wer hat den Vogel?
Luis (Marton Csokas) bekommt den Auftrag, ein Urlaubsresort in den Alpen zu erweitern. Vor Ort wird er von seiner Frau Beth (Jessica Henwick) begleitet. Ebenfalls dabei: die beiden Töchter Gretchen (Hunter Schafer) und Alma (Mila Lieu). Der Familienfrieden steht von vornherein unter keinem guten Stern. Dann geschehen seltsame Dinge.
Tilman Singer, Regisseur von „Cuckoo“, flutet den Kinosaal gleich zu Beginn mit Rätseln, die Aufmerksamkeit fordern. Das gewählte Farbschema ohne die Sättigung der deutschen Heimatfilme aus den 1950ern deutet bereits an, dass Ferienstimmung nicht aufkommen soll. Um die im Fokus stehende 17-jährige, von Flashbacks durchgerüttelte Gretchen tummeln sich schon nach kurzer Zeit eigenartige Gestalten.
Eine wirkungsvoll schaurige Stimmung baut Singer auf. Er erfindet das Rad nicht neu, vertraut den bewährten Horror-Elementen wie z.B. herumhuschende Gestalten in der Dunkelheit. Der bezüglich Kino unerfahrene Kameramann Paul Faltz lässt ein ordentliches Sammelsurium an kreativen Bildern aus vorwiegend stilgerecht gestalteten Szenarien inklusive dem originellen Stand-Off auf das Publikum niederprasseln, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Desgleichen eindrucksvoll ist die aufwändige Geräuschkulisse aus fremdartigen Tönen und Schreien. Wem oder was sind sie zuzuordnen? Das Spiel um die Englisch-Deutsch-Sprachbarriere ist genauso unterhaltsam wie die gut ausgesuchten Tracks. Alle Figuren in Gretchens Umfeld erscheinen selbst für das Genre etwas überzeichnet, das ist jedoch wegen der Kontinuität verzeihbar.
Wem kann die Teenagerin vertrauen? Ihre Wahrnehmungen stoßen auf ernsthafte Zweifel bei den Beteiligten. Vielleicht hilft Polizist Henry (Jan Bluthart)? Der Plot glänzt durch systematische Verwirrung, gepaart an eine zunehmend verzweifelnde Protagonistin. In den Reihen vor der Leinwand weiß niemand mehr als Gretchen, alle fiebern mit ihr, bis sie den gut versteckten Konflikt begreift. Das liegt nicht zuletzt an der gewaltigen Performance der US-Amerikanerin. Ihrer vielseitig herben Mimik nimmt man alle emotionalen Regungen ab, auch ein seltenes Lächeln, das verzaubern kann, aber nicht muss. Ordentlich vollgepackte 102 Minuten bleiben bis zum Ende, das in einem typischen Masterplot-Finale nach einer Fortsetzung schreit, fesslend wie spannend.
Fazit: „Cuckoo“ ist wegen der einfallsreichen Story, der brillant spielenden Hauptdarstellerin und der besonderen Gestaltung ein mehr als guter Genrefilm.