Filmischer Totalausfall auf hoher See!
Ein Horrorfilm über die Queen Mary? Klingt nicht schlecht, immerhin gibt es unzählige Geistergeschichten über das Schiff, welches seit 1992 als Museum fungiert. „The Haunting of the Queen Mary“ erschien 2023 unter der Regie von Gary Shore, der nur für sein lächerliches Dracula-Rebott („Dracula Untold“) bekannt sein dürfte. Er schrieb hierfür auch das Drehbuch und schuf in meinen Augen den wohl frustrierendsten Film des Jahres: Eine cineastisches Desaster, das man fast gesehen haben muss, um es zu glauben.
Die Story spielt sowohl 1938 als auch in der Gegenwart. Beide Zeitebenen werden vor allem von einem Fluch des Schiffes verbunden. Wir erleben in der Vergangenheit wie ein blutrünstiger Mord geschieht, während in der Gegenwart ein kleiner Junge von einem Geist befallen wird.
Auf Papier klingt das alles ganz spannend, die Idee hinter dem Film ist auch nicht übel. Das Potential für den Film ist groß und kann sich zumindest in der Optik entfalten. Kameramann Isaac Bauman schafft es tolle Einstellungen, Übergänge und Bilder zu schaffen. Das muss ich dem Film lassen und es ist auch so ziemlich der einzige Aspekt des Ganzen, den ich als positiv bewerten würde.
Das Problem ist, dass dieser optische Pluspunkt schnell verschwimmt, denn der Rest des Werkes ist absoluter Müll! Und ich bin da normalerweise sehr fair, selbst bei wirklich schlechten Filmen. Immerhin haben viele Leute hart an so einem Film gearbeitet und man wollte hier auch wirklich ein Meisterwerk schaffen. Der Film wirkt in seiner ganzen Aufmachung und Präsentation so ambitioniert, das man meinen könnte, Regisseur Shore wolle damit ein paar Ocars einheimsen. Doch diese ganze Ambition implodiert quasi förmlich mit jeder fortlaufenden Minute. Nahezu alles ist schlecht.
Die Handlung ist furchtbar. Obwohl die Story relativ simpel ist (eine sehr typische Geistergeschichte), wird sie unfassbar konfus erzählt. Das Drehbuch und vor allem die Regie versuchen das Ganze so beeindruckend und cool rüber zubringen, das man nur lachen möchte. Der Film will mit aller Kraft ein bahnbrechendes Arthouse-Werk sein und offenbar im Fahrtwasser von deutlich besseren Horrorfilmen a la „Hereditary“ mitschwimmen. Leider sind die Dialoge grauenvoll, ebenso wie das Drehbuch und auch die verwirrende Regie von Shore.
Das liegt auch am furchtbaren Schnitt von Colin Campbell und Ken Blackwell. Einige Szenen sind dermaßen verwirrend geschnitten, dass ich dem Geschehen und den Aktionen kaum folgen konnte.
Hinzu kommen leider sehr schlechte schauspielerische Leistungen! Die beiden Eltern werden von Alice Eve und Joel Fry gespielt und sind dermaßen blass und langweilig, dass man schnell auf Seite der Geister ist. Und beide Kapitäne aus beiden Zeitebenen haben mich wahnsinnig gemacht, einmal mit bedeutungsschwangeren Monologen und einmal mit grauenvollem Overacting!
Apropos grauenvoll: Der Film soll ein Horrorfilm sein, schaffte es aber mich vor allem zum Lachen zu bringen. Mal abgesehen von unzähligen Logiklücken, kann der Film niemals wirklich gruseln. Die Jump-Scares sind pure Folter und vorhersehbar wie Bolle.
Die CGI-Efekte sind passabel und der Score von Jason und Nolan Livesay hat meine Ohren zum Bluten gebracht. Generell war der Sound schlimm, denn oftmals konnte man durch die Filmmusik und die Geräusche des Schiffes die Dialoge nicht hören. Peinlich.
Fazit: „The Haunting of the Queen Mary“ hat schicke Bilder, ist aber auf allen anderen Ebenen nahezu katastrophal! Es ist einer dieser Filme, die im Grund recht solide gemacht sind, aber versuchen so bedeutsam und besonders zu sein, dass sie in diesem verkrampften Arthouse-Käfig vollkommen versumpfen. Heraus kommt ein nichtssagendes und vor allem anstrengendes Filmerlebnis, das nur von einem Standpunkt aus gruselig ist: Dem Filmischen!