aber in den vielen handwerklichen Kniffen, dem Schauspiel und der Erzählstruktur des Filmes.
Guadagnino wirft hier ein paar sehr ambivalente Figuren in den Ring, mit denen man im Laufe des Filmes mal sympathisiert, aber letztlich doch von ihrem toxischen Verhalten sehr angewidert ist. So entstehen immer neue Spannungsfelder, Beziehungen und Konflikte, die nie erzwungen wirken, sondern aus der Situation entspringend. Zwar fragt man sich gelegentlich wieso die Figuren das machen, doch im Zuge ihres Charakters ist es immer nachvollziehbar. Die Figuren füllen diesen Film mit einer menge Leben und entzünden ein durchgehendes Feuer, dass die Spannung hochhält. Diese Spannung ist auch ständig auf einer erotischen Ebene zu spüren, die der Europäer Guadagnino inszenieren kann, wie kein Zweiter und im amerikanischen Kino ohnehin auf Abwegen ist. Dabei wird es nie expliziert, aber die sexuellen Spannungen sind immer zu spüren und sorgen ebenfalls für viel Feuer und Zündstoff.
Zudem wird das ganze gepaart mit einer Erzählstruktur, die nicht geradlinig verläuft, sondern in den Zeiten immer wieder hin und her springt. Das sorgt ebenfalls für viel Abwechslung und hält die Spannung bis zum großen Finale hoch, welches fantastisch inszeniert ist und die Spannungen noch zusätzlich verstärkt, bis sie sich in erstklassiger Kameraarbeit wieder entlädt.
Darin findet sich die dritte große Stärke. Das Handwerk ist eine wache Wucht, besonders in den Tennisspielen. Obwohl ich mich überhaupt nicht für den Sport interessiere, wurde alleine durch die Inszenierung mir beim Ansehen nie langweilig. Wenn die Kamera die Bälle mit verfolgt, Bälle in die Kamera fliegen oder der Ball selbst zur Kamera wird, reißt das mit. Zudem sind Zeitlupen hier perfekt eingesetzt und erfüllen ihren Zweck. Es gibt Onetackes und auch selbst die Darstellung vom Schweiß in diesem Film hat schon etwas ästhetisch ansprechendes.
Kurz: Guardagnino liefert erneut ab und gibt sich sexy, toxisch, erotisch und spannend bis zum Ende und liefert zudem ein fantastisches Handwerk ab, dass sogar mich, als nicht Tennisfan, absolut begeistert hat.