„Hell of a damn grave. Wish it were mine.“
Oh Wes Anderson, du Genie! 2001 stand der begnadete Regisseur noch am Anfang seiner Karriere. Mit zwei Filmen in der Vita („Durchgeknallt“ und „Rushmore“) hatte sich Anderson einen Namen gemacht und startete nun mit einem großen Ensemble und einem herzerwärmenden Film durch: „Die Royal Tenenbaums“, die Geschichte einer skurrilen Familie.
Royal Tenebaum könnte nicht glücklicher sein: Eine wunderbare Ehefrau und ebenso wunderbare, wie talentierte Kinder mit Erfolg und Ruhm in der Tasche. Doch durch seine Seitensprünge und vielen anderen Taten, trennen sich er und seien Frau. Die Kinder verstoßen ihn und leiden selbst unter schweren Tragödien in ihrem Leben. Als Royal wieder ein Teil der Familie werden will, gibt er vor sterben zu müssen…
Andersons Filme sind für mich immer wie Märchen für Erwachsene. Viele recht schwere Themen werden verhandelt, aber irgendwie wird das alles so liebevoll und warmherzig verpackt, dass man am Ende glücklich nach Hause geht. Durch Andersons typischen Stil wird das alles bravurös durch symmetrische Kameraeinstellungen und knalligen Farben erzählt. Und egal, wie oft ich das sehe, es wird nie langweilig. Immer finde ich etwas Neues in seinen Filmen, etwas Einzigartiges. In diesem Falle ist es die bezaubernde Familie, die trotz ihrer vielen Probleme eine tiefe Liebe zueinander hat. Da passt Andersons Stil umso mehr, wenn die einzelnen Mitglieder der Familie ohne viel Emotionen miteinander sprechen und knallharte Dinge miteinander verhandeln.
Doch so schwer und auch berührend manche Szenen sind, so humorvoll und witzig ist der Rest des Films. Die Energie des Drehbuchs und der Regie sind wundervoll anzusehen und führen zu einigen wahnsinnig lustigen Momenten. Anderson ist beispielsweise wahrscheinlich der Einzige, der mich mit dem Slapstick-Klischee kriegt, dass jemand aus Versehen in ein Loch fällt.
Aber vor allem sind es die wahnwitzigen Interaktionen der verschiedenen Figuren. Jeder Charakter ist so einzigartig und klar greifbar in seinen Wünschen und Ängsten. Das ist einem genialen Cast zu verdanken: Gene Hackman als Vater ist fantastisch und das Herz des Films. Daneben brillieren Luke und Bruder Owen Wilson, Gwyneth Paltrow als depressive Tochter und besonders Ben Stiller mag ich sehr in diesem Film. Bis in die kleinste Rolle wird hier starkes Schauspiel von allen geboten, aber das ist bei Anderson nichts Neues, selbst 2001 nicht. Interessant ist vor allem, dass die Figuren hier noch nicht so „klassisch“ monoton agieren, wie in späteren Anderson-Filmen, sondern sich noch eher zu großen Emotionen hinreißen lassen, was ich aber sehr schön finde.
Andersons Kameramann Robert D. Yeoman leistet auch hier wunderbare Arbeit, gerade die Farben gefallen mir wieder außerordentlich. Es sei auch der famose Schnitt von Daniel R. Padgett und Dylan Tichenor erwähnt, ebenso wie der passende Soundtrack von Mark Mothersbaugh mit einer fantastischen Songauswahl.
Fazit: Wie viele andere Anderson-Filme, ist auch „Royal Tenenbaums“ ein Werk, das man selbst sehen muss. Es ist wie ein wunderschönes Foto, das man versucht zu beschreiben (es funktioniert am Ende einfach nicht). Ein wunderschöner, herzerwärmender Film, der berührt, unterhält, zum Lachen bringt und uns am Ende (hoffentlich) glücklich zurücklässt.