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    Eismayer
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    Rob T.
    Rob T.

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    3,5
    Veröffentlicht am 11. Juni 2023
    Er ist ein harter Hund. Vielleicht einer der härtesten und gefürchtetsten beim Bundeheer in Österreich. Vizeleutnant Charles Eismayer (Gerhard Liebmann) macht es den jungen Rekruten schwer. Er schreit sie an, triezt sie bis zur Erschöpfung.
    Allerdings hat er eine Seite, die nahezu unbekannt ist. Nach Dienstschluss fährt er nicht immer gleich nach Hause - sondern er trifft sich mit Männern, für harten, anonymen Sex.
    In der neuen Ausbildungseinheit gibt es den Rekruten Mario Falak (Luka Dimić). Er wagt es, Eismayer zu widersprechen, ihm Paroli zu bieten. Das imponiert ihn. Und mehr noch. Eismayer lädt Falak unter einem Vorwand zu sich nach Hause ein - um ihn näher kennenzulernen.
    Aber was soll daraus werden - immerhin ist doch Eismayer der harte Hund?!

    David Wagners Film "Eismayer" aus Österreich erzählt eine wahre Geschichte. Tatsächlich gab es diesen Charles Eismayer. Tatsächlich galt er als berüchtigter Schleifer im Bundesheer, und tatsächlich verliebte er sich in einen Rekruten. spoiler: Und, das kann man vorweg nehmen, weil die Geschichte öffentlich ist - beide gaben sich 2014 in Galauniform auf dem Kasernenhof das Ja-Wort. Die beiden sind im österreichischen Heer Legenden.

    "Eismayer" erzählt ihre Geschichte. Da ist der harte Schleifer, und es dauert ein bisschen, bis der Zuschauer da wahre Gesicht des Mannes kennenlernt, und das ist auch der Moment, wo man auch die Zerbrechlichkeit sieht, die er so verstecken will.
    spoiler: Ein bisschen schade ist, dass die später entstandene Liebe nicht immer wirklich überzeugend wirkt.
    Aber Gerhard Liebmann als Eismayer ist eine spannende Figur, schauspielerisch toll dargestellt.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    3,5
    Veröffentlicht am 24. April 2023
    ROMANZE IM KASERNENTON

    Ich bin heilfroh, dass es hier in Österreich den Zivildienst gibt und ich nach meiner Schulausbildung darauf zurückgreifen konnte. Es hätte ja alles anders sein können, in manchen Ländern wird man als Mann automatisch zum Exerzieren verpflichtet. Nur um nichts in der Welt hätte ich mich systematischer Erniedrigung aussetzen wollen, die sich unter anderem gerne als keifender Kasernenton manifestiert und die weniger abgebrühten oder sensibleren Gemüter an den Rand psychischer Resignation bringt. Militärdienst ist nur was für harte Männer – wie obsolet das klingt.

    Man setzt den Drill da an, wo er greift. Stanley Kubrick hat diese Methode in Full Metal Jacket, seinem Antikriegs-Schlag in die Magengrube, auf die Spitze des Wahnsinns getrieben. Mit der Figur des von R. Lee Ermey dargestellten Drill Instructors Sergeant Hartman hat der Meister eine Figur des Schreckens erschaffen, die angehende Kadetten wohl nochmals in sich gehen ließ, um ihre Wahl für den Staatsdienst nochmal zu überdenken. Und tatsächlich ist diese Figur gar nicht so weit hergeholt. In Österreich gab und gibt es Charles Eismayer: Hast du ihn als Ausbilder, kommst du entweder psychisch gebrochen aus dem Grundwehrdienst oder hast dir eine derart harte Haut zugelegt, die dich für alles weitere Entsetzliche im Leben abstumpfen lässt. Eismayer war in seinen besten Zeiten wohl einer der gefürchtetsten Hof-Dirigenten im Österreichischen Bundesheer. Horror- und Einzelfallgeschichten machten die Runde, der Angstschweiß stand den Jungen auf der Stirn. Dabei ist Eismayer gar nicht mal so eine bedrohliche Erscheinung. Die Tyrannei, die für den absoluten Gehorsam wohl notwendig scheint, legt dieser in sein Organ. Also schreit und brüllt er wie seinerzeit Sergeant Hartman vor dem Vietnamkrieg seine Greenhorns nieder, macht sie zur Sau und sägt sie ab. Hat das gefaltete Hemd einen Knick – alles nochmal raus aus dem Spind. Schmerzt der Arm beim Exerzieren, fällt der Begriff Muttersöhnchen. Hat aber jemand die Widerrede auf den Lippen – ab auf den Boden und Push Ups, bis es Stopp heißt.

    Einer dieser gehorsamen Ungehorsamen ist Grundwehrdiener Mario Falak (Luka Dimić), ein junger Mann mit Migrationshintergrund und gar nicht auf den Mund gefallen. Eismayer ist irritiert, erbost und erzürnt zugleich – andererseits fasziniert von so viel Chuzpe und sowieso angetan von diesem Feschak, da der harte Hund des Militärs tunlichst geheim hält, dass er schwul ist. Und nicht nur er: auch Falak ist vom anderen Ufer, und Homosexuelle unter sich scheinen den anderen zu erkennen, auch wenn dieser sich nicht outet. Falak macht aus seiner Orientierung keinen Hehl; es scheint Zeit, frischen Wind durch die Habt-Acht stehenden Reihen verkrusteter Stereotype wehen zu lassen. Ein Bussi für den Leutnant sollte niemanden verwundern. Und das ist dann der Anfang einer zartfühlend inszenierten Romanze, die so gar nicht mit Stereotypen arbeitet und die Positionen der an der Liebe Beteiligten völlig neu besetzt.

    Eismayer ist eine wohltuende Überraschung im Betroffenheitsdschungel des österreichischen Films. Was zuerst den Anschein hat, als hätten wir es mit nüchternem Alltagsrealismus zu tun, entwickelt genug Farben, um das Olivgrün gewohnter Gesellschaftsordnungen am Exerzierplatz sehr bald zu ersetzen. Spätestens dann, wenn der von Gerhard Liebmann mit viel Aufmerksamkeit für seine Figur dargebotene Eismayer denn Hemmschuh der Geheimnisse ob seiner sexuellen Neigung ablegt. Spätestens dann fällt ihm ein Stein vom Herzen, und wie der verbitterte, mit allerlei Wut und Ohnmacht aufgestaute Mann seine Freiheit findet, ist erfrischendes Coming Out-Kino, ohne jemals beschämend zu wirken. Liebmann ist sensationell, und auch Luka Dimić ergänzt sein gegenüber auf Augenhöhe. Der Bruch mit der eigenen, als Hetero-Mann geführten Familie mag zwar traurig und schmerzhaft sein, doch ist sie auch gleichzeitig der Schlüssel zur Wende Richtung Zuversicht. Am Ende lässt David Wagner seine True-Story-Romanze wie Hollywood an der Donau wirken – liebevoll, auf gute Art etwas kitschig und wohltuend selbstverständlich.
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