Sean Penn ist ein wahrhaft genialer Schauspieler. Doch auch hinter der Kamera bewieß er schon im Jahre 2002 ein feines Gespür für das Erzählen sensibler Geschichten, was er mit seinem vielfach preisgekrönten ''Into The Wild'' eindrucksvoll untermauerte. ''Das Versprechen'' darf ebenso als gelungen gelten, da die von Friedrich Dürrenmatt adaptierte Geschichte mit ihrer ruhigen Art und einer starken Darstellerriege überzeugen kann. Mr. Black, ein gestandener Polizist beim FBI, geht in den Ruhestand. Ein letzter Arbeitstag und dann eine kleine Abschiedsfeier, während der aber ein neuer Fall bekannt wird, bei dem es um einen grausamen Mord an einem kleinen Mädchen geht. Und da Black, obwohl offiziel nicht mehr im Dienst, ein Cop der alten Schule ist, sieht er es als seine Pflicht an, sich dieses letzten Verbrechens anzunehmen, um es aufzuklären. Nachdem er also sich am Tatort ein Bild der Brutalität dieser Perversion machen musste, begibt er sich zu den Eltern, die angesichts der Mitteilung zusammenbrechen. So trägt es sich zu, dass die volkommen verbitterte Mutter ihn darum bittet, ihr zu versprechen, dass er den Mörder der kleinen Jeannie finden und ihn hinter Gitter bringen wird, worauf er eingeht: Er verspricht es bei seinem Seelenheil, noch unwissend darüber zu welch drastischen Mitteln er eines Tages greifen wird, um seinen Schwur zu halten... In gewisser Weise erinnert der Stoff von Dürrenmatts Vorlage an den von Eastwood verfilmten ''Mystic River''. Ein grausames Verbrechen geschieht, das die Charaktere nachhaltig beeinflussen wird und damit die Grundlage bildet für den Schwenk vom Thriller zum Drama, der in beiden Büchern beziehungsweise Filmen vollzogen wird. So beginnt ''Das Versprechen'' wie eine waschechter Krimi, der sich aber im Laufe der Handlung in ein Charakterporträt verwandelt. Ist Mr. Blacks Suche nach dem Mörder zunächst noch eine Frage von Pflicht gegenüber der Mutter des getöteten Mädchens, erscheint diese später einer Art Obsession zu weichen, die sich in unserem gealterten Cop breit macht. Am Ende steht schließlich die moralische Frage, ob sein Vorgehen berechtigt ist, ob seine enormen Risiken das eventuell auf der anderen Seite geminderte Leid anderer rechtfertigt und ob sich dies überhaupt so abwägen lässt. Diese moralische Komponente vermischt mit der psychologischen Unberechenbarkeit unseres Protagonisten und der offensichtlichen Gefahrensituation sorgen vor allen Dingen gen Ende für hohe Spannung: Ist alles schon zu spät? Hat Black auch alles beachtet? Wird sich der Mörder zeigen? Und – noch viel wichtiger – existiert er überhaupt? Oder ist alles nur die Folge seiner Bessesenheit, einen Täter zu finden? Fragen über Fragen, die dem Zuschauer beständig durch den Kopf schwirren und die Unsicherheit und die Angst nur noch steigern. Solche spannenden Momente sind hinsichtlich des Thriller-Parts in ''Das Versprechen'' außerordentlich zu loben, auch wenn sie nur recht selten oder – mit anderen Worten – wohl dosiert auftreten. Schließlich erschöpft sich Penns Film nicht in der bloßen Detektivgeschichte, sondern findet eben in jener angesprochenen psychologischen Komponente sowie dem gut ausgearbeiteten Charakterporträt seine Vollendung. Denn ''Das Versprechen'' darf beinahe komplett als Verdienst des großartigen Jack Nicholson gelten, der zwar auch für überdrehte Darstellungen bekannt ist, aber in diesem Film ein außerordentlich subtil angelegtes Porträt seines konservativ-resignierten Old-School-Cops anlegt und auf diese Weise den Film auf seinen Schultern trägt. Nicholson überzeugt als gebrochener, desillusionierter Detektiv, der sich zunehmend selbst verliert. Man sollte aber auch hier nicht auf große Gesten oder große Konflikte warten, denn seinen Reiz bezieht seine Darstellung aus ihrer Zurückhaltung, die sich in den ruhigen Gesamstil des Films einfügt, zu dessen intensiver Athmosphäre auch Hans Zimmer mit seiner so unkonventionellen wie passenden Filmmusik, die mit starken Melodien punkten kann, einen hervorragenden Beitrag leistet.
Ungeachtet aller Stärken, muss ich dennoch anmerken, dass sich der Film zeitweilen zu sehr in seiner ruhigen Weise verliert. Die Zeit für die Entwicklung der Protagonisten, steigert zwar die Athmosphäre, in diesem Fall bremst sie aber gleichzeitig ein zügiges Voranschreiten der Story, sodass diese im Großen und Granzen doch recht simpel gehalten scheint, was meiner Meinung nach den größten Mängel in diesem ansonsten überzeugenden Thrillerdrama darstellt. FAZIT: Mit ''Das Versprechen'' erschafft Sean Penn eine würdige Umsetzung des Romans von Dürrenmatt, die sich zwar mit der Story in großer Einfachheit übt, sich dafür aber Zeit für die Entfaltung seiner Charaktere nimmt. Freunde unkonventioneller Thriller mit spannenden Figuren werden hier ihre Freude haben.