Die Autorin der Eberhoferkrimis, Rita Falk, war anfangs voll des Lobes über die Zusammenarbeit mit der Constantin Film. Doch irgendwann habe man ihr nicht mehr zugehört und die Filme hätten sich immer weiter von den Buchvorlagen entfernt. „Noch nicht einmal die Mörder sind die gleichen“, so Falk. Auch der „Männertag“ mit Schwitzhütte und der Schlacht um das Heilige Ei im aktuellen Werk sei frei für das Drehbuch erfunden und findet sich in der Buchvorlage an keiner Stelle. Wer sich so öffentlich distanziert, der denkt über ein Ende der Zusammenarbeit nach. Es könnte also der letzte verfilmte Fall von Eberhofer sein, zumindest in den Händen von Constantin - Film.
Wir Ruhrgesichter kennen die Bücher nicht (wir lesen grundsätzlich keine Publikationen, bei denen man nicht in der Mitte ein Bild ausklappen kann), dafür aber alle Verfilmungen; insofern nehmen wir zur Kenntnis, dass Frau Falk jedes Recht hat, sich zu beschweren, finden aber zum Beispiel die Schwitzhüttenszene zwar trashig, aber deshalb nicht minder lustig, wenn Eberhofer in Uniform vor sich hin schwitzt und während der Schamane vom Dienst die Trommel klopft, Flötzinger lieber einen Weißbieraufguss hätte. Nein, sonderlich „feinsinnige Hochkultur“ ist das nicht, schweinelustig aber schon ;-). Auch der König des deutschen Schlagers, Christian Steiffen steuerte wieder einen seiner zahlreichen philosophischen Welthits bei:
„Das Leben ist nicht immer nur Pommes und Disco, das sag‘ ich Dir
Manchmal ist das Leben einfach nur eine Flasche Bier.“
Das Drama nimmt seinen Anlauf, als Oma nicht mehr kocht, wäscht und putzt, sondern lieber in eine WG zieht. Als dann Susi noch vorübergehend Niederkaltenkirchens Rathaus als stellvertretene Bürgermeisterin übernimmt und Franz Eberhofer auf eine halbe Stelle setzt, damit er sich um Haushalt und Kind kümmert, hängt nicht nur der Haussegen, auch Eberhofers Manneskraft nimmt Schaden. Wie gut, dass genau zum rechten Zeitpunkt ein Leichen – Puzzle auf dem Acker liegt und ein Mord aufgeklärt werden muss.
Tatsache: Die anarchische Frische aus den ersten Filmen ist verflogen, einen neuen Eberhofer im Kino zu schauen birgt weniger völlig Überraschendes, sondern ist eher, wie die jährliche Heimkehr zu einem Familienfest. Dort hockt man dann mit den schrulligen Verwandten, kennt deren Absonderlichkeiten und ist doch immer wieder fasziniert von den sich ergebenden kleinen und großen Katastrophen. So sind uns die Verfilmungen um Eberhofer über die Jahre ans Herz gewachsen und wir werden auch die nächsten drölfzig Teile schauen, zur Not drehen wir die neuen Filme in fulminanter Ruhrgesichter Version selbst mit unseren cineastischen Komplizen Christiane, Silvana & Holgi. Ungeachtet der Frage, wer dann die Rolle von Ignaz Flötzinger übernimmt, bleibt für Rehragout festzuhalten:
Es ist ein wohlschmeckendes Festmahl mit gutem Timing, eine wilde, witzige deutsche Komödie (ist das nicht eigentlich ein Oxymoron?), nur ganz selten verhakt sich eine kleine Rehgräte im Gebiss, ansonsten: Wer die alten Eberhofer Teile mochte, kann auch hier guten Gewissens mit Vorfreude ins Kino pilgern. Wer Eberhofer noch nicht kennt, pilgert einfach mit. Wer die Filme bislang nicht mochte, der möge warten, bis unsere Ruhrgesichter – Verfilmungen umgesetzt werden; dann kommt endlich auch die Hochkultur ins Spiel.
In diesem Sinne: Glück auf an alle Filmfreunde!
Mehr Ruhrgesichter finden sich im Ruhrgebiet oder unter Ruhrgesichter.de :-)