Zugegeben, als ich den Film zum ersten Mal sah, war ich kein Kind mehr, ich habe ihn mir eigentlich nur gegönnt, weil ich eben einen Spielfilm mit einem Zug sehen wollte. Trotzdem schaffte der Film es damals schon, mich irgendwie in seinen Bann zu ziehen, und in mir den Wunsch zu erwecken, eines Tages auch mal an Heilig Abend Kakao schlürfend in einem Zug im hohen Norden sitzen zu wollen, auch wenn die Reise gleisbedingt nie bis zum Nordpol führen kann (obwohl Klimaerwärmung - naja mal sehen ;-) Narvik in Nordwegen ginge jedenfalls, das ist auch über den Polarkreis...
Seither gehört jedenfalls der Film alljährlich schon so irgendwie dazu, nur von Jahr zu Jahr stören mich die Fehler des Films irgendwie immer mehr, und ich muss immer häufiger zum Vorspulknopf greifen. Das der Zug nach dem Anhalten vor dem Haus des Jungen Geräusche von sich gibt, die wie das zerreißen des Stahls auf der sinkenden Titanic klingen, finde ich gruselig und auch unpassend, ebenso wie die Dialoge, bei denen die Figuren z.T. zielgerichtet aneinander vorbei sprechen und die Argument des gegenüber überhaupt nicht beachten (Beispiel Sachimpfrede des Schaffner an Jungen, als dieser für Billy den Zug abgehalten hat, oder im Song zwischen Mädchen und Billy das Weihnachten nicht "funktioniert", und das Mädchen das konsequent ignoriert).
Oder die sinnlose Nummer, wenn ein Fahrgast ohne Karte erst in den letzten Wagon mit muss, vermeintlich herunter gestoßen wird, und in Wahrheit über die Wagondächer (!) zur Lok geführt wird. Später fährt dieselbe Person den Zug?! Was daran logisch sein soll, erschließt sich einem zunehmend nicht mehr. Auch warum die Zuglänge zwischen 3 und 20 Wagons über den Film schwankt, oder die brutele Einstellung, wo Lok und Wagen sich biegen müssen, um eine Art Gleiswendel zu befahren, all das weckt irgendwie den Wunsch, das man dort nochmal den Film richtig macht. Was hat es für einem Sinn, die Mimik echter Schauspieler auf CGI-Figuren zu übertragen, wenn die Animation an anderer Stelle hanebüchen daneben ist? Natürlich kann man auch bei am PC erstellten Filmen etwas cartoonmäßig überzeichnen, nur das sollte dass dann auch einen Unterhaltungswert haben. Während cartonmäßiges überzeichnen beispielsweise bei der Kellnerszene oder bei der Rutschpartie auf dem Eis, durchaus sinnvoll und dem Film förderlich ist, gibt es in einer ruhigen Filmszene wie der Wendelfahrt einfach keinen Sinn.
Deswegen muss ich mit zunehmender Distanz weniger Punkte für diesen Film vergeben, wenngleich er durchaus auch seine kurzweiligen Momente nach wie vor hat.
Ansonsten muss man noch Kitsch und typisch amerikanisch völlig überdrehtes "Feiern" abkönnen, damit man nicht zum Höhepunkt des Films doch noch wegzappt.
Fazit: Es fehlt etwas die einheitliche Linie, darstellerischer Realismus sollte wenn dann auch mit einer plausiblen Storyführung korrespondieren, und Unrealismus sollte auf Stellen, wo es unterhaltsam ist, beschränkt bleiben, wenn man schon einen Film mit Moral am Ende erzählen will.