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    Die durch die Hölle gehen
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    Chris D. Troublegum
    Chris D. Troublegum

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    5,0
    Veröffentlicht am 21. Januar 2020
    “Ein Schuss- das ist, worauf es ankommt!”
    (Robert De Niro in “The Deer Hunter- Die durch die Hölle gehen”)

    Noch feiern Michael (Robert De Niro) und Nick (Christopher Walken), zwei Stahlarbeiter in einer schäbigen Industriestadt in Pennsylvania, ausgelassen mit ihren Kollegen Stanley (John Cazale), Axel (Chick Aspegren) und John (George Dzundza). Anlass ist der Junggesellenabschied ihres Freundes Steven (John Savage), der im Begriff ist, seine Geliebte Angela im Rahmen einer feierlichen kirchlichen Trauung zu seiner Frau zu nehmen. Es ist eine verschweißte Männergemeinschaft, die zusammen sprichwörtlich durch dick und dünn gehen würde. Ein letztes Mal unternehmen die sechs Freunde einen Ausflug in die Berge, um Hirsche zu jagen und noch mal Freiheit zu schnuppern. Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen von der trauten Heimat, denn Michael, Nick und Steven werden zum Kriegsdienst nach Vietnam beordert. Dort erwartet sie ein Alptraum: Im Dschungel geraten sie in die Fänge des Vietcong, dessen Aufseher sie zu einem sadistischen Spiel zwingen: Russisches Roulette…

    Als “The Deer Hunter” 1979 auf der Berlinale vorgeführt wurde, kam es zu einem Eklat. So fiel das Echo insbesondere von Kritikern aus den sozialistischen Ländern wie der Sowjetunion vernichtend aus. Man kreidete dem Film an, er werfe ein negatives Licht auf das vietnamesische Volk und sein Inhalt sei rassistisch. Postwendend riefen die entsprechenden Delegierten auf dem Festi
    val zum Boykott auf, was die Veranstalter aber nicht davon abhielt, den Film trotzdem im Programm zu lassen. Unter`m Strich waren die Vorwürfe der Sowjets reichlich deplatziert, denn “The Deer Hunter” hatte nicht die Absicht, Partei für die eine oder die andere Seite zu ergreifen. Regisseur Michael Cimino gliederte den Film in drei Teile auf- vor, während und nach Vietnam. Sein Ziel war es, die Auswirkungen, welche der Krieg auf die USA und seine zunächst noch blindem Patriotismus folgenden Bürger nimmt, anhand dieser Handlungsabschnitte filmisch zu protokollieren. Allerhand Zeit lässt sich Cimino dabei für die gründliche Figurenexposition - etwa eine halbe Stunde nimmt allein die Hochzeitsfeier von Steven und Angela in Anspruch. Dabei vermittelt er uns ein Gefühl von Heimat und was es bedeutet, als Freunde zusammenzuhalten. Später, wenn Cimino mithilfe von Kameramann Vilmos Zsigmond, dem wir die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen aus “Beim Sterben ist jeder der Erste” verdanken, den Schrecken des Krieges in all seiner infernalischen Grausamkeit auf die Leinwand malt, gibt es für Michael & Co. kein Zurück mehr. Ihnen wird gewahr, dass es längst nicht mehr um den “guten Zweck”, den sie einst darin sahen, ihrem Land zu dienen, geht, sondern um`s nackte Überleben. Und dass nichts mehr so sein wird wie vorher, sollten sie die Hölle überstehen.

    Ist “The Deer Hunter” also ein Kriegs- oder ein Antikriegsfilm? Roger Ebert schrieb in seiner Rezension, der Film sei weder das eine noch das andere, sondern in erster Linie ein Film, der dafür sorge, dass wir den Krieg und das, was er mit uns Menschen anrichtet, nicht vergessen. Demnach zu urteilen wäre die oben gestellte Frage nahezu eine Farce. Der Film führt uns die Unmenschlichkeit und Sinnlosigkeit des Krieges sowie den Trugschluss, Frieden mit Waffengewalt erzwingen zu können, in Bildern vor Augen, die sich tief unter die Haut brennen. Als Michael und Nick zwischen die Fronten von nord- und südvietnamesischen Milizen geraten, werden sie gefangen genommen und sollen sich einer äußerst brutalen Form von “Russischem Roulette” unterziehen. Dabei halten sie sich selbst einen Revolver an die Schläfe, der entweder geladen ist oder eben nicht. Über Leben und Tod entscheidet in diesem selbstmörderischen Spiel- ähnlich wie bei einem Münzwurf- der blanke Zufall. Ein Menschenleben ist in der bomben- und granatenverhangenen Hölle Vietnams keinen Pfifferling mehr wert, im Gegenteil schlagen die Ausrichter sogar Profit aus der physischen und psychischen Belastung der Opfer, in dem sie hohe Wetteinsätze investieren. Nick überlebt das Spiel zwar dank Michael, ist aber fortan so schwer traumatisiert, dass er nicht mehr imstande ist klar zu denken. Michael wiederum kehrt nach sieben Jahren nach Hause zurück und wird von seinen Kumpels gefeiert wie ein Held. Nick`s Freundin Linda (Meryl Streep) hingegen merkt, welche Spuren die Zeit bei ihm hinterlassen hat und beide versuchen sich gegenseitig Halt zu geben.

    Michael hält es jedoch nicht lange aus im öden Pennsylvania, welches ihm einst so heimisch war. Er möchte Nick, seinen besten Freund, von dem er schon lange kein Lebenszeichen mehr vernommen hat, aus Vietnam befreien. Dafür zahlt er einen hohen Preis, doch als er im Feuersturm von Saigon ankommt, trifft er auf einen lebensmüden und am Boden zerstörten Nick, der in endlosen Runden Russischem Roulette das letzte Fünkchen Verstand verloren hat- und Michaels These, dass es ein einziger Schuss sei, auf den es ankäme, bewahrheitet sich auf tragische Weise. An dieser Stelle wird sich der aufmerksame Betrachter vielleicht noch einmal an das Getränk erinnern, welches zu Beginn auf Angelas Brautkleid verschüttet wurde und das nun- in der Rückschau- als eine Art Vorbote für das Unglück, welches Michael und seinen Freunden widerfahren ist, steht. Dennoch lässt Cimino den Protagonisten im Angesicht der Verblichenen einen Hauch von Hoffnung.

    Dass “The Deer Hunter” ein Film von solch großer emotionaler Kraft geworden ist, liegt auch an den umwerfenden Darstellern, besonders den beiden Herren an vorderster Front. Robert De Niro ist in seiner Rolle des einsamen Jägers, der für seine Kameraden “durch die Hölle geht”, durch nichts und niemanden zu ersetzen. Warum keiner der fünf Oscars, die der Film eingesackt hat, an De Niro vergeben wurde, entzieht sich meinem Verständnis. Dafür ergoss sich ein Teil des Preisregens über Kollege Christopher Walken, der hier mindestens einhundert Prozent gab und eine der besten Leistungen seiner Laufbahn ablieferte. Der Rest der Besetzung- sei es jetzt John Savage, John Cazale oder Meryl Streep- ist ausnahmslos großartig.

    Michael Cimino`s in epischem Atem inszeniertes Drama “The Deer Hunter- Die durch die Hölle gehen” ist einer der ersten amerikanischen Filme überhaupt, die den Mut aufbrachten, das Trauma Vietnam im Kino zu verarbeiten. Und neben Coppola`s meisterhafter Kriegsmeditation “Apocalypse Now”, Oliver Stone`s “Platoon” und ferner Kubrick`s ätzendem Militär-Kriegsthriller “Full Metal Jacket” auch einer der besten. Dennoch ist “The Deer Hunter” nicht als bloße Kritik an der Maschinerie des Krieges zu verstehen, sondern als leidenschaftliche Hymne an das Leben, die Liebe und die Freundschaft in einer Zeit der Unruhen und des Terrors, die die Ächtung der Menschenrechte gewissenlos hinzunehmen scheint.
    BrodiesFilmkritiken
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    11.067 Follower 4.944 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 30. August 2017
    Es gibt Filme die haben "ihre Zeit" - vor den bald 30 Jahren die dieser alt ist war er sicherlich das ultimative Schock und Skandalwerk (ich war da nicht mal geboren!). Mein Problem ist allerdings vor allem: der Film nimmt sich viel zu viel Zeit. Drei Stunden ist das ganze Ding nach und erst nach 70 Minuten verlagert sich die Handlung nach Vietnam, vorher lernen wir die Hauptfiguren in ihrem heimischen Umfeld, bei der Arbeit, beim Saufen, beim Feiern, beim jagen kennen - schön und gut, aber viel zu lang. Dafür ist die dann folgende Vietnamszene in der die Helden russisches Roulette spielen müssen so unsagbar hart und grausam dass es einem den Atem raubt und die weitere Handlung in der es um die Heimkehr geht und einen der Jungs der den Verstand verliert ist durchaus ergreifend, emotional und dramatisch - aber eben auch viel, viel zu lang, den gesamten Film hätte man locker und problemlos eine Stunde kürzen können. Aber das sagt ein Banause wie ich. Interessant ist es allemal Stars wie Robert DeNiro, Christopher Walken oder Meryl Streep noch mal in jungen Jahren zu sehen - und wer etwas älter ist wird den Film wohl besser und mehr zu schätzen wissen als ich.

    Fazit: Zu lang gestrecktes, episches Kriegsdrama dessen "russisches Roulette" Szenen echt an die Nieren gehen!
    schonwer
    schonwer

    1.284 Follower 728 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 19. Juni 2016
    Anfangs dachte ich ich würde dem Film 3,5 Sterne verpassen oder gar nach 40 Minuten aufhören zu gucken, denn eins schadet dem Film und das ist die Länge.

    Die komplette erste Stunde wird gezeigt wie nahe sich die ganzen Personen sind, damit man später besser mitfühlen kann, doch eine Stunde ist zu viel und da zieht sich der Film sehr. So arg, dass ich sogar immer wieder ein bisschen vorgespult habe. Besonders bei der Hochzeit, die über 20 Minuten dauert und im Endeffekt, dass was der Film zeigen wollte auch in 10 hätte hinbekommen können.

    Danach springt der Film und wir befinden uns inmitten des Vietnamkrieges mit einer sehr sehr intensiven und sehr spannenden Russian Roulette Szene. Die ganzen Events während des Krieges und der Gefangenschaft dauert ca 30 Minuten, dannach kommt eine Stunde lang wie die Nebenwirkungen einer solchen Situation hat. Wie man sich wieder anpasst und depremiert ist, gar verrückt. Dort wird der Film sehr gefühlvoll und traurig, jedoch ein wenig zu lang.

    In den letzten 20 Minuten möchte ich nichts spoilern doch auch da wird es wieder intensiv und dramatisch.

    Fazit: Grandios gespielt, mitreißend und intensiv, sehr realistisch und schockierend, jedoch zu lang, 30 Minuten weniger hätten dem Film gut getan...
    Kino:
    Anonymer User
    3,5
    Veröffentlicht am 11. Juni 2015
    ''The Deer Hunter'' überzeugt umgehend mit seiner langsamen, auf Ruhe bedachten Inszenierung und später dann durch die deutliche werdenende, unkonventionelle Dramaturgie. Schauspielerisch ist der Film ebenso großartig.
    Koyaanisqatsi
    Koyaanisqatsi

    10 Follower 56 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    von einer art patriotismus getriebene männer ziehen unwissend in den vietnamkrieg und werden von der hölle gefangen genommen: wenn nicht physisch durch den tod, dann psychisch auf lebenszeit. das ist wohl der ergreifendste und in einem gewissen sinne direkteste kriegsfilm, den ich kenne. bei der ersten roulette-szene hat das herz nur noch gerast. mit direkt meine ich: wir sehen nicht nur eine kriegshandlung à la hollywood, sondern die grausame realität eines krieges, in dem es keine gewinner gibt, und wir können uns in die charaktere einfühlen; das liegt natürlich auch an den großartigen schauspielern. manchmal wundert man sich über die länge oder kürze der episoden, aber das hat "tuttl" schon gut erklärt.
    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 18. März 2010
    Anders als die großen Filme von heute, lässt "The Deer Hunter" sich unglaublich viel Zeit, um Atmosphäre darzustellen. Wer nur Kino anfang des 21. Jahrhunderts kennt (in dem die Eintellung 2 mal pro Sekunde wechselt), wird sich vielleicht langweilen, weil er es nicht gewohnt ist, dass eine Hochzeitsfeier mal eben 25 Minuten des Films einnimmt. Aber gerade der lange erste Teil (vor Vietnam) zeichnet die Charaktere und die Atmosphäre so detailliert wie ein Buch. Danach kennen wir wir Michael, Nick & Co. so gut, dass der Rest unter die Haut geht wie kaum ein anderer Film...
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